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KREIS HASSBERGE: Die große Sorge um den Nachwuchs

KREIS HASSBERGE

Die große Sorge um den Nachwuchs

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    Nachwuchssorgen: Immer weniger junge Leute greifen zum Malerpinsel. Das wurde auf dem Neujahrsempfang der Malerinnung deutlich.
    Nachwuchssorgen: Immer weniger junge Leute greifen zum Malerpinsel. Das wurde auf dem Neujahrsempfang der Malerinnung deutlich. Foto: Foto: Becht

    Sich einfach mal zusammensetzen und unterhalten. Das ist auch für Geschäftsinhaber wichtig. Doch fehlt im laufenden Jahr oft die Gelegenheit. Diese Gelegenheit bietet die Malerinnung im Landkreis Haßberge ihren Mitgliedern aber einmal im Jahr beim Neujahrsempfang. Zudem bietet sich so für Obermeister Michael Ott die Gelegenheit und der würdige Rahmen, Ehrungen durchzuführen. „So eine Ehrung ist etwas Besonderes, da sollte der Rahmen schon passen“, erklärt Ott. Schließlich werden im Handwerk die Meister erst ab einer 40-jährigen Tätigkeit als Meister mit dem Goldenen Meisterbrief gewürdigt. „Und 40 Jahre sind gerade in der heutigen Zeit kein Pappenstiel“, weiß der Malermeister.

    Das beherrschende Thema des Abends, auch bei den Unterhaltungen an den einzelnen Tischen, war die große Sorge um den Nachwuchs. So konnten in diesem Jahr deutlich weniger Betriebe einen Azubi melden. Kamen sonst immer (zusammen mit den Fahrzeuglackierern) 17 Lehrlinge aus dem Landkreis, waren es zu Beginn dieses Ausbildungsjahres gerade einmal sieben. „Es ist ohnehin schon schwierig, Auszubildende zu bekommen“, erläutert Michael Ott. „Und jetzt, mit der Schulsituation, ist es eine Katastrophe.“

    Seit dem Schuljahr 2014/15 müssen nämlich die auszubildenden Maler und Lackierer aus dem Landkreis Haßberge nach Schweinfurt in die Berufsschule. Für die Azubis aus dem Maintal, wo eine akzeptable bis gute öffentliche Nahverbindung besteht, ist dies kein Problem. Für junge Menschen aus dem Steigerwald, aber auch aus den Räumen Ebern und Hofheim dagegen schon. Vor allem weil die öffentlichen Verkehrsverbindungen nach Schweinfurt fehlen. „Unsere Azubis müssen ja erst mal nach Ebern kommen, damit sie von da aus per Bus oder Bahn (über Bamberg) weiter nach Schweinfurt kommen. Das ist eine halbe Weltreise“, kennt der Obermeister, dessen Betrieb in Burgpreppach sitzt, das Problem aus eigener Erfahrung. Und viele Lehrlinge kommen aus Oberfranken: „Wir haben junge Männer, die wohnen im Landkreis Forchheim oder in Bamberg, einer sogar direkt neben der Berufsschule – und die müssen trotzdem nach Schweinfurt“, bringt es Ott auf den Punkt. Das Problem hierbei sei, so der Obermeister, dass die Gastschulanträge für Bamberg kategorisch abgelehnt würden. „Ich weiß nicht, ob man hier die Realität nicht sehen will, oder ob es um die zwanghafte Erhaltung der zweiten Malerklasse in der Berufsschule Schweinfurt geht“, so Michael Ott weiter. Fakt sei, dass das Wohl der Schüler dabei auf der Strecke bleibe.

    Und genau deswegen, so berichteten viele Malermeister, hätten potenzielle Azubis die Stellen wieder abgesagt. „Wir haben ja den Gedanken schon aufgegeben, irgendwann wieder in Haßfurt eine Berufsschulklasse zu bekommen“, so Paul Berchtold (Zeil) und Jürgen Fromm (Memmelsdorf i. Ufr.). „Aber wenigstens die Gastschulanträge sollten doch genehmigt werden.“ Sonst wären die Firmen gezwungen, zu anderen Mitteln zu greifen. „Ich weiß von einem Kollegen, der einen Zweitbetrieb angemeldet hat im Nachbarort. Der liegt aber im Landkreis Bamberg, damit seine Stiften dort in die Berufsschule gehen können“, erzählt ein weiterer Malermeister aus dem Steigerwald. Damit gehen auch in punkto eigentliche Betriebssitze im Landkreis Steuereinnahmen verloren.

    Diesen Wink mit dem Zaunpfahl konnte auch der stellvertretende Landrat Oskar Ebert, selbst aus dem Steigerwald, nicht übersehen. Doch er wollte und konnte nach eigenem Bekunden nichts versprechen. Doch immerhin sagte er: „Jetzt kenn‘ ich ja das Problem und kann mich mal informieren.“

    In seinem Grußwort zeigte sich Oskar Ebert erfreut über die Einladung. „Meine Frau sagt immer“, sie stamme aus einer Malerfamilie und habe das Maler-Gen in sich, schmunzelte er, „also ganz fremd bin ich hier nicht.“ So nutzte er die Gelegenheit, alte Bekanntschaften aufzufrischen und in Ruhe mit den Menschen zu reden. Denn „so nah wie hier ist man als Politiker nicht immer an den Menschen dran.“ Zudem freute es den Politiker, „Menschen, vor allem Männer, mit solch einem Durchhaltewillen zu treffen.“

    Besonderen Durchhaltewillen hatten auch die Geehrten des Abends bewiesen. Hilmar Martin aus Kraisdorf und Adolf Ullrich aus Bundorf nahmen den Goldenen Meisterbrief für 40 Jahre Meistertätigkeit im Malerhandwerk entgegen. Eine ganz besondere Ehre war es für Michael Ott, dem Kollegen Simon Theo den Goldenen Meisterbrief für 52 Jahre als Malermeister überreichen zu dürfen. Die Besonderheit dabei: Simon Theo ist eigentlich Mitglied der Handwerkskammer Rhein-Main, da er sein Malergeschäft bis 1994 in Frankfurt am Main geführt hatte. „Aber im Ruhestand zog er mit seiner Frau dann nach Fitzendorf in die schönen Haßberge“, erklärte Michael Ott den versammelten Malermeistern, „deshalb sind wir jetzt für ihn zuständig.“ In den rund 20 Jahren, die er nun schon im Haßbergkreis lebt, hat sich Simon Theo der hiesigen Malerinnung immer zugehörig und verbunden gefühlt. Deswegen war es für ihn eine besondere Freude, den Goldenen Meisterbrief entgegennehmen zu können.

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