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EBELSBACH: Das Schloss, das keiner haben will

EBELSBACH

Das Schloss, das keiner haben will

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    Notdach, Baugerüste und nur ein notdürftiger Schutz vor der Witterung: Das Ebelsbacher Schloss wird von vielen Anwohnern als Schandfleck empfunden.
    Notdach, Baugerüste und nur ein notdürftiger Schutz vor der Witterung: Das Ebelsbacher Schloss wird von vielen Anwohnern als Schandfleck empfunden. Foto: Foto: Peter Schmieder

    Wer schon immer davon geträumt hat, einmal ein Schloss zu besitzen, hätte in Ebelsbach die Gelegenheit dazu – denn dort wird händeringend nach einem Käufer gesucht. Gefunden hat sich bisher keiner. Das liegt wohl auch daran, dass der künftige Schlossherr erst einmal eine ganze Menge Geld in die Brandruine stecken müsste.

    „Das Ganze ist noch zäher als Kaugummi“, kommentiert der Ebelsbacher Bürgermeister Walter Ziegler die Situation. In den frühen Morgenstunden des 10. September 2009 war es zu einem Großbrand in dem Renaissance-Schloss gekommen, die Ermittlungen ergaben Brandstiftung als Ursache, denn unter anderem wurden Spuren von Brandbeschleuniger gefunden. Der oder die Täter wurden bis heute nicht gefunden. Zwar gab es bei den Ermittlungen zwei Tatverdächtige, jedoch keine Beweise, die für eine Anklage gereicht hätten.

    Versicherung zahlt nicht

    Eine weitere Hiobsbotschaft kam im Juli 2011: Aufgrund von „Ungereimtheiten“ im Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft weigerte sich die Brandversicherung, den Schaden von mehreren Millionen Euro zu bezahlen. Im August 2012 meldete die Schloss Ebelsbach Verwaltungs GmbH, der das Schloss gehörte, Insolvenz an. Das Gericht lehnte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens jedoch ab: Die Gesellschaft sei so pleite, dass sie sich nicht einmal die Prozesskosten leisten könne.

    Und wem gehört das Schloss jetzt? „Im Moment gehört es niemandem“, sagt Bürgermeister Ziegler. Denn noch seien Gläubiger da, die erst einmal ausbezahlt werden müssten. Seit Ende 2015 ist David Herzog damit beschäftigt, einen neuen Schlossherren zu suchen. Der Würzburger Rechtsanwalt wurde zum Nachtragsliquidator bestellt und hat damit die Aufgabe übernommen, den Verkauf des Gebäudes voranzutreiben. Am Anfang hatte sich Herzog durchaus optimistisch gezeigt: Er rechne mit einem Vertragsabschluss bis im März oder April 2016, hatte er dieser Redaktion seinerzeit gesagt. Der Rechtsanwalt selbst war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu dem Fall zu erreichen.

    Arbeiten kosten Millionen

    Mittlerweile habe es zwar immer wieder einmal Besichtigungen gegeben, berichtet Walter Ziegler. Ein Käufer hat sich aber bisher nicht gefunden. Dieser müsste auch eine ganze Menge Geld mitbringen: Rund 300 000 Euro wären erst einmal nötig, um die Verbindlichkeiten zu begleichen. Das wäre allerdings noch eine Kleinigkeit im Vergleich zu den anstehenden Sanierungsarbeiten, die nach einer Schätzung aus dem Jahr 2017 mindestens zwölf Millionen Euro kosten dürften. Und die Schäden werden immer größer: Nach dem Brand wurde das Schloss mit einem Notdach aus Folie abgedeckt, das das Gebäude mehr schlecht als recht vor Wind und Wetter schützt.

    Doch hätte ein Käufer denn all diese Kosten ganz alleine zu tragen? Silke Wapenhensch von der Pressestelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege teilt hierzu mit: „In Bayern gibt es verschiedene Förderprogramme, die die Instandsetzung und Erhaltung von Denkmälern unterstützen.“ Eine Eigenbeteiligung des Denkmaleigentümers werde aber fast in allen Fällen erwartet, „ein Rechtsanspruch auf Förderung besteht nicht“. Ihre Kollegin Dorothee Ott erklärt, dass auch die Frage der Zumutbarkeit eine Rolle bei der Förderung spiele. „Es gibt viele Möglichkeiten, dass ein Käufer nicht im Regen stehengelassen wird“, kommentiert sie.

    Schandfleck der Gemeinde

    Außerdem könne die Förderung davon abhängen, zu welchem Zweck ein denkmalgeschütztes Gebäude später genutzt werden soll, sagt Ott. Silke Wapenhensch erklärt dazu: „Finanzierungshilfen und Steuererleichterungen für Maßnahmen an Denkmälern gewährt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in der Regel dann, wenn die Maßnahme vor Beginn einvernehmlich mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt ist.“ Voraussetzung für eine Förderung sei ein „denkmalpflegerisch bedingter Mehraufwand“.

    Immer wieder wurde das Wasserschloss in den vergangenen Jahren als „Schandfleck“ der Gemeinde Ebelsbach bezeichnet. Wie der Bürgermeister berichtet, hat der Gemeinderat mittlerweile beschlossen, ein Konzept für eine mögliche Nutzung der Immobilie zu erarbeiten. Kürzlich sei die Aufgabe an ein Planungsbüro übergeben wurden, noch sei es aber zu früh, um Ergebnisse zu präsentieren. Auch wenn also verschiedene Stellen nach einer Lösung des Problems suchen, geht der Dornröschenschlaf vorerst weiter.

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