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KIRCHLAUTER: Ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art

KIRCHLAUTER

Ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art

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    Die Sopranistin Martina Hümmer sang für ihre Oma in der Kirchlauterer Kirche.
    Die Sopranistin Martina Hümmer sang für ihre Oma in der Kirchlauterer Kirche. Foto: Foto: Christian Licha

    Ein großer Wunsch erfüllte sich für Eugenie Hümmer am Samstag beim Gottesdienst in der Kirche „Maria Himmelfahrt“ in Kirchlauter. Die rüstige Seniorin feierte nämlich vor einigen Tagen ihren 95. Geburtstag (wir berichteten) und wünschte sich, ihre Enkelin, die Sopranistin Martina Hümmer, beim Singen in der altehrwürdigen Rokokokirche sowie zu erleben sowie den ehemaligen Kirchlauterer Pfarrer Martin Wissel in einer Messfeier.

    Beide wurde möglich, denn von seiner jetzigen Wirkungsstätte Leidersbach im Landkreis Miltenberg reiste Pfarrer Martin Wissel an, um den Gottesdienst zu zelebrieren. Und freilich fand auch die vielbeschäftigte Enkelin den Weg in die Kirche. „Wenn ich heute wieder in dieser wunderschönen Kirche in Kirchlauter singen darf, werden viele Erinnerungen wach. Gleichzeitig bin ich mit einer unendlichen Dankbarkeit erfüllt, dass mir Gott meine Stimme geschenkt hat“, freute sich Martina Hümmer, die als Sängerin klassischer Werke deutschlandweit etabliert und international sehr gefragt ist.

    Seit ihrer frühesten Kindheit ist die junge Frau fasziniert, welche menschlichen Emotionen sich mit Gesang ausdrücken lassen, sagt sie im Interview mit dieser Redaktion. Im Alter von fünf Jahren sang sie in Krankenhäusern, um die Patienten froh und glücklich zu machen. Mit neun Jahren erlebte sie als Zuschauerin ihre erste Oper – „Don Giovanni“ in Nürnberg – und wünschte sich fortan, auch mal so singen zu können. Kurz darauf, bei ihrer Kommunion, sang Martina Hümmer ihr erstes Solo, eine Komposition des „Vater unser“. Dirigent Enoch zu Guttenberg, Bruder der in der Nachbarschaft der Kirchlauterin wohnenden Gräfin von Stauffenberg, hatte schon früh zu dem Gesangstalent gesagt: „Das ist eine Mozartstimme, die unbedingt ausgebildet werden muss“.

    Nach ihrem Abitur und dem Besuch der Berufsfachschule für Musik Oberfranken studierte Martina Hümmer an den Musikhochschulen in Kassel und Frankfurt am Main. „Ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe, denn 350 Bewerber kamen damals auf zwei Studienplätze“, sagt die Sopranistin, die im Jahr 2017 das künstlerische und pädagogische Diplom „Gesang“ der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt mit Auszeichnung erlangte. Zeitgleich studierte Martina Hümmer Elementare Musikpädagogik. Passenderweise sang sie in ihrem Diplomkonzert die Rolle der Donna Elvira aus der Oper „Don Giovanni“, die sie als Kind fasziniert hatte.

    „Wir Sänger haben ein unglaubliches Geschenk, wir dürfen in andere Welten eintauchen, in jeder Probe und jedem Konzert“, ist Hümmer stolz, ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben. Sie arbeitet sowohl künstlerisch als auch pädagogisch und hat neben vielen Konzerten auch Opernprojekte in Hamburg und Florenz laufen. Singen ist für sie ein Zustand, der Körper und Seele gleichermaßen packt. Es ist nicht nur physische Hochleistung, sondern der Ausdruckswille muss immer gegeben sein.

    Bach-Kantate für Oma Eugenie

    „Letztendlich geht es mir immer um Wahrhaftigkeit, alles andere ist oberflächlich. Wenn ich zum Beispiel Bach singe, dann muss mir bewusst sein, dass ich in diesem Moment eine Musik zum Leben erwecke, die für den Komponisten eine ganz bestimmte Aussage hatte, die in jeder Note, in jedem Ton steckt“, sagt die Sängerin. Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ war es auch, die sich Oma Eugenie für den Gottesdienst gewünscht hatte: „Wir, die ganze Familie, haben schon sehr früh gemerkt, was in unserer Martina steckt und haben sie immer unterstützt und gefördert, damit sie ihren Traum leben kann.“

    Mit technischer Perfektion, musikalisch unterstützt von Organist Andreas Brunner aus Bamberg und Thomas Nees aus Walsdorf an der Trompete, präsentierte die Opernsängerin das Werk. Zudem sang sie aus Händels „Messias“ das Stück „Er weidet seine Herde“ aus dem Messias von Händel.

    Die Gottesdienstbesucher waren sich einig: Das war der festlichste Gottesdienst, den sie je erlebt hatten und auch die Orgel hatten sie noch nie so schön gehört. Tief berührt von der strahlenden Stimme, spendete das Publikum anschließend das, was für Künstler am wichtigsten ist: großen Applaus.

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