Ihr Ziel lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: ein freies Netz für alle Menschen. An diesem Ziel arbeiten die Mitglieder von „Freifunk“ inzwischen seit mehr als einem Jahrzehnt, in Franken seit mehr als vier Jahren.
Ehrenamtlich ist ihre Arbeit, und es bedeutet weit mehr, als Menschen einen freien Zugriff aufs Internet zu ermöglichen, sagen Mitglieder der Initiative im Gespräch mit der Redaktion. Auch im Landkreis Haßberge arbeiten von der Idee eines Selbstmach-Netzes Begeisterte mit. Sie treffen sich jeden dritten Freitag im Monat zum Stammtisch im Meehäusle in Haßfurt.
Was für sie hinter der Idee des „Freifunks“ steht, erzählen Alex Gutzeit aus Ostheim, Max Wohlfahrt vom Meehäusle in Haßfurt, Robert Streng aus Knetzgau und Harald Eisenmenger aus Hofheim.
Frage: Was steht hinter der Idee des Freifunks Franken genau?

Alex Gutzeit: Wir bauen ein eigenes, selbstverwaltendes Netzwerk. Dort kann man sich einfach einloggen. Das ist wie bei einem kleinen Netzwerk Zuhause, nur wir machen das im Großen. Ein Service liegt aber ganz speziell im Fokus der Öffentlichkeit: freies Internet. Unser Freifunker-Netz würde theoretisch ohne Internet funktionieren.
Das wäre dann ein großes internes Netz, wo man sich unterhalten und Daten schicken könnte. Aber sobald dann einer oder zwei Internet anstöpseln, entsteht eben ein zusätzlicher Service, dass alle kostenfrei in diesem Netz surfen können.
Ihr stellt also nicht in erster Linie WLAN kostenfrei zur Verfügung?
Robert Streng: Dieses Wort ,kostenfrei‘ stimmt leider nicht genau. Es ist nicht so, dass wir hier groß nach Megabyte oder nach Zeit abrechnen. Eher werden die Kosten von Freiwilligen übernommen. Aber die Hardware muss eben gekauft werden.
Sind das dann einmalige Anschaffungskosten?
Alex Gutzeit: Das Gerät kostet knapp zwanzig Euro und dann kommen noch fünfzig Cent im Monat an Stromkosten dazu.
Harald Eisenmenger: Das sind dann fünf bis sechs Euro im Jahr.
Alex Gutzeit: Ich habe bei mir in Ostheim und in Unfinden ein Netz aufgebaut. Dafür nehme ich meinen Anschluss und den meiner Eltern. Den habe ich freigegeben und die Antennen angebracht. Es haben sich schon viele andere mit eingeklinkt, die jetzt über mich beziehungsweise meine Eltern kostenfrei surfen.
Welche technische Ausrüstung braucht man dafür?
Alex Gutzeit: Das kommt darauf an. Für den Anfang tut?s eine kleine Antenne. Die stellt man aufs Fensterbrett und schließt sein Internet daran an. Das hat dann eine Reichweite von nur 50 Metern. Als Freifunker möchte ich aber, dass sich dieses Netz verbreitet und dass es bekannt wird. Dafür ist das zu wenig. Andere Antennen kommen bis zu sechs Kilometer weit. Ich habe auf meinem Dach drei Stück davon in verschiedenen Richtungen ausgerichtet. So habe ich meine komplette Umgebung versorgt.
Harald Eisenmenger: Das Gerät alleine tut es aber noch nicht. Da kann man sich an Freifunk Franken wenden und bekommt dann von uns die passende Software darauf installiert.
Wenn ich auf das Netz zugreifen möchte, was muss ich dann machen?
Harald Eisenmenger: Man muss zum Beispiel auf seinem Smartphone sein WLAN suchen und dann wird das Frankenfreifunk-Netz unter den verfügbaren Netzen angezeigt. Einfach drauftippen und man ist verbunden.
Dann könnte ich jetzt hier surfen, weil Max Wohlfahrt vom Meehäusle sein Internet mit angeschlossen hat? Welche Motivation steht hinter so einer Idee, ehrenamtlich ein Netz aufzubauen?

Robert Streng: Wenn man im Schützenverein zum Beispiel in der Jugendarbeit unterwegs ist, macht man auch viel für andere. Und das ist eine ähnliche Motivation.
Alex Gutzeit: Es macht wirklich Spaß, Netze aufzubauen. Man kann Menschen dabei helfen. Zum Beispiel bei einem Asylbewerberheim. Da gibt es noch genug, die sich nicht unbedingt einen Internetanschluss leisten können. Außerdem steigert es die Attraktivität einer Stadt oder eines Dorfs – auch für die Jugend.
Robert Streng: Und für Touristen aus dem Ausland. Die haben ja dann wirklich kein Internet.
Max Wohlfahrt: Deswegen haben wir in der Hauptstraße in Haßfurt eine Abdeckung mit unserem Netz. Diese geht vom Meehäusle aus an den Turm und somit auf die ganze Straße. Und sicherer ist das für uns Wirte auch, weil in diesem Netz kaum etwas zurückzuverfolgen ist und wir dadurch nicht haftbar dafür sind, was Gäste im Internet machen.
Und wie lang wird es eurer Meinung nach brauchen, bis ihr wirklich ein flächendeckendes Netz geschaffen habt?
Alex Gutzeit: Freifunk gibt es schon seit circa 2003. Und Freifunk Franken gibt es seit vier Jahren. Es geht seitdem bergauf, auch wenn es ein paar Durststrecken gab. Aber dank Edward Snowden und allen, die die Menschen in dieser Richtung aufgerüttelt haben, entwickelt sich Freifunk immer weiter.
Weitere Infos zu den Freifunkern bieten die Mitglieder bei den Stammtischen, die jeweils am dritten Freitag im Monat im „Meehäusle“ ab 18 Uhr stattfinden, oder im Internet unter freifunk-franken.de
- Freifunk-Karte von Haßfurt