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KIRCHLAUTER: In China wird per Hand bestäubt

KIRCHLAUTER

In China wird per Hand bestäubt

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    „Die Bienen sind soziale Wesen, davon lernen auch die Imker. Deswegen wollten wir hier etwas Nachhaltiges für Kirchlauter schaffen mit einem Nutzen für die Natur, für Gottes Schöpfung und die Menschen. Das ist uns voll gelungen.“ Dies betonte Imkervorstand Peter Kirchner bei der Eröffnung des neuen Bienen-Lehrpfades und -Pavillons in unmittelbarer Nähe des Lehrbienenstandes und des Streuobstlehrpfades in Kirchlauter.

    Zahlreiche Gäste, Vereine und Sponsoren hatten sich eingefunden, um bei diesem besonderen Ereignis dabei zu sein. Mit Stolz wies Kirchner darauf hin, dass die „Heiligen Länder“ die größte Imker- und Bienendichte im Landkreis, aber auch darüber hinaus, hätten. „Auf 1000 Einwohner kommen 20 Imker und während der Bestäubungszeit im Frühsommer gibt es ca. 5000 Bienen je Einwohner. Wir reden nicht nur über die Natur und ihre Erhaltung, sondern wir tun was – die Kirchlauterer Imker und ihre Bienen.“

    Der Lehrbienenstand in der Nähe eines Sees sei ein Naturidyll und eigentlich wollte man auch die Angler mit ins Boot nehmen. Dies sei aber nicht gelungen, weil bei diesen andere Aktivitäten den Ausschlag gaben. Dann sei man aber über die Idee von „Geo-Coaching“ und Kommentaren im Internet auf diese Idee gekommen, die auch bei den Imkern die Neugier geweckt habe. Der „Infopfad mit einem Pavillon“ war geboren und solle zum Verweilen, Genießen und Freuen einladen.

    Nach der Idee sei man dann bei der Planung durch Kataloge und Angebote auf eine Kostensumme von 18 291 Euro gekommen, die natürlich für den Imkerverein allein nicht zu stemmen gewesen wären. So rief man dazu auf und sprach viele an, ob sie nicht einen Beitrag dazu leisten können. Durch Eigenleistungen und „billigere Quellen“ seien noch einmal 8291 Euro zusammengekommen und durch Firmennachlässe 1600 Euro, so dass 8400 Euro für den Imkerverein Kirchlauter übrig blieben bei Eigenmitteln von 2400 Euro. Allerdings freute sich Vorsitzender Kirchner über weitere Zuschüsse von Seiten der Sparkasse und Banken und weiteren Sponsoren aus der Geschäftswelt und den Vereinen wie der Theatergruppe. Nach Fertigstellung sei die Deckungslücke nun überschaubar.

    Der Lehrbienenpfad umfasse 14 Tafeln, die sich mit der Natur und den Bienen befassen und viele Informationen über die Bienen oder über die Naturräume Hecke, Bachlauf, Ackerrandstreifen und Reisighaufen bieten. Gleich nebenan wurde auch ein Pavillon erstellt, der als Ruhepol für die Kirchlauterer und Besucher in dieser herrlichen Oase gedacht ist.

    Bei der Übergabe der beiden Einrichtungen stellte Vorsitzender Peter Kirchner die Bedeutung und Arbeit der Bienen für die Natur heraus. Im Imkerverein Kirchlauter kämen im Schnitt fünf Völker auf jeden Imker, die pro Volk im Jahr rund 25 Kilogramm Honig „ernten“ könnten. In diesem Jahr seien es allerdings nur zwölf Kilo gewesen. Damit verblieben rund zehn Prozent oder 1000 Euro beim Imker, während nach einer Untersuchung rund 90 Prozent und damit etwa 9000 Euro „stille Nutzer“ hätten. Trotz Minderertrag für die Imker hätten die Bienen aber in der Natur ihre Befruchtungsleistung erbracht.

    Heruntergebrochen auf den Imkerverein Kirchlauter, bedeute das einen „stillen Ertrag“ von 360 000 Euro für andere und im Landkreis Haßberge summiere sich dieser Betrag auf 4,5 Mio Euro. Gerade beim Raps erziele die Landwirtschaft hier rund 4,725 Mio Euro an Einnahmen. Wenn sich der Ertrag durch die Bienen nur um zehn Prozent erhöhe, dann wäre dies schon eine Mehreinnahme von mehr als einer halben Million Euro für die Bauern. „Ihr müsst des net glab, ober stimm tut's trotzdem“, betonte Peter Kirchner. Man habe auch im vergangenen Jahr in der Gemeinde Kirchlauter zusätzlich für drei Hektar an 16 Standorten den Landwirten Blühflächen-Saatgut kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Bereitstellung der Flächen danke man den Bauern.

    Er verwies dabei auch aufs Ausland, wo es für die Bestäubung der Mandelblüte 150 Dollar pro Volk gebe und in China würden die Mandelbäume gar von Hand bestäubt.

    Peter Kirchner stellte die hervorragende Arbeit am Lehrbienenstand in Kirchlauter heraus, wo jährlich rund 400 Imker weitergebildet würden. In der Saison 2013/14 seien im Landkreis außerdem 35 Personen als „Hobby-Imker“ ausgebildet worden, von denen nicht weniger als 16 bei Kirchlauterer Imkern „in die Lehre“ gingen. Acht der Standvölker gehörten auch zu einem europaweiten Beobachtungsprogramm, das man täglich im Internet verfolgen könne. 16 Bienenvölker habe man 2013 auch an die Probeimker verschenkt. Mit Stolz teilte er mit, dass man im März 2014 zum „Verein des Monats“ in Bayern ausgezeichnet wurde.

    Kreisvorsitzender Dr. Werner Hornung stellte bei seinem Grußwort heraus, dass am Lehrbienenstand und neuen Lehrpfad vieles über den Zusammenhang zwischen Tier- und Pflanzenwelt vermittelt werden kann. Auch wenn viel über die Biene gesprochen werde, wüssten doch viele über die Bedeutung der Bestäubung nicht so Bescheid. Das liege daran, dass sich auch die Lebensweise der Menschen dramatisch verändert und der Mensch sich zweifelsohne von der Natur entfremdet habe. Viele wüssten nicht mehr, wie Getreide, Milch oder Honig gewonnen werden. Ebenso treffe dies auf Insekten zu, viele Menschen könnten nicht zwischen Hummel, Wespe oder ähnlichen Insekten unterscheiden.

    Ebenso sei der Strukturwandel in der Landwirtschaft ein Problem. Der Landwirt müsse oft aus wirtschaftlichen Gründen moderne Erntetechniken und -praktiken einsetzen. So werde gerade die Wiese oft vor der Blüte gemäht, was den Bienen nichts nütze. Auch überdimensionierter Maisanbau oder moderne Pflanzenschutzmittel seien dem Ganzen nicht dienlich. Zum Glück halte sich der Anbau von gentechnischen Pflanzensorten in Grenzen.

    „Diesen Problemen versuchen wir Imker durch Gespräche mit der Landwirtschaft entgegenzutreten und unsere Bienenstände auch für die Jugend zu öffnen. Das kann durch den Lehrbienenstand in Kirchlauter in vorbildlicher Weise erfüllt werden“, betonte Dr. Hornung.

    Weitere Grußworte sprachen Bürgermeister Karl-Heinz Kandler sowie Norbert Geier von der Sparkasse Ostunterfranken. Bei einem Rundgang durch den Bienen-Lehrpfad lobten die Gäste die vielen Informationen rund um Biene und Natur und auch die Möglichkeit zum Verweilen im neu geschaffenen Pavillon.

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