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LEMBACH: Der Lockruf der Traktor-Legenden

LEMBACH

Der Lockruf der Traktor-Legenden

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    Alt, aber begehrt: der „Zettelmeyer Z 2“ von Jan Moser. Auch Freundin Nadine hat ihre Freude an dem „alten Kameraden“.
    Alt, aber begehrt: der „Zettelmeyer Z 2“ von Jan Moser. Auch Freundin Nadine hat ihre Freude an dem „alten Kameraden“. Foto: Foto: Günther Geiling

    Traktoren sammeln, restaurieren oder einfach nur als Familienstück in Schuss halten und sich dann mit Gleichgesinnten treffen und fachsimpeln. Solche oder ähnliche Beweggründe hörte man immer wieder beim „3. Bulldog-Treffen“, das die „Bulldogfreunde Lembach“ am Wochenende in ihrem Steigerwaldort veranstalteten. Dabei konnten sie über 150 Schlepperfreunde mit wertvollen Stücken begrüßen. Als älteste Traktor-Legende stieß dabei der „Zettelmeyer Z 2“, Baujahr 1936, von Jan Moser auf großes Interesse.

    Die Historie und die Technik dieser Oldtimer-Traktoren üben nach wie vor besonderen Reiz aus, selbst auf die, die eigentlich rein gar nichts mit dem äußerst exklusiven Hobby zu tun haben. Das zeigte auch der rege Zuspruch zu dieser Veranstaltung. „So einen Bulldog kenne ich gar nicht. Ich habe noch nie so einen gesehen“, meinte einer zu dem Gefährt von Jan Moser aus Augsfeld. Auch er hat eigentlich gar nichts mit Landwirtschaft zu tun und ist trotzdem von dem Virus Oldtimer-Traktoren befallen. „Mein Opa hatte nur ein bisschen Landwirtschaft. Und ich fahre heute höchstens manchmal noch etwas Schlepper bei einem Bauern. Für mich ist mein Traktor nur Hobby. Dabei fahre ich zu Oldtimer-Treffen oder mache am Wochenende mit meinen Freunden Ausflüge in den Steigerwald“, beschrieb Jan Moser seine Leidenschaft.

    Große Beachtung

    Sein Fahrzeug fand große Beachtung, zumal es das älteste der Ausstellung war und äußerst selten zu sehen ist. „Ich habe im Internet nach einem alten Traktor gesucht und bin dann im Osten fündig geworden. Denn er stand in Meiningen in Thüringen. Dort habe ich ihn geholt, ihn dann komplett restauriert und alles, was aus Blech ist, völlig neu gemacht.“ Deswegen hat er wohl auch nur 4500 Euro gekostet, die gleiche Summe musste sein neuer Besitzer zum Herrichten aufwenden. Nicht eingerechnet ist dabei natürlich die Zeit, „denn Jahre habe ich daran gearbeitet, wann immer ich etwas Zeit dafür fand“. In der „Schlepperpost“ wird das Stück nun schon auf 20 000 Euro geschätzt, immer vorausgesetzt, man findet dazu einen Liebhaber.

    Aber selbstverständlich ist das gute Stück unverkäuflich, zumal auch Freundin Nadine mit dem Hobby ihres Zukünftigen einverstanden scheint und ihn auf seinen Ausflügen begleitet. Der kleine, kompakte Traktor hat die Bezeichnung „Zettelmeyer Z 2“. Er hat zwei Zylinder, einen Hubraum von 1894 ccm und 22 PS, und er galt als richtiger Straßenschlepper, der es auf eine Geschwindigkeit von 35 km/h brachte.

    Als „Riese“ erscheint dem gegenüber der große „Lanz Typ 8506“, Baujahr 1942, von Ernst Rösch aus Reichmannshausen mit seinen 35 PS. Der ist mit seinem lauten „Tuck, Tuck, Tuck“ schon von weitem zu hören und zog gleich die Blicke auf sich. Zudem raucht er beim Gasgeben manchmal so wie eine alte Dampflok. Darüber hinaus hat er eine interessante Geschichte. Er ist vom Hitler-Regime nach Rumänien verkauft worden und hat dort seine Dienste getan. „Mich hätten seine letzten Töne interessiert, die er dort von sich gegeben hat“, sagt etwas wehmütig Ernst Rösch.

    Der neue Besitzer hat ihn erst im Jahr 2000 hier in Deutschland von Rumänen gekauft. Und mit Stolz zeigt er seinen Bildband, in dem aufgezeigt ist, in welch marodem Zustand der Acker-Veteran war und mit welchem Aufwand er ihn über einen Zeitraum von fünf Jahren zu diesem Schmuckstück restauriert hat. „In diesen fünf Jahren habe ich weit über 1500 Stunden daran gearbeitet und wirklich jede einzelne Schraube in der Hand gehabt. Von den kleinsten Teilen bis hin zum Getriebe habe ich alles total zerlegt, ich habe wieder alles zusammengebaut und das alte Eisen auf Hochglanz poliert“, erklärte Ernst Rösch seinen Zuhörern.

    Keine Bremsen

    Dabei sind einige Details für die jüngere Generation fast nicht mehr vorstellbar. Der Bulldog hatte nämlich keine Bremsen. Man müsste ihn eigentlich als „Pferd nur für den Acker“ bezeichnen. Dies habe er, Ernst Rösch, natürlich geändert. Und als Nebenerwerbslandwirt benutze er ihn heute zum Ziehen von Anhängern. Er bringe es nämlich auf eine Geschwindigkeit von 35 km/h. Und bei den Fachsimpeleien erfuhr man, dass dieser „Lanz“ heute von Liebhabern bei 50 000 Euro plus eingestuft wird.

    Dabei kann man das große Gefährt mit einem Eigengewicht von fast sechs Tonnen nicht einfach starten, denn es ist ja ein „Glühkopf-Schlepper“. Bevor der kalte Glühkopfmotor gestartet werden kann, muss nämlich die „Glühnase“ durch eine Fremdheizung, meist eine Lötlampe, vorgewärmt werden. Und das kann schon zehn Minuten dauern.

    Er wurde von 1921 bis 1957 von der Lanz AG hergestellt. Und mit diesen Traktoren prägte sich umgangssprachlich der Name Bulldog für einen Ackerschlepper ein. Er galt als Ur-Bulldog. Sein Erfolg war ohne Zweifel seine Einfachheit und seine Robustheit. Kaum zu glauben, dass er heute sogar als „Hochzeitsauto“ eingesetzt wird.

    Ihm durchaus ähnlich könnte man den großen „Hanomag R 55“ (Baujahr 1956, 55 PS) von Ludwig Jäger aus Knetzgau bezeichnen. Letzterer ist ein ausgesprochener „Hanomag-Fan“, er hat drei weitere Gefährte dieser Marke zu Hause stehen. Den „Hanomag“ habe er für 4000 Euro gekauft und ein neues Getriebe im Wert von 4700 Euro eingebaut. Heute könne man den Wert auf 20 000 Euro schätzen.

    Bei seinem Fahrzeug handelt es sich um eine ehemalige Schausteller-Zugmaschine, die deswegen auch ein Schnellläufer ist. Sie kann mit 50 km/h gefahren werden und verbraucht dabei circa 15 Liter auf 100 Kilometer. „Sie ist seit zwölf Jahren in meinem Besitz, und in circa 1000 Stunden habe ich sie komplett restauriert“, informierte Jäger, „im Sommer bin ich nun fast jedes Wochenende unterwegs. So habe ich heuer schon über 1200 Kilometer zurückgelegt bei Fahrten nach Poppenhausen oder Thüringen oder bei der Traktorwallfahrt nach Vierzehnheiligen.“ Wie bei einer Fußwallfahrt sei es auch bei einer Traktorwallfahrt gar nicht so leicht, die Teilnehmer beieinander zu halten. Während der „Hanomag“ also mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h loslegen kann, wollen natürlich auch die Kleineren mitkommen, die es nur auf 13 bis 17 km/h bringen. Und Ludwig Jäger hat bei seinen Ausflügen sogar, falls nötig, einen Wohnwagen dabei, so dass er problemlos bei weiteren Fahrten übernachten kann.

    Alte Berufe

    Indes waren bei dem Treffen Handwerker mit alten Berufen (Besenbinder, Schmiede, Drechsler) bei der Arbeit zu sehen. Und man konnte sogar eine Maiskolbenschälmaschine und alte landwirtschaftliche Geräte besichtigen. Außerdem wurde das „Mähen im Wandel der Zeit“ – von der Sense bis zum modernen Traktor – vorgeführt.

    Pater Michael zelebrierte den Festgottesdienst im Freien, den die Blaskapelle musikalisch begleitete. Schirmherr Bürgermeister Michael Ziegler hielt es für eine „schöne Tradition“, zu zeigen, welche Mühe hinter all den Arbeiten gestanden habe und wie man sich bei der Feldbestellung und der Ernte früher habe plagen müssen.

    Vorsitzender Artur Graser ging in seinem Rückblick auf die Gründung vor fünf Jahren ein. Man habe nach gemeinsamen Interessen gesucht und diese auch gefunden. Seitdem besuche man regelmäßig Oldtimertreffen, man organisiere Ausflüge, besuche Messen oder besichtige Traktoren-Fabriken. Nun halte man schon das „3. Bulldog-Treffen“ ab. Auf dieses wies über den Häusern von Lembach in luftiger Höhe ein aufgehängter Traktor hin – ein „Kramer KW 160“ aus den 1950er Jahren, der in naher Zukunft vom Verein wieder hergerichtet wird.

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