Bei einer routinemäßigen Überprüfung der Trinkwasserqualität innerhalb des Wasserzweckverbands Kleinmünsterer Gruppe, der Humprechtshausen, Holzhausen, Kleinsteinach, Kleinmünster und Mechenried versorgt, ist man auf coliforme Keime gestoßen. Die Wasserprobe war in einem Privathaushalt genommen worden. Weitere sofort eingeleitete Untersuchungen hätten dann ergeben, so Werner Mock von der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim, dass das Trinkwasser im öffentlichen Leitungsnetz aber ohne Beanstandungen ist. Das Problem der Verkeimung liegt also direkt im Privathaus. Die Ursache dürfte eine schlecht gewartete Enthärtungsanlage sein. Ein offenbar weitverbreitetes Problem. „Es gibt viele Haushalte, bei denen hat das Leitungswasser nach der Wasseruhr keine Trinkwasser-Qualität mehr“, sagt der Wasserwart der Kleinmünsterer Gruppe, Manfred Baier.
Trinkwasser, das Lebensmittelqualität hat, ist nie keimfrei, sondern im Wasser sind die Keine nur in einer so geringen Menge vorhanden, dass sie nicht gesundheitsschädlich sind. Diese wenigen Keime lagern sich aber in der Enthärtungsanlage ab und vermehren sich massiv.
Wie funktionieren Enthärtungsanlagen? Ein häufig eingesetztes Verfahren ist die Enthärtung mit einem so genannten Kationen-Austauscherharz. Das Wasser strömt durch einen Behälter mit dem Harz, dadurch werden die Calcium- und Magnesium-Ionen im Wasser durch Natrium-Ionen ersetzt. Der gewünschte Effekt: Das „enthärtete Wasser“ enthält nun entsprechend mehr Natrium, aber fast kein Calcium und Magnesium mehr. Alle übrigen Ionen verbleiben im Wasser. Gerade Calcium und Magnesium im Wasser sind es, die dafür sorgen, dass die Waschwirkung von Waschmitteln reduziert wird und es mit der Zeit zu Ablagerungen von Kesselstein in Rohrleitungen und Geräten kommt.
Das Kationen-Austauscherharz erschöpft sich aber in relativ kurzer Zeit. Das Harz muss deshalb mit einer acht- bis zwölfprozentigen Natriumchlorid-Lösung, dem so genannten Regeneriersalz, gespült werden. Bei dieser Regeneration werden die vom Harz aufgenommenen Calcium- und Magnesium-Ionen wieder gegen Natrium-Ionen der Salzlösung ausgetauscht. Das Spülen mit der Salzsole sorgt gleichzeitig für die nötige Desinfektion.
Bei normalem Betrieb einer Enthärtungsanlage wird die Regeneration alle zwei bis vier Tage durchgeführt. Keime haben dann kaum eine Chance. Steht das Wasser aber länger im Leitungsnetz, kann es gefährlich werden. Moderne Enthärtungsanlagen besitzen deshalb meist eine Zwangsregeneration. Die programmierte Elektronik sorgt dafür, dass auf jeden Fall mit der Salzlösung gespült wird, auch wenn kein Wasser verbraucht wurde. Dass schlecht gewartete Enthärtungsanlagen in privaten Wohnhäusern regelrechte Keim-Schleudern sein können, ist auch im Gesundheitsamt in Haßfurt bekannt. Stephan Leitschuh, im Landratsamt zuständig für Hygiene im Trinkwasser, spricht von einem „Problem, das des öfteren vorkommt“. Gerade wenn das Wasser im häuslichen Leitungsnetz, zum Beispiel während eines Urlaubs, für längere Zeit stagniere oder wenn nur geringe Wassermengen verbraucht werden, könne es schnell zur „Aufkeimung“ kommen. Extrem gefährlich sie dies aber nicht, außer dass man vielleicht an Durchfall erkranke. Im Bereich des Wasserzweckverbands Kleinmünsterer Gruppe sei die Verschmutzung in einem Privathaushalt festgestellt worden, berichtet Leitschuh. Wasserproben werden nämlich – was viele nicht wissen – nicht nur direkt im Wasserwerk, sondern auch aus dem Wasserhahn von Wohnhäusern oder öffentlichen Einrichtungen, zum Beispiel im Kindergarten oder am Friedhof, genommen.
Generell stelle sich aber, so Leitschuh, die Frage: Braucht man überhaupt eine Enthärtungsanlage? „Kaltwasser müsste ja sowieso nicht enthärtet werden“, sagt der Experte. Und zweitens: Normalerweise bilde sich im Laufe der Zeit in den Wasserrohren innen eine Schicht mit Ablagerungen. „Das Rohr wird so auch vor dem Wasser geschützt.“ Bei einer Enthärtungsanlage aber seien die Wasserrohre innen blank, weil sich eben keine Schutzschicht ablagere. „Dann werden ständig Kupfer-Ionen aus dem Rohr gespült.“ Viele Enthärtungsanlagen hätten auch den Nachteil, dass sich der ph-Wert ändere und das Wasser dadurch aggressiver werde und zudem auf ungeschützte Rohrleitungen treffe. Bei der Verkeimung des Trinkwassers innerhalb eines Privatanwesens greift das Gesundheitsamt übrigens nicht ein. Stephan Leitschuh: „Das ist Privatsache.“