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Kreis Haßberge: Corona im Haßbergkreis: Wie kommen Gaststätten durch den Winter?

Kreis Haßberge

Corona im Haßbergkreis: Wie kommen Gaststätten durch den Winter?

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    Gastronomie in Corona-Zeiten: In der Brauereigaststätte Göller stehen nun Plexiglaswände zwischen den Tischen, die die Gäste vor einer Übertragung der Krankheit schützen sollen.
    Gastronomie in Corona-Zeiten: In der Brauereigaststätte Göller stehen nun Plexiglaswände zwischen den Tischen, die die Gäste vor einer Übertragung der Krankheit schützen sollen. Foto: Peter Schmieder

    Für die Gastronomie war die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung. Im Sommer hieß die Lösung: Biergarten. Wo die Gäste draußen sitzen und von alleine ein Luftaustausch stattfindet, da ist auch die Gefahr einer Ansteckung geringer. Doch dafür ist es mittlerweile zu kalt. Wie also stellen sich Wirte im Landkreis Haßberge auf einen Winter mit Abstandsregeln ein?

    "Man muss sein Konzept umstellen", sagt Marion Mehmeti. Zusammen mit ihrem Mann führt sie das Restaurant Pizzarella in Knetzgau. Dabei sind sie einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Während im Frühjahr viele andere Wirte erstmals einen Lieferservice einführten, machten die Mehmetis genau das Gegenteil: Sie stellten ihren bestehenden Lieferservice ein. Zwar boten sie weiterhin Essen für daheim an, allerdings nur noch für Selbstabholer.

    Eine treue Stammkundschaft ist von Vorteil

    Zum einen sei damit eine Übergabe mit geringerer Ansteckungsgefahr möglich, zum anderen musste auch das Pizza-Lokal in einer Zeit mit geringeren Einnahmen Personal einsparen. Es habe zwar einige Zeit gedauert, bis sie es geschafft hatten, bekannt zu machen, dass es bei ihnen Essen zum Abholen gibt. Aber: "Wir haben den großen Vorteil, dass es uns schon lange gibt." Wer einen gewissen Bekanntheitsgrad und eine treue Stammkundschaft hat, hat es sicher leichter, die Kunden auch für das Abhol-Angebot zu begeistern.

    Keine zusätzlichen Wände, dafür ein größerer Abstand zwischen den Tischen: So sieht das Corona-Konzept der Pizzarella Knetzgau aus.
    Keine zusätzlichen Wände, dafür ein größerer Abstand zwischen den Tischen: So sieht das Corona-Konzept der Pizzarella Knetzgau aus. Foto: Peter Schmieder

    Um die Innenräume ihrer Gaststätten auf eine kalte Jahreszeit mit Corona-Regeln vorzubereiten, haben Wirte grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Sie können die Tische weiter auseinander stellen oder zwischen den Tischen luftundurchlässige Trennwände aufbauen. Die Familie Mehmeti hat sich für die Variante mit einem größeren Abstand entschieden. In der Brauereigaststätte Göller in Zeil stehen dagegen mittlerweile Plexiglaswände.

    Die Gäste bleiben länger draußen

    "Am Anfang haben wir uns schon Sorgen gemacht: Gehen die Leute überhaupt rein?", erzählt Juniorchef Max Göller über den Beginn der kalten Jahreszeit. Nach einer Woche sei aber klar gewesen: "Wir können uns nicht beschweren" – auch wenn sich in der Übergangszeit mehr Gäste als in anderen Jahren dafür entschieden, so lange wie möglich draußen zu sitzen, weshalb die Göllers im überdachten Teil ihres Biergartens Heizstrahler anbrachten.

    Zum Zeitpunkt des Gesprächs zwischen Max Göller und der Redaktion lag der Inzidenzwert im Landkreis Haßberge allerdings noch unter 20. In einem Telefonat weniger Tage später berichtet er, dass die Zahl der Gäste nach dem rasanten Anstieg der Fallzahlen nun doch deutlich abgenommen habe.

    "Wir sind ein starker Familienbetrieb"

    Was die Aufteilung des Gastraums angeht, hatte die Herrenschenke in Königsberg Glück: "Wir haben innen viele kleine Räume", sagt Bernhard Ulrich, der Mann von Inhaberin und Geschäftsführerin Anja Beyersdorfer. "Wir sind ein starker Familienbetrieb", zeigt er sich optimistisch, nachdem die Gaststätte gut durch den Sommer gekommen ist: Kurzerhand hatten die Beyersdorfers ihren Hof, der normalerweise als Parkplatz genutzt wird, herangezogen, um die Fläche des Biergartens zu vergrößern. "Dadurch haben wir die Zahl an Sitzplätzen halten können."

    Hinter der Wand gibt es noch mehr Tische: Der Herrenschenke in Königsberg kommt gerade zugute, dass die Gaststätte aus mehreren, gut voneinander getrennten Räumen besteht.
    Hinter der Wand gibt es noch mehr Tische: Der Herrenschenke in Königsberg kommt gerade zugute, dass die Gaststätte aus mehreren, gut voneinander getrennten Räumen besteht. Foto: Peter Schmieder

    Außerdem freut sich Ulrich, dass seine Frau, seine Tochter, die Köchin und weitere Mitarbeiter "recht zackig" auf die ungeahnte Entwicklung reagiert hatten: Schnell hatten sie ein To-Go-Geschäft auf die Beine gestellt, als zu Beginn der Corona-Krise gar keine Gaststättenbesuche mehr möglich waren. Dankbar ist er auch der Bevölkerung, die dieses Angebot gut angenommen habe. Als das Lokal wieder öffnen konnte, blieb das Abhol-Angebot bestehen, auch wenn es dann nicht mehr das Hauptgeschäft ausmachte. "Ich gehe davon aus, dass das To-Go-Geschäft wieder auflebt", sagt Bernhard Ulrich mit Blick auf die nun wieder steigenden Fallzahlen.

    Auch wenn das Weihnachtsgeschäft, das für Gaststätten sonst durchaus wichtig ist, in diesem Jahr wohl "zum Erliegen" kommen werde, hat Ulrich die Hoffnung, trotz der Pandemie gut durch den Winter zu kommen. "Wollen wir mal nicht jammern", sagt er.

    Kleine Gruppen an großen Tischen

    Die Frage, welche Kapazität an Plätzen mit Abstandsregeln noch bleibt, ist in keiner Gaststätte wirklich zu beantworten. Das hängt in Zeiten, in denen sich Fremde nicht mehr zusammen an einen Tisch setzen dürfen, vor allem von der Größe der Gruppen ab, die in ein Lokal gehen. Ein Rechenbeispiel: Wenn mehrere Gruppen mit je fünf Personen in ein Restaurant mit zehn Tischen kommen, können bis zu 50 Personen bewirtet werden. Kommen dagegen nur Einzelpersonen, die das Personal nicht zusammensetzen darf, wäre bereits bei zehn Gästen der Laden voll.

    "Wir freuen uns über jeden, der kommt", sagt Max Göller, Juniorchef der Zeiler Brauerei.
    "Wir freuen uns über jeden, der kommt", sagt Max Göller, Juniorchef der Zeiler Brauerei. Foto: Peter Schmieder

    Allerdings wollen die Gastronomen das nicht als Aufforderung an Einzelpersonen oder Paare verstehen, nicht mehr in Gaststätten zu gehen. "Wir freuen uns über jeden, der kommt", betont Max Göller.

    Während normale Gaststättenbesuche weiterhin möglich sind, fällt das Veranstaltungsgeschäft der Brauereigaststätte derzeit flach. Da wären zum einen die eigenen Veranstaltungen der Brauerei, die normalerweise regelmäßig Bieranstiche mit Livemusik anbietet. Saisonbiere gibt es zwar weiterhin, ebenso wie speziell darauf abgestimmte Speisen, die Feier zum Anstich muss aber ausfallen. 

    Zum anderen vermieten die Göllers einzelne Zimmer der Gaststätte üblicherweise für Privatfeiern, was derzeit jedoch nicht möglich ist. Die Firmenweihnachtsfeiern, die nun anstehen würden, gibt es in diesem Jahr ohnehin nicht, und auch Familienfeiern sind nicht mehr drin, seit der Inzidenzwert die 35 überschritten hat.

    Gute Belüftung ist besonders wichtig

    Wichtig ist derzeit auch, dass die Wirte ihre Gasträume gut belüften können. Max Göller und Marion Mehmeti berichten, dass sie hier großes Glück hatten. In der Brauereigaststätte wurde erst vor zwei Jahren bei großen Umbaumaßnahmen eine neue, sehr leistungsstarke Lüftungsanlage eingebaut. Die sei "eigentlich sogar überdimensioniert" gewesen, für die Zeit der Pandemie aber nun genau das Richtige.

    "Die Kunden müssen sehen, dass wir das mit der Hygiene ernst nehmen", sagt Marion Mehmeti von der Pizzarella in Knetzgau.
    "Die Kunden müssen sehen, dass wir das mit der Hygiene ernst nehmen", sagt Marion Mehmeti von der Pizzarella in Knetzgau. Foto: Peter Schmieder

    Und der Knetzgauer Pizzarealla kommt zugute, dass die Mehmetis ihr eigenes Lokal gebaut haben, als in Gaststätten noch geraucht werden durfte. Deshalb hatten sie damals einen Luftreinigungsfilter eingebaut, den sie aber gar nicht lange nutzten, da kurze Zeit später das Rauchverbot kam. Nun wird diese Anlage zur Waffe im Kampf gegen die Corona-Ausbreitung – zusammen mit Kippfenstern, die eine gute Lüftung erlauben.

    Aus allen Gesprächen wir klar: Besonders wichtig ist, dass die Gäste sich sicher fühlen. "Wir halten uns zu 100 Prozent an die Regeln", betont Max Göller. "Das ist auch das einzig Richtige." Marion Mehmeti meint: "Die Kunden müssen sehen, dass wir das mit der Hygiene ernst nehmen. Dann kommen sie auch über den Winter." Wichtig sei vor allem, nicht die Gesundheit von Menschen zu gefährden, um Profit zu machen.

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