Der Landkreis Haßberge hat eine neue Hoheit. Am Freitag wurde im vollen Saal der Brauerei Hartleb in Maroldsweisach der bisherige Bierprinz Sebastian Gocker feierlich verabschiedet. Seine Nachfolgerin wurde Kerstin Friedrich aus Knetzgau, die damit als erste Bierprinzessin den Gerstensaft der Heimat repräsentieren wird.
Kerstin Friedrich war die einzige Bewerberin um das Ehrenamt und wird dieses nun die nächsten zwei Jahre inne haben. Mit Bier kennt sie sich bestens aus, arbeitet sie doch in einer Bamberger Mälzerei. Kritisch sieht die Bierprinzessin den übermäßigen Alkoholkonsum: „Gegen ein genussvolles Feierabendbier ist nichts zu sagen, aber man sollte Bier schon in moderatem Maße trinken“. Als „Mischlingskind“ und Prinzessin mit „Migrationshintergrund“, bezeichnete Moderator Christian Schwarz scherzhaft die 28-Jährige, bezogen auf ihre oberfränkische Herkunft. Die gebürtige Bambergerin lebte zuerst dort bei ihrem Vater, ehe sie vor zehn Jahren zu ihrer Mutter nach Unterfranken zog.
Frau in der Männerdomäne
„Ich möchte zeigen, dass ich mich als Frau in der Männerdomäne Bier behaupten kann“, sagte Kerstin Friedrich, die die heimische Braukultur bestens vertreten will, in ihrer Antrittsrede. Ihr erster offizieller Auftritt wird voraussichtlich am 27. Februar in Nürnberg bei der Messe „Freizeit & Genuss“ sein.
1189 Tage war Sebastian Gocker Bierprinz. Eigentlich war es nicht so lange geplant, aber als er nach zwei Jahren gefragt wurde, ob er ein Jahr verlängern möchte, sagte der sympathische Repräsentant spontan zu. „Mir hat das unheimlich viel Spaß gemacht, als Botschafter für unser Bier unterwegs zu sein“, sagte Gocker und erinnerte mit einer Bilderpräsentation an die Höhepunkte. Ob daheim bei den Genussfestivals, auf Messen und Veranstaltungen in ganz Bayern oder sogar in Südtirol und Frankreich, der Bierprinz trug das Bier aus den Haßbergen hinaus in die Welt. Sogar sein eigenes „Prinzenbier“ kam auf den Markt, das in der Hofheimer Brauerei Raab hergestellt wurde.
21 568 Kilometer
Auch auf vielen Weinfesten war Sebastian Gocker gern gesehener Gast. Da war es kein Wunder, dass bei seiner Verabschiedung sage und schreibe 43 Prinzessinnen und Königinnen ihm ihre Aufwartung machten. Unter ihnen waren nicht nur Vertreterinnen des Frankenweins, sondern auch Birte May, Gärtnerkönigin aus Etwashausen bei Kitzingen, die Karlshuder Rosenkönigin Steffi Ziegler und die Jura-Hopfenkönigin Daniela Waltinger. Neben Erinnerungsgeschenken gab es von jeder Prinzessin oder Königin eine rote Rose für den Prinzen.
Zu den 162 Veranstaltungen, die der Bierprinz in seiner Amtszeit besucht hat, legte er 21 568 Kilometer zurück und verteilte dort zahlreiche Autogramme. Wie viele, das sollte das Publikum bei einem Quiz schätzen. Mit 2100 Autogrammkarten erriet Anna Danzberger genau die richtige Zahl. Nur knapp daneben lagen Verena Schneider bei den Kilometern (21500) und Heidi Röthlein bei der Anzahl der Veranstaltungen (163).
Die drei Gewinner bekamen ein Bierpräsent überreicht und es gab noch einen Sonderpreis für die originellste Antwort. Simon Endreß schrieb auf die Teilnahmekarte: „Ich schätze, dass Sebastian Gocker während seiner Amtszeit nicht unter Alkoholeinfluss gefahren ist, dafür aber betrunken Autogrammkarten verteilt hat und so ziemlich jede Veranstaltung besucht hat, die auch nur im Entferntesten mit Bier zu tun hatte“.
Charmant und fachkundig
„Wir hätten keinen besseren Bierbotschafter haben können als Dich, lieber Sebastian“, würdigte Landrat Wilhelm Schneider die Leistungen und betonte, dass Gocker, obwohl er seinerzeit Neuland betreten hatte, damit auch ein Stück Geschichte geschrieben habe. „Mit Leidenschaft und vollem Herzen warst Du bei der Sache und hast charmant und fachkundig unsere heimischen Brauerinnen und Brauer vertreten.“
„Gegen ein genussvolles Feierabendbier ist nichts zu sagen, aber man sollte Bier schon in moderatem Maße trinken“
Kerstin Friedrich, Bierprinzessin
Als Dank für die arbeitsreiche Zeit überreichte der Landrat dem scheidenden Bierprinzen einen Gutschein für einen Wellnessaufenthalt, passenderweise in einem Bierhotel im Bayerischen Wald. Susanne Volkheimer, die Geschäftsführerin des Haßberge Tourismus, dankte Gocker für seine Anwesenheit bei vielen Messen, um dort den Landkreis und das Bier vorzustellen. Passend zum Geschenk des Landrates gab es hier einen Tankgutschein, „damit auch die Anreise gesichert sei“, so Volkheimer. Michael Gerhart vom Haßfurter Tagblatt war es seinerzeit, der den Zusammenschluss der Brauereien ins Rollen brachte. In seiner Ansprache erinnert er an die Anfänge und wie bei einem ersten Treffen Landrat Wilhelm Schneider die Idee hatte, einen Bierprinzen als Werbeträger zu krönen.
Besonders dankten die teilnehmenden Brauereien Raab (Hofheim), Bayer (Theinheim), Göller (Zeil), Roppelt (Trossenfurt) Zeitlos (Oberschwappach) und Hartleb (Maroldsweisach) dem Bierprinzen für sein Engagement. Sprecher Max Göller betonte: „Sebastian hat auch Dinge geleistet, die nach außen hin nicht für jedermann sichtbar waren“. Gemeint war damit die Organisation von Veranstaltungen wie dem Genussfestival, wobei Gocker die Brauereien aus eigenem Antrieb unterstützt habe.
Arbeit im Hintergrund
Besonders freute es die Brauer, dass Sebastian Gocker weiterhin im Hintergrund mitwirken und auch Kerstin Friedrich in der Anfangsphase mit seinem Wissen unterstützen will. Als Ergänzung zu den anderen Geschenken überreichten die Brauer an Gocker ebenfalls einen Gutschein für einen Hotelaufenthalt, damit er nach den wichtigen und zeitintensiven Aufgaben der letzten drei Jahre entspannen kann.
Den festlichen Abend, bei dem es für die Gäste auch ein fränkisches Brotzeitbuffet gab, untermalten die Urlesbacher Musikanten aus Aidhausen musikalisch. Die sechs Musiker sorgten mit ihrer Blasmusik für das richtige Ambiente.