Proppenvoll war der Tunnelsaal im Gasthaus Rädlein am Freitagabend, als die dritte Akustik-Rocknacht über die Bühne ging.
Ob als Einzelinterpret, Duo oder Quartett, die allesamt alle aus dem oberen Haßbergkreis kommen, hauchten die Interpreten den Liedern mit ihrem Gesang und den Akustik-Gitarren ihre eigene Individualität ein.
Etwa die junge Sängerin Vanessa Weißenseel, die sich mit Gitarre und ihrer zarten Stimme auf den „Highway to hell“ von AC/DC beging, oder bei „All right now“ von Free und bei „Zombie“ von den Cranberries ihre Stimme etwas rockiger klingen ließ – alles war authentisch. Im zweiten Durchgang war sie im Setup zwar als Letzte dran, durfte aber mehr als eine Zugabe spielen.
Alte Ohrwürmer
Vornehmlich auf Songs im Duett konzentrierte sich „BeAn“ alias Benjamin Albrecht und Anja Müller. Wann hat man zuletzt „How do you do“ von „Mouth & McNeal“ gehört? Da ist das „Stumblin' in“ von Chris Norman und Suzi Quatro dank Bayern 1 schon populärer. Mit Country- und Folksongs ergänzten sie ihr Set, wie das legendäre „Jackson“ von Johnny Cash und June Carter oder „Your so vain“ von Carly Simon. Die helle Stimme von Anja und die dunklere von Benjamin ergänzen sich wohltuend.
Mit dem „Piano Man“ – obwohl nur mit zwei Gitarren und Mundharmonika gespielt – huldigten „Döner & Mark“ den amerikanischen Sänger Billy Joel, der einen Tag zuvor seinen 65. Geburtstag gefeiert hatte. Mark Hatfield und Konstantin Vey, wie die beiden im richtigen Leben heißen, vertreten die härtere Gangart des Akustik-Rock; Mark legt sich gesanglich so ins Zeug, als ob er bei jedem Lied um sein Leben singt.
Etwas ruhigere Stücke gab es von dem Quartett „J.A.M.“, das bisher als Trio mit drei Gitarren auskam, sich aber neuerdings mit Sängerin Marion Degel verstärken. Ihnen gehören die Balladen wie „Kyrie“ von Mr. Mister. Sie können es aber auch rockiger, wie mit Supertramps „Breakfast in America“ oder Manfred Manns „Dave is on the road again“. Die Gäste klatschen begeistert mit. J.A.M steht für die Vornamen von Jürgen Oeser, Andreas Vogt und Manfred Haßfurter.
Bluesig und folkig präsentierte sich Stefan Pratsch, der im Duett mit Waldi Butterhof auftreten sollte. Doch hatte sein Compagnon zuvor abgesagt. Da war es nichst mit Rock 'n' Roll aus den Fünfzigern, wie bei den beiden Akustikabenden zuvor. Doch Stefan Pratsch ging in seinem virtuosen Gitarrenspiel völlig auf. „Deep River Blues“ von Doc Watson oder „The Boxer“ von Simon & Garfunkel, im Duett mit Marion Degel, waren Höhepunkte seines Repertoires.
Besonderes Flair
Das besondere Flair dieser Ibinder Akustik-Rocknächte machen viele Faktoren aus. Da ist zum einen der heimelige Tunnelsaal, in dem sich am Freitag knapp 200 Gäste tummeln – ob am Stehtisch oder sitzend am Tisch; zum anderen sieht man unter den Zuhörern viele Musiker von Bands oder traditionellen Gruppen aus Unter- und Oberfranken, die flockig locker fachsimpeln. Und dann ist da noch das gute Miteinander unter den Musikern auf der Bühne, die sich gegenseitig aushelfen beim Umbauen oder die Gesangsanlage mit aussteuern, damit die Interpreten gut rüberkommen.
Das lobt auch Wirt und Gastgeber Uwe Rädlein, dessen Mutter Christa bis zum letzten Ton nach fünfeinhalb Stunden in ihrer Frohnatur den Musikern begeistert zuhört.