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HASSFURT: „Edmund, Du hast uns heiß gemacht“

HASSFURT

„Edmund, Du hast uns heiß gemacht“

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    Einst war er als „blondes Fallbeil“ nicht nur bei der Opposition, sondern auch unter Parteifreunden gefürchtet. Und mit seinem rigorosen Sparkurs ab dem Regierungsjahr 2003 machte er sich gerade im ländlichen Raum bei Bürgermeistern und Landräten aller politischen Färbungen unbeliebt. Am Montagabend jedoch war Ministerpräsident a. D. Dr. Edmund Stoiber genau der richtige, um für die CSU im Haßbergkreis die entscheidende Phase des Wahlkampfs einzuläuten.

    „Edmund, Du hast uns heiß gemacht“, stellte die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär mit Blick auf die 48 Tage bis zur Landtagswahl und die 55 Tage bis zur Bundestagswahl nach der über einstündigen Rede ihres politischen Ziehvaters fest. Und kaum jemand in der proppenvollen Rathaushalle dürfte das als übertrieben empfunden haben.

    Denn der ehemalige Landeschef ist zwar Zeit seines Lebens kein begnadeter Rhetoriker gewesen – und dass sich bis zu seinem 71. Lebensjahr daran nichts geändert hat, merkten aufmerksame Zuhörer auch im Bürgersaal im Alten Rathaus. Gerade Stoibers Schachtelsätze und die sich daraus ergebenden sprachlichen Verirrungen haben inzwischen ja regelrecht Kultstatus erreicht.

    Was es ausmachte, dass Edmund Stoiber sein Publikum mitriss, mag drei wesentliche Gründe haben:

    Erstens trat Stoiber als ein Redner und Wahlkämpfer voller Leidenschaft auf, was umso überzeugender, sprich ehrlicher wirkte, da er ja keine Werbung mehr in eigener Sache macht, sondern allein für sein Bayern und seine CSU.

    Zweitens: Der hohe Gast aus Wolfratshausen ist ein Mann der politischen Überzeugungen, die er auch klar herausstellt. Der Wähler weiß, woran er bei Stoiber ist. Der politische Gegner kann sich dadurch leichter auf ihn einschießen. Für seine Anhänger macht ihn das in einer immer mehr auf Kompromiss gemünzten Politiklandschaft aber zu einem Fels im Wertekanon. Tenor: „Auf diesen Mann ist Verlass.“

    Drittens: Edmund Stoiber ist es irgendwie – vermutlich sogar unabsichtlich – gelungen, sich das Image eines Elder Statesman zuzulegen. Galt er früher als spröde, hölzern, unnahbar, wirkt er heute viel entspannter, freundlicher, gelassener. Der promovierte Jurist entwickelt sich regelrecht zu einem Popstar unter den Altpolitikern, man wird ihn in den den nächsten Wochen oft als Gast bei TV-Talkshows sehen.

    Elder Statesman heißt aber nicht, das man das, was man gestern für richtig hielt, heute über Bord werfen muss: Vehement verteidigte Stoiber sein 2003 in Angriff genommenes Ziel des ausgeglichenen Staatshaushaltes. Ihm sei klar gewesen, dass er damals eine Entscheidung weit über seine eigene politische Zeit hinaus habe treffen müssen – die ihm viel Sympathie kostete. „Wenn Du möglichst wenig Leute auf die Palme bringen willst, dann darfst Du keine Reform machen“, deutete Stoiber an, dass er auch einen für sich bequemeren Weg als den Sparkurs hätte gehen können.

    Heute ist der einst engste politische Vertraute von Franz Josef Strauß davon überzeugter denn je, die Weichen vor zehn Jahren korrekt gestellt zu haben, denn Bayern stehe innerhalb der Bundesländer einzigartig dar – und damit auch an Europas Spitze.

    „Damals waren wir der kranke Mann in Europa“, blickte Stoiber zurück. Gerade auch Schröders Agenda 2010, von der sich die SPD immer mehr distanziere, sei richtig und notwendig gewesen. Um das zu erkennen, müsse man doch nur schauen, wo Deutschland heute stehe – „wir sind eine Art gelobtes Land“ – und in welcher Situation sich Länder wie Italien, Spanien oder Griechenland befinden, in denen niemand Reformen wagte. Wenn Bayern jetzt die Studiengebühren wieder abschaffen konnte, dann doch nur, weil inzwischen die Steuereinnahmen bei Bund und Ländern sprudelten wie nie zuvor. „Und Spanien hat in der letzten Zeit die Studiengebühren verdreifacht – und wen gibt man dafür die Schuld? Den Deutschen“, wettere Stoiber.

    Ohne festen schwarzen Faden, teils mit weiten Gedankensprüngen, streifte der Ministerpräsident a. D. die verschiedensten Themen, bald Familienpolitik und Betreuungsgeld, bald Energiewende, Politikverdrossenheit und fehlende intellektuelle politische Streitkultur. Seinem Nachfolger Horst Seehofer bescheinigte er, der beste Mann an der Spitze Bayern zu sein, einer der genau das habe, worauf es ankommt: „Der Seehofer hat die Statur, auch in Berlin und Brüssel gehört zu werden“.

    Und dann noch das Lob für Angela Merkel, verbunden mit dem Appell, es in Berlin nicht zum Regierungswechsel kommen zu lassen: Ein Drittel der Wirtschaftskraft Europas erwirtschafte Deutschland. Und aus dieser Stärke heraus laste eine Riesenverantwortung auf dem künftigen Kanzler: Ganz anders als Herausforderer Steinbrück, der den schlecht wirtschaftenden Südländern bereitwillig die Schulden erlassen werde, halte Merkel daran fest, dass Griechenland und die anderen Betroffenen ihre Schulden selbst berappen müssten. „Sie weiß was sie will und sie kann es – ihr Krisenmanagement inmitten von 27 Staatschefs ist hervorragend.“

    Ganz hervorragend fand Edmund Stoiber auch die Mannschaft, mit der die CSU Haßberge bzw. CSU im Stimmkreis 604 (Haßberge-Rhön/Grabfeld) in die kommenden Wahlen zieht – da machte er große Komplimente und fand nicht nur für die Bewerber für die „ganz großen Posten“, sondern zum Beispiel auch für Georg Hiernickel lobende Worte, der im Frühjahr Nachfolger von Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck werden möchte.

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