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RÜGHEIM: Der Tierdoktor für exotische Fälle

RÜGHEIM

Der Tierdoktor für exotische Fälle

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    Vorsichtiger Umgang: Nils Kley fasst die junge Nelsons Königsnatter ganz behutsam an, nicht weil das Tier gefährlich wäre – die Natter ist ungiftig –, sondern weil er es nicht verletzen möchte.
    Vorsichtiger Umgang: Nils Kley fasst die junge Nelsons Königsnatter ganz behutsam an, nicht weil das Tier gefährlich wäre – die Natter ist ungiftig –, sondern weil er es nicht verletzen möchte. Foto: Fotos: Theresa Ott

    Zischend wickelt es sich um seinen Finger. Kaum 30 Zentimeter groß ist das noch nicht ausgewachsene Tier. Dr. Nils Kley geht bedächtig mit seinen Nattern um, eine junge Nelsons Königsnatter und ausgewachsene Schwarze Kettennatter. Man merkt ihm sein gutes Gespür und seine Erfahrung an. „Die tun wirklich nichts, sie sind völlig ungefährlich.“ Das mag man ihm beim Anblick der schnell zischenden Zungen der beiden Nattern zwar erst nicht glauben, doch die Ruhe, die Dr. Kley ausstrahlt, überzeugt einen.

    Nils Kley, 29 Jahre alt, ist seit 2008 Tierarzt. Seit Ende Februar dieses Jahres vervollständigt er das Team der Tierärztlichen Klinik Eller bei Rügheim. Dort kümmert er sich um Hunde, Katzen und kleine Heimtiere, spezialisiert hat er sich aber auf Exoten, besonders auf Reptilien. „Ich habe mich schon seit ich denken kann für exotische Tiere interessiert“, erinnert sich Kley. Das mag an seiner Familie liegen – sein Vater ist Biologe –, wohl aber auch an den Erfahrungen, die er bislang mit exotischen Tierarten sammeln konnte.

    Wahrscheinlich auch deshalb, weil ihn Exoten so faszinieren, besitzt der Arzt nebst diversen anderen Tieren auch selbst Schlangen. Er hat keine Furcht vor seinen Schlangen oder anderen exotischen Patienten, das sei „die falsche Art mit diesen Tieren umzugehen“, meint er. Vielmehr sei es wichtig, konzentriert zu sein, stets zu bedenken, wozu die Tiere fähig sind, respektvoll mit ihnen umzugehen und ihnen möglichst wenig Stress zu bereiten.

    „Langlebige Exoten überleben bei guter Haltung nicht selten die Besitzer.“

    Tierarzt Nils Kley, Spezialist für exotische Tiere

    Im Umgang mit exotischen Tieren, „kommt es besonders darauf an, so zu arbeiten, dass niemand verletzt wird“. Damit meint er die Tierbesitzer, das Klinikpersonal, aber vor allem auch das Tier selbst.

    Kley hat mit unterschiedlichsten Verletzungen bei Exoten zu tun. Etwa aus dem Fenster gefallene Chamäleons, Schildkröten, die einem Rasenmäher oder einem Hund in die Quere kamen, Vogelspinnen mit Parasiten oder ein Igel, den Kinder für einen Ball hielten. „Nicht wenige Krankheitsbeschwerden sind chronischer Natur, das heißt, sie haben sich über längere Zeit hin zunehmend verschlimmert“, berichtet Kley. Exotische Tiere zeigen oft kaum erkennbar Schmerzen. Deshalb bemerkt der Besitzer erst oft (zu) spät, dass das Tier krank ist. „Außerdem sind viele Terrarientiere nicht unbedingt Streicheltiere, die oft in den Arm genommen werden sollten“, sagt Kley. Dies sei ein weiterer Grund, dass Krankheiten oft spät erkannt werden.

    „Die Mehrheit der exotischen Tiere, die in der Klinik vorgestellt werden“, sagt er, „zeigen Krankheitssymptome, die auf Haltungsfehler zurückzuführen sind“. Dazu zählen Fehler in der Fütterung, Missachtung natürlicher Verhaltensweisen oder, gerade bei Reptilien, eine unzureichende technische Ausstattung.

    „Leider wird häufig am falschen Ende gespart und kein beziehungsweise das falsche Equipment gekauft, etwa in Hinblick auf UV-Lampen“, bedauert Kley. Gesunder Menschenverstand und die grundlegende Überlegung, die Bedingungen des natürlichen Lebensraums so gut als möglich zu imitieren, helfe, Haltungsfehler zu vermeiden.

    „Leider gibt es wie überall auch schwarze Schafe unter den Exotenhaltern.“

    Tierarzt Nils Kley

    Vor allem müsse man sich vor der Anschaffung umfassend informieren, am besten über seriöse Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terraristik oder den Verband Deutscher Vereine Aquarien- und Terrarienkunde. „Viele glauben, bei Internetforen an der richtigen Adresse zu sein“, meint der Tierarzt. Doch er warnt davor, den dort zu findenden Informationen blind zu vertrauen. Besser sei es, sich direkt an seriöse Fachleute zu wenden.

    Zudem müsse man die Kosten für den Halter bedenken. „Es bleibt keinesfalls nur bei den Anschaffungskosten. Hinzu kommen laufende Kosten für Futter, Strom, Zubehör, Urlaubsbetreuung und im Krankheitsfall für den Tierarzt.“ Die Kosten für die Exoten zuhause können ganz unterschiedlich ausfallen. Kley nennt Beispiele: Eine Vogelspinne als Haustier kostet unter 10 Euro pro Monat. Bei einem Grünen Leguan können es 100 Euro pro Monat sein. Neben dem Futter schlagen hier vor allem Stromkosten zu Buche, weil die Tiere, die aus Mittel- und Südamerika stammen, in unseren Breitengraden gewärmt werden müssen.

    Wie alle Tieren, sind Exoten keine Spielzeuge oder Prestigeobjekte, die angeschafft und sich selbst überlassen werden können. „Langlebige Exoten wie Landschildkröten oder Großpapageien überleben bei guter Haltung nicht selten die Besitzer. Manche Exemplare werden von Generation zu Generation weitervererbt“, erzählt Kley. Wichtig: Bei der Anschaffung muss die Rechtslage bedacht werden, besonders mit Blick auf potenziell gefährliche Tiere, wie Giftspinnen oder Riesenschlangen, aber auch bedrohte Arten. Auskunft darüber gibt der Tierarzt.

    „Leider“, fügt Kley hinzu, „gibt es wie überall auch schwarze Schafe unter den Exotenhaltern, deren Fehlverhalten ein schlechtes Licht auf alle Halter wirft.“ Häufig wird deshalb ein generelles Verbot der Exotenhaltung gefordert. Davon hält Kley wenig. Ein generelles Verbot sei schwierig umzusetzen, fördere den Schwarzmarkt übers Internet und diskriminiere seriöse Halter. Gerade wegen der guten, engagierten Halter hofft der Arzt, dass die Haltung exotischer Tiere erlaubt bleibt. Schließlich sei das „doch ein sehr interessantes, spannendes und nicht zuletzt lebendiges Hobby“.

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