Das Starkbierfest gilt in Bayern als fünfte Jahreszeit. Auch im Landkreis wird sie immer beliebter und was den Münchnern ihr „Nockherberg“ ist, ist vielen im Landkreis Haßberge die „Heilig-Länder-Halle“ in Neubrunn. Sie platzte regelrecht aus den Nähten und das große Interesse an dieser Veranstaltung konnte erstmals nur mit einer Übertragung in einen Nebensaal befriedigt werden. Die Neubrunner Künstler sorgten dabei für ein Spektakel mit viel Lokalkolorit aus dem Landkreis und den Gemeinden, das für Stimmung bei den über 300 Besuchern sorgte.
Für den musikalischen Hintergrund spielten die „Neubrunner Dorfmusikanten“ auf und Moderator Ewald Stretz führte durch das abwechslungsreiche Programm. Natürlich musste zu Beginn erst der „Reckenbock“ angezapft werden. Geschäftsführer Dominik Eichhorn von der Brauerei in Reckendorf war sichtlich begeistert. „Was ihr Neubrunner hier immer wieder auf die Beine stellt, ist nahezu unglaublich.“
Neubrunner Original
Das „elektrisierte“ gleich das Neubrunner Original Hans-Jürgen Derra, der tatsächlich auch Elektriker ist und mit Sohn Moritz für die Übertragung der Veranstaltung sorgte. „Seit Dorothee ihren neuen Posten hat, hört man nur noch von Digitalisierung und keiner weiß, was damit gemeint ist.“
Er traf gleich ins Volle und schon hörte man die Glocke von „Ausscheller“ Horst Gehring. Ein Thema: die Fusionen im Landkreis. „Bei der Raiffeisen will ja Ebern mit Haßberge nichts zu tun ham. Fusioniert sens a, aber mit Lichtenfels und jetzt ham sa den Senf.“ Die nächsten Fusionierer seien die Sparkassen Haßberge mit Schweinfurt. „Ob des was wird? Klar! Is doch längst beschlossene Sach. Da kann der Gottwald mit seim Volksbegehrn nix mehr dran ändern! Oder Herr Landrat?“ Als Drittes würden nun die Zeiler mit den Haßfurtern fusionieren. „Die Imker mein ich. Mensch müssen die Biena da weit fliech.“
Leer stehende Schlösser
Zurück in den Landkreis wunderte sich der Ausscheller, warum die Ebelsbacher nicht in den Burgenwinkel mit aufgenommen wurden. „Leer stehende Schlösser und Ruinen ham die doch genug. Die Ebelsbacher lieben scheinbar Leerstände. Wenn des so weiter geht, wird bald die Hauptschul leer stehn. Der leere Netto wär auch noch da.“
Die Lösung der Friedhofsdiskussionen in Ebern sei von Adel, unter die Bäum mit Urnen und in den Ruheforst. „Für Bürgermeister Hennemann vielleicht a Rotbuchn und für sein Vorgänger dann a Schwarzerle.“
Plötzlich ein ganz anderes Bühnenbild beim Auftritt des „schrägen Theaters Neubrunn“ mit der Leuchtreklame „Kreiß-Saal“ und Sternen über Bamberg und Schweinfurt. Die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef bitten beim Türsteher der Geburtshilfe Haßfurt um Einlass, doch der versperrt ihnen den Weg.
Im Hintergrund kommen die drei Weisen mit „ihr Kinderlein kommet“. Maria und Josef schauen auf König Schneider und König Vogel als „große Mann mit Geld und Förderprogramm“ und wie durch ein Wunder geht die Schiebetür auf und eine Hebamme kommt mit einem Mädchen und ihrer Bitte: „Ihr müsst nur dafür sorg, dass von 100 Kindern 50 plus eins in Haßfurt geboren werden.“ Stürmischer Applaus gab es für diesen gelungenen Sketch.
Ein anderes Problem trat in Neubrunn auf, wo im Herbst das Große Landkreis-Erntedankfest stattfinden wird und ausgerechnet jetzt verschandle der neue Reifenhändler „Schabernack“ das Dorf. Der hofft dabei auf ein großes Geschäft „Mensch, da kumma bestimmt 3000 Mann, da mach ich a guts Gschäft.“
Engelchen und Teufelchen
Im dritten Akt kamen „Engelchen und Teufelchen“ auf die Bühne. Sie wollten beide für das Gleichgewicht in der Gemeinde sorgen. Das wäre schon früher so in den Heiligen Ländern gewesen: „Breitbrunner hams Geld, Neubrunner das Feld, Pettstadt des Holz und Kirchlauter den Stolz.“ Den glanzvollen Abschluss bildeten dann die drei Tenöre mit einer tollen akrobatischen Show nach der Melodie „jenseits von Eden“ und der Vorsitzende der „Dorfgemeinschaft Neubrunn“, Heinz Stretz, war sichtlich zufrieden. „So viele Gäste wie heuer hatten wir noch nie und deswegen konnten wir gar nicht alle Kartenwünsche erfüllen.“ Sein Dank galt den vielen Helfern, ohne die eine solche Veranstaltung nicht zu organisieren wäre. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler meinte: „Wie immer hervorragend.“
Aber auch die Gäste von außerhalb waren überschwänglich in ihrem Lob. Landrat Wilhelm Schneider sagte: „Jedes Jahr denkt man, es gibt keine Steigerung mehr. Aber das schräge Theater und die Redner schaffen es immer wieder, neue Akzente zu setzen. Das war wieder eine gelungene Vorstellung.“ Vorstand Andreas Linder von der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge war schon zum fünften Male in Neubrunn, „weil mir die besondere Stimmung hier so gefällt. Hier spürt man, dass alle im Ort zusammenhalten. Auch wenn der eine oder andere etwas durch den Kakao gezogen wird wie unsere Sparkasse mit der Fusion, so erfolgt dies in einer besonderen Weise und ist meist liebenswert verpackt.“
Mit einer Abordnung von 32 Personen war die CSU Untermerzbach vertreten. Vorsitzende Birgit Finzel bestätigte, dass immer mehr Leute mit wollten.