Katja Winter hält eine Pflanze mit lilafarbenen Blüten in die Runde. "Wer kennt den Namen dieser Pflanze?", fragt sie. Die Gruppe um sie herum braucht nicht lange und die Antwort kommt aus mehreren Mündern beinahe gleichzeitig: "Wiesensalbei!" Die Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 14 Jahren kennen sich gut in der Natur aus. Kein Wunder, denn sie sind nicht zum ersten Mal mit der Rangerin des Naturparks Haßberge unterwegs. Sie alle sind Teil des Junior-Ranger-Programms, welches seit September vergangenen Jahres besteht.
Die Gruppe trifft sich circa einmal im Monat an verschiedenen Orten im Naturpark Haßberge und erlebt und erkundet dabei die verschiedenen Seiten der Natur. Die Themen reichen von Bäumen und Blättern über Tiere im Winter oder Fledermäuse bis hin zu Frühlingserwachen und Wildkräutern. Fast schon nebenbei lernen die angehenden Junior-Rangerinnen und -Ranger auf diese Weise viel über die örtliche Flora und Fauna.
22 Kinder und Jugendliche sind Teil des Junior-Ranger-Programms
Dass sie das Ganze in ihrer Freizeit tun, macht ihnen nichts aus. Schließlich haben sie sich alle für das Programm beworben und dabei beschrieben, warum sie gerne Junior-Rangerin oder -Ranger werden möchten und wie sie sich für den Schutz der Natur einsetzen. So sind insgesamt 22 junge Natur-Liebhaberinnen und Natur-Liebhaber zusammengekommen.

Ziel des Projekts ist es, dass die Kinder und Jugendlichen zu Botschaftern der Natur werden, ihr Wissen an andere weitergeben und somit zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Thema des aktuellen Treffens: "Bestäuber, Beweidung und Blütenvielfalt". Hierfür hat sich die Gruppe am Rande von Zeil getroffen und in Richtung "Hohe Wann" aufgemacht.
Auf dem Weg wird jeder noch so kleine Käfer inspiziert. Naturpark-Rangerin Katja Winter macht immer wieder Halt und erklärt den Kindern einzelne Blumen und weitere Pflanzen. Sie beantwortet die zahlreichen Fragen der Kinder, welche mit vollem Eifer dabei sind und bereits sehr viel über die Natur wissen.
"Mir gefällt es am meisten, draußen in der Natur zu sein und so viel zu lernen."
Liam (9), angehender Junior-Ranger
"Mir gefällt es am meisten, draußen in der Natur zu sein und so viel zu lernen", sagt der neunjährige Liam. Damit ist er nicht allein, denn auch den anderen geht es ähnlich. Bei jedem der kleinen Zwischenstopps dürfen die Kinder dieses Mal ausnahmsweise ein Blütenblatt der gerade näher inspizierten Pflanze in einen kleinen Stoffbeutel packen. Später kleben sie diese auf eine kleine Malerpalette auf und können so das Gelernte mit nach Hause nehmen.
Naturpark-Ranger des Naturparks Haßberge betreuen den Nachwuchs
Um die lebhafte Gruppe aus – an diesem Tag – 15 jungen Menschen beisammenzuhalten, wird Katja Winter immer von ihrem Kollegen Arno Ludwig unterstützt. Die beiden sind zwei der insgesamt vier Naturpark-Rangerinnen und -Ranger im Naturpark Haßberge. Zu ihrem breiten Aufgabenfeld gehört seit kurzem auch die Betreuung der Junior-Rangerinnen und -Ranger, die ihnen nach eigener Aussage sehr am Herzen liegt und in die sie gerne Zeit investieren.

Anfang März stellte Katja Winter das örtliche Programm auf dem bundesweiten Treffen der Junior-Ranger-Betreuerinnen und -Betreuer als eines von drei Highlights vor. Die dortigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien von der Region begeistert gewesen, berichtet Winter.
Das Junior-Ranger-Programm geht vom Dachverband "Nationale Naturlandschaften" aus, der das Bündnis der deutschen Nationalparks, Wildnisgebiete, Naturparks und Biosphärenreservate darstellt. Die Teilnahme am Projekt ist für die Kinder und Jugendlichen kostenlos und wird vom Dachverband unterstützt.
Pflanzen- und Insektenarten werden von den Junior-Rangern genau begutachtet
Nach fast eineinhalb Stunden macht die Gruppe einen längeren Stopp auf der "kleinen Hohen Wann". Dort findet sie eine große Magerwiese vor, auf der eine Vielzahl an Pflanzen und Insektenarten beheimatet ist. In einem Sitzkreis werden weitere Pflanzen und Insektenarten durch Katja Winter erklärt, wobei die angehenden Junior-Rangerinnen und -Ranger immer wieder ihr Wissen beisteuern. Anschließend machen sich die Kinder mit einem Lupenglas ausgestattet auf die Suche nach verschiedenen Insekten, die dann nach kurzer Betrachtung wieder freigelassen werden.

Ihr Wissen stellen die Kinder und Jugendlichen dann in diesem Sommer noch bei einer Prüfung auf die Probe. Wenn sie diese bestehen, dürfen sie sich offiziell Junior-Rangerin oder Junior-Ranger nennen. Bis es aber so weit ist, wird ein Teil der Gruppe diese noch auf dem bundesweiten Junior-Ranger-Treffen im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen repräsentieren. Danach legt die Gruppe vorerst eine Sommerpause ein, bevor es im neuen Schuljahr weitergeht.
Über den Naturpark HaßbergeDer Verein Naturpark Haßberge wurde 1974 gegründet und soll die Kultur- und Naturlandschaft der Haßberge nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz zu einem weiträumigen, naturnahen und lärmfreien Erholungsgebiet ausgestalten. Das Gebiet des Naturparks erstreckt sich am Main entlang von Haßfurt bis Bamberg und im Norden bis zur thüringischen Grenze. Es umfasst dabei eine Fläche von rund 80.000 Hektar.Quelle: www.naturpark-hassberge.de