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HASSFURT: „Es ist eine Frage der Aufklärung“

HASSFURT

„Es ist eine Frage der Aufklärung“

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    Diesen Optimismus für die eigene Sache versprühten Anfang der Woche Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern, ebenso wie Klaus Mandery, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Haßberge, bei einer Informationsveranstaltung im Gasthaus Hirschen in Haßfurt. „Der Nationalpark wird auf jeden Fall kommen“, verkündete Mergner siegessicher und war sich mit Mandery allenfalls darin uneinig, ob dies schon kurz nach der bevorstehenden Landtagswahl oder erst in einigen Jahren der Fall sein wird.

    „Es ist eine Frage der Aufklärung“, stellte Klaus Mandery fest – und damit ist in erster Linie die Bevölkerung im Steigerwald gemeint. Noch immer spukten hier „Schreckgespenster“ herum, etwa dass ein Nationalpark wie eine Käseglocke über die Region gestülpt werden solle, dass die Menschen dann ihren Wald nicht mehr betreten („wir wollen die Menschen doch gerade in den Wald bringen“), keine Pilze mehr sammeln und kein Brennholz mehr nutzen dürften – allesamt Gerüchte oder gezielte Unwahrheiten, verbreitet von den Nationalparkgegnern.

    Eigentlich wäre es die Aufgabe des Freistaates und seiner staatlichen Behörden gewesen, die Bevölkerung mit objektiven Informationen zu versorgen – nur so sei ja Meinungsbildung möglich, meinte Landesbeauftragter Mergner. Doch die Staatsregierung selbst habe den Nationalpark bisher abgelehnt, weil sie davon ausgegangen sei, dass es für ihn unter den Steigerwäldern ohnehin keine Mehrheit gibt. Damit sich die Katze nicht ständig in den Schwanz beißt, sind der BN Bayern, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und andere Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald in die Rolle der Aufklärer geschlüpft. Im Oktober 2012 haben sie eine „Verordnung über den Nationalpark Steigerwald entworfen“, die sie dem Landtag, der Kommunalpolitik und der Bevölkerung als Grundlage zur Meinungsbidung und Diskussion zur Verfügung gestellt haben.

    Mergner und seine Mitstreiter sind davon überzeugt, dass ihre Verordnung Früchte trägt. Sie machen unten den Abgeordneten im Maximilianeum ebenso einen Gesinnungswandel aus wie in der Kommunalpolitik; selbst im „Freundeskreis Naturpark Steigerwald“ – dem Zusammenschluss der Nationalparkgegner – erkennen sie eine zunehmende Bereitschaft, sich auf ihre „Verordnung“ einzulassen. „Wir schaffen einfach Klarheit, was geschehen soll: Etwa, dass wir nicht den gesamten, 128 000 Hektar großen Naturpark abschaffen, sondern lediglich 11 250 Hektar in seinem nördlichen Teil zum Nationalpark machen wollen. Oder dass Privatwald oder Flächen von Körperschaften grundsätzlich nicht zum Nationalpark erklärt werden, auch wenn sie von ihm umschlossen sind“, führte Mergner aus. Er will ausgemacht haben, dass Hardliner auf der anderen Seite, etwa der Rauhenebracher Bürgermeister Oskar Ebert, der 2. Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“ ist, innerhalb der eigenen Reihen immer stärker isoliert sind. „Wir hoffen also, dass am Ende der Diskussion die Bayerische Staatsregierung und der Bayerische Landtag den Nationalpark Steigerwald als ersten fränkischen Nationalpark auf den Weg bringen.“

    Allerdings stehen im Herbst Landtagswahlen und im kommenden Frühjahr Kommunalwahlen an. Wer die Region in München vertreten oder im Steigerwald Bürgermeister werden will, wird sich in Sachen Naturpark und Nationalpark positionieren müssen. Auf unterfränkischer Seite waren es da der Befürworter nicht viele. Die alte Floskel „Nicht gegen den Willen der Bevölkerung“, mit der mancher bei den letzten Wahlen mit der eigenen Meinung geschickt hinterm Berg hielt, wird dann nicht mehr greifen, sind sich die Naturschützer sicher. Es sei denn, die Bevölkerung ist bis dahin umfassend aufgeklärt – aber immer noch mehrheitlich gegen den Nationalpark.

    Genau das kann und will man bei BN, LBV und Freundeskreis Nationalpark nicht glauben. Im Gegenteil, der Widerstand gegen einen Nationalpark bröckele, und es sei ja nicht so, dass er nicht von Anfang an starke Befürworter oder gar Initiatoren gehabt hätte, wie etwa den Bamberger Landrat Günther Denzler (CSU) oder Parteifreunde von ihm im Maximilianeum. Zeichen des Wandels sieht BN-Mann Mergner auch darin, dass im Februar Harald Leitherer von Florian Töpper als Schweinfurter Landrat abgelöst wurde. „Nicht wegen seiner Ablehnung des Nationalparks“ – aber sein Nachfolger sei dem Nationalparkgedanken eben durchaus aufgeschlossen. Und Innenstaatssekretär Gerhard Eck, Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“ – „der hat momentan ganz andere Probleme“, spielte Mergner auf die Familienaffäre der CSU an. Sollte der Donnersdorfer sein hohes politisches Amt einbüßen, würde das die Front der Nationalparkgegner weiter schwächen.

    „Der Nationalpark Steigerwald ist ein politisches Problem, kein fachliches“, hatte BN-Kreisvorsitzender Klaus Mandery eingangs der Informationsveranstaltung verkündet. Stück für Stück arbeiten die Naturschützer an der Beseitigung dieser politischen Hürden, langen, sprich jahrzehntelangen Atem sind sie gewohnt, wie zuletzt der Erfolg des BN beim Ausbau der Donau bewiesen hat. An der eigenen Informationspolitik indes scheint insbesondere der BN Haßberge noch arbeiten zu müssen: Obwohl der Kreisverband über 1000 Mitglieder zählt, erschien gerade einmal ein Dutzend Interessenter im Hirschen. Offensichtlich, so wurde es dem HT gesteckt, hatte es die Kreisspitze nicht für nötig empfunden, die eigenen Mitglieder per Mail über die Veranstaltung zu informieren.

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