„Ich bin noch gerne jeden Tag in der Tankstelle und freue mich über jeden Kunden und vor allem, wenn sie mich so freundlich auf fränkisch begrüßen wie vor ein paar Tagen: Ach, du bist ja aa nuch do.“ In diesen Worten kommt die Lebensfreude von Eugenie Hümmer zum Ausdruck, die am Mittwoch ihren 95. Geburtstag feierte.
Eugenie ist einfach ein Urgestein, das auch in diesem hohen Alter aus dem Leben von Kirchlauter nicht wegzudenken ist und die es sich auch selbst nicht vorstellen kann in den „Ruhestand“ zu gehen oder mit dem „Altenteil“ zufrieden zu sein. Die Tankstelle Hümmer von Kirchlauter ist sowieso ein Kommunikationsmittelpunkt und in diesem mischt Eugenie Hümmer noch richtig mit und sucht auch das Gespräch.
Auch an ihrem 95. Wiegenfeste empfing Eugenie Hümmer ihre Gäste wie immer freundlich. Die „Seniorchefin“ zählt ja zu den ältesten Einwohnern der Gemeinde und hat nach wie vor keine Langeweile, weil sich an ihrem täglichen Leben nicht viel geändert hat. „Wenn sie ihren Kaffee getrunken hat, kommt sie noch täglich rüber in die Tankstelle, hilft und bedient gerne die Autofahrer und das bis in die Abendstunden. Der beste Ausdruck für sie ist eisenbereift“, meint ihre Schwiegertochter Roswitha, die sich über die große Unterstützung von Schwiegermutter Eugenie freut.
In diesem Jahr können die Hümmers mit ihrer Tankstelle das 70-jährige Jubiläum feiern, denn im Jahre 1949 wurde die Tankstelle in Kirchlauter eröffnet. Eugenie Hümmer war von Anfang an die „Seele der Tankstelle“ und ist dies eigentlich auch bis heute geblieben. Bis vor drei Jahren hat sie dabei auch noch die Buchführung erledigt.
1946 heiratete sie August Hümmer. Aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder (vier Söhne und eine Tochter) hervor und zu den Gratulanten zählen auch zehn Enkel und acht Urenkel. Der jüngste Urenkel wurde vor nicht einmal einer Woche in Singapur geboren.
Anscheinend waren ihr Lebensfreude, Aufgeschlossenheit für alles Neue, Fleiß und vieles mehr in die Wiege gelegt worden. Dies war auch notwendig als junge Frau in einem Spenglerbetrieb, den ihr Mann gegründet hatte. So war sie auch die erste Frau im weiten Umkreis, die in die männliche Domäne der Autofahrer eindrang. „Mit 30 Männern zusammen habe ich den Führerschein gemacht und bei uns in den Heiligen Ländern gab es höchstens drei Autos“, erinnert sich Eugenie Hümmer und zeigt dabei mit Stolz ihren Führerschein mit Ausstellungsdatum 17. Mai 1949.
Seit 70 Jahren fährt sie ohne jeglichen Unfall, ohne einen Punkt in Flensburg oder auch ohne Strafe wie ein Parkvergehen. Sie erinnert sich auch noch an das erste Auto mit Namen „Hansa“. Nach der Gründung des Omnibusunternehmens Hümmer fuhr sie natürlich auch Kleinbusse und chauffierte Kinder in Förderschulen nach Würzburg oder Bayreuth und auch für die Lebenshilfe im Landkreis Haßberge. Sie begleitete auch viele Reisen und betreut beispielsweise Wallfahrten mit dem Bus nach Altötting, erst im vergangenen Jahr als Vorbeterin.
Auch am Leben im Dorf nimmt sie großen Anteil und sie interessiert sich für alles, was ihr jeden Tag persönlich in der Tankstelle zu Ohr gebracht wird. Darunter waren an diesem Tag natürlich auch die Glückwünsche von stellvertretendem Landrat Michael Ziegler und Bürgermeister Karl-Heinz Kandler.