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Ebelsbach: John Ravanelli aus Bad Bocklet ist Bayerischer Meister 2024 der Hufschmiede in der Open-Class

Ebelsbach

John Ravanelli aus Bad Bocklet ist Bayerischer Meister 2024 der Hufschmiede in der Open-Class

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    Die 20-jährige Nina Burkard bei der Formung ihres glühenden Hufeisens.
    Die 20-jährige Nina Burkard bei der Formung ihres glühenden Hufeisens. Foto: Günther Geiling

    Drei Tage glühten die Eisen und sprühten die Funken, als die 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der "Bayerischen Meisterschaft für Hufschmiede" mit ihrem Hammer auf die 1200 Grad erhitzten Eisen schlugen. Aber auch Schweißtropfen rannen ihnen über Stirn und Gesicht bei ihrer ganz besonderen Handarbeit und Dienstleistung für das Pferd. Die besten Hufschmiede wurden mit einem Bayerischen Meistertitel belohnt oder holten sich wertvolle Punkte für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft oder internationale Wettbewerbe bis hin zur Weltmeisterschaft.

    Er hat gerade das Pferd von seinem alten Hufeisen befreit und  besieht sich nun den Huf.
    Er hat gerade das Pferd von seinem alten Hufeisen befreit und besieht sich nun den Huf. Foto: Günther Geiling

    In der Open-Air-Veranstaltung mit Zelt konnten interessierte Besucher alles rund um den Hufbeschlag miterleben. Die Flammen loderten dabei in den gasbetriebenen Schmiedeöfen, in welchen die Auszubildenden ihre Eisen zum Glühen brachten und sie dann mit kräftigen Hammerschlägen formten.

    Weißer Rauch und beißender Geruch

    Ganz anders bei den "Profis", die bei den Pferden die alten Hufeisen erst entfernen und die Hufe ausschneiden mussten, bevor weißer Rauch aufstieg und sich beißender Geruch ausbreitete, wenn die glühenden Glückssymbole dem jeweiligen Huf angepasst wurden. Das alles geschah unter der strengen Aufsicht von "Chefsteward" Carsten Faehrmann. Ihm zur Seite standen die beiden Richter Magnus Smederöd aus Schweden und Hannes Hofer aus Österreich, der auch bekannt ist durch sein Buch "Der kleine Hufschmied". Auch sie waren wieder von der großen Beteiligung mit 42 Teilnehmern überrascht, darunter Starter aus den Niederlanden, Tschechien, Belgien, Österreich und Schweden.

    Carsten Faehrmann stellte heraus, dass es nur vier derartige Meisterschaften in Deutschland gebe mit dieser Bayerischen Meisterschaft sowie den Meisterschaften in Mitteldeutschland, in Norddeutschland und in Niedersachsen. Unter den drei Frauen war die 20-jährige Nina Burkard aus Nordrhein-Westfalen, die in ihrer Kindheit mit dem Reiten begonnen und dann Tierarzthelferin gelernt hat. Jetzt verbindet sie Tier und Handwerk mit der Ausbildung zur Hufschmiedin.

    Ein Gefühl für die Pferde entwickeln

    Auf die Frage, ob sie damit nicht in eine Männerdomäne vorgestoßen sei, meinte sie "anstrengend ist es auf jeden Fall und man kommt vielleicht schneller an seine körperlichen Grenzen als ein Mann. Aber man gewöhnt sich an vieles und muss halt mehr über die Technik machen. Das Wichtigste ist aber, ein Gefühl für die Pferde zu entwickeln."

    In diesem Zusammenhang gibt sie zu, dass sie sogar schon einmal unter einem Pferd gelegen habe, zum Glück ohne große Verletzungen. "Ansonsten erlebt man eigentlich jeden Tag etwas Neues. Das beginnt bei immer neuen Beschlägen und geht weiter mit der Modifizierung seiner eigenen Arbeit hinsichtlich der Beschaffenheit des Hufes und dem Bemühen, eine Heilung auch durch die Art des Beschlages zu unterstützen."

    Diese beiden Hufschmiede bereiten die Werkzeuge für ihre Arbeit vor und haben schon ihre Pläne bereitgelegt.
    Diese beiden Hufschmiede bereiten die Werkzeuge für ihre Arbeit vor und haben schon ihre Pläne bereitgelegt. Foto: Günther Geiling
    Die beiden Wertungsrichter Hannes Hofer aus Österreich und Magnus Smederöd aus Schweden mit Sven Bräutigam (von links)
    Die beiden Wertungsrichter Hannes Hofer aus Österreich und Magnus Smederöd aus Schweden mit Sven Bräutigam (von links) Foto: Günther Geiling

    Anwesend war ebenso Hufschmiedemeister Christopher Schweppe aus Dortmund, der diesen Beruf schon in der fünften Generation ausführt und seine Familie seit langem eine "Hufbeschlagschule" hat. "Wir bereiten in unserer Schule junge Hufschmiede auf ihre Staatsprüfung und Selbstständigkeit vor." Ein Problem sei, dass es seit der Pandemie immer mehr Pferde gebe, während die Zahl der 3500 Hufschmiede im Land abnehme.

    Alle sechs bis acht Wochen neue Hufe

    Die Pferde seien aber auf Hufschmiede angewiesen und bräuchten auch alle sechs bis acht Wochen neues "Schuhwerk". "Was die Männer durch Kraft machen, steckt manche Frau eben durch die Technik weg", machte er Mut. Gleichzeitig lenkte er den Blick nach Schweden, "wo 75 Prozent der Hufschmiede inzwischen Frauen sind."

    Bei der Kälte hatten alle Pferde gelbe Wintermäntel an
    Bei der Kälte hatten alle Pferde gelbe Wintermäntel an Foto: Günther Geiling

    Die beiden Teilnehmer aus der Region Unterfranken schnitten hervorragend ab. Tobias Wick aus Bad Kissingen wurde geehrt als "Bayerischer Meister 2023" und kam auch diesmal in der Open-Class mit 265 Punkten auf den vierten Platz. John Ravanelli aus Bad Bocklet erreichte mit 266 Punkten sogar den zweiten Platz in der Open-Class und wurde damit "Bayerischer Meister 2024".

    Blick in die provisorisch eingerichtete Schmiede bei "Hufbeschlagartikel" Bräutigam in Ebelsbach mit den Gasöfen und der Arbeit am Amboss.
    Blick in die provisorisch eingerichtete Schmiede bei "Hufbeschlagartikel" Bräutigam in Ebelsbach mit den Gasöfen und der Arbeit am Amboss. Foto: Günther Geiling
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