Dass das Koch- und Backbuch so ist, wie es ist, und überhaupt erst erscheinen konnte, ist dem Zufall zu verdanken. Auslöser für die Idee, zur 1200-Jahr-Feier von Rügheim ein Buch für spezielle Rezepte aus dem Ort zu verfassen, stammt aus einem Zeitungsartikel.
In einer Ankündigung wurde Andrea Hein auf ein Backbuch anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Obbach aufmerksam. Den Gedanken, ein solches Buch für Rügheim zu erstellen, stellte sie in einem der nächsten Frauentreffs vor und damit hat Andrea Hein die Frauen schnell überzeugt.
Doch in diesem Rezeptband sollten nicht nur allerlei Gerichte enthalten sein, es sollte weit mehr sein als ein Kochbuch. 274 Seiten mit Rezepten, biblischen Geschichten, Sprüchen rund um das Essen und sogar eine Kinderseite mit Reimen umfasst das Werk der Rügheimer Frauen.
Glücklich erscheinen die Teammitglieder des Rügheimer Koch- und Backbuchs zum Pressetermin vor einigen Tagen rund um das fertige Buch. Sichtlich stolz schauen sie sich noch einmal das Probeexemplar an.
Das Besondere an der Rügheimer Ausgabe eines Rezeptbuches sehen die Frauen des Frauentreffs vor allem in der Vielfalt der Gerichte. Da jeder Bewohner oder jede Familie aus Rügheim ihr eigenes ganz spezielles Rezept hat, aber auch zugezogene Dorfbewohner ihre traditionellen Gerichte preisgegeben haben, finden sich in dem Werk verschiedenste Leckereien wider. Beispielsweise gibt es in dem Koch- und Backbuch auch ein Traditionsgericht aus dem oberfränkischen Hof.
Aber was ist nun ein typisch Rügheimer Rezept? Da sind sich die Frauen einig: Es gibt einige davon, aber „Gurken eingemacht nach Rügheimer Art“ ist ein Rezept der ganz besonderen Art. Dieses Rezept hat seinen Ursprung in den 1970er Jahren. Da es früher in Rügheim eine Gurkenfabrik gab, in der auch viele Gurken des Dorfes verarbeitet wurden, entwickelte sich dieses spezielle Rezept zum Einmachen der Gurken, berichten sie.
„Viele Bauern und Dorfbewohner verdienten sich früher mit dieser Fabrik ihren Lebensunterhalt“, unterstreicht Jutta Göhler die Wichtigkeit der Gurken- und Sauerkrautfabrik in Rügheim. Besonders ist bei den „eingemachten Gurken“ die Zusammensetzung des Rezeptes mit den Zutaten, die in Rügheim seit Jahren so zubereitet werden. „Ursprünglich war das Rezept wie im Buch angegeben, aber jede Familie ändert dies mit Sicherheit auch nach deren eigenem Geschmack um“, fügt Andrea Hein hinzu.
Meist wurden Rezepte anonym in den Briefkasten des Pfarramts in Rügheim geworfen, berichten die Frauen weiter. Doch manche haben ihr „Küchengeheimnis“ auch direkt abgegeben. Spannend war dabei, dass auch Männer, Jugendliche oder Kinder, die das „am liebsten bei Omi“ essen, Rezepte eingebracht haben.
„Alle Rezepte sind jahrelang erprobt und bewährt.“
Birgit Reinhardt
„Das ist auch einer der Gründe, wieso man mutig jedes Rezept ausprobieren kann“, weiß Birgit Reinhardt, „denn alle Rezepte sind jahrelang erprobt und bewährt.“
Wenn die Frauen auf die Arbeit am Buch zurückblicken, war das Aufwendigste zum einen das Inhaltsverzeichnis, aber auch das Sortieren und Ordnen der vielen abgegebenen Rezepte. Spaß hat „jedes einzelne Treffen“ gemacht, findet Petra Blechschmidt. Dies sehen die anderen Frauen genauso und ergänzen noch: „Das fertige Werk zu begutachten war am Schönsten“.
Aber das Rügheimer Koch- und Backbuch bietet nicht nur leckere Rezepte, sondern dient auch einem guten Zweck: Vom Erlös des Buches, das zehn Euro kostet, kommen vier Euro pro Buch dem Kinderhaus Rügheim zugute.
Um sich selbst davon zu überzeugen, dass das Rügheimer Koch- und Backbuch tatsächlich schmackhafte Rezepte beinhaltet, trafen sich Britta Lutz und Antje Hein vom Kinderhaus Rügheim vor wenigen Tagen. Dabei besprachen sie auch das typische Rezept „Gurken eingemacht nach Rügheimer Art“. Die Gurken konnten die beiden Frauen überzeugen, genauso wie das Buch selbst. „Wir sind sehr gespannt, das Buch in Ruhe einmal zu Hause durchzustöbern“.
Das nächste Buch der Rügheimer Frauen wird es wohl „erst wieder in 1200 Jahren geben“, scherzt Sabine Ott. Doch die Frauen sind sich einig, dass dies die nachfolgende Generation übernehmen wird.