Als wichtigstes Anliegen der Gemeinde Kirchlauter für die nächsten Jahre bezeichnete Bürgermeister Karl Heinz Kandler in der Bürgerversammlung in der „Heilig-Länder-Halle“ in Neubrunn den Erhalt der beiden Kindergärten und der Grundschule im Ort. Bei Kombiklassen und einem Standort in Kirchlauter solle das für die Grundschule möglich sein. Beim Kindergarten in Neubrunn müsse sich die Gemeinde „ein besonderes Konstrukt“ überlegen: „Hier sind wir auf die Schulkinder in der Mittagsbetreuung angewiesen und ich appelliere hier an die jungen Mütter, dabei mitzuhelfen“, sagte der Bürgermeister vor rund 65 Besuchern.
Er ging auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen ein, wonach die Gemeinde Kirchlauter derzeit 1336 Bürger mit Hauptwohnsitz habe. Dazu kämen 71 mit Nebenwohnsitz. Bei der Einwohnerstruktur ist an Rückgang an Jungen und ein Zuwachs an alten Menschen zu verzeichnen.
Der Kindergarten Neubrunn sei derzeit nur mit 19 Kindern belegt. Seit September 2016 falle er wegen der geringen Zahlen in die „Landkindergartenregelung“, dürfe aber nicht weiter abfallen. Besser sieht es im Kindergarten Kirchlauter aus, der aktuell mit 31 Kindern belegt ist.
Ähnlich angespannt sei die Lage in der Grundschule, die derzeit 73 Schüler besuchen. Davon kommen 49 aus der Gemeinde Kirchlauter und 24 aus der Gemeinde Breitbrunn.
Der Bürgermeister erklärte, im Schuljahre 2020/21 werde es eine Klasse mit nur zehn Schülern geben, so dass gemischte Klassen gebildet werden müssen. Mit solchen Kombiklassen sollte es möglich, die Grundschule in Kirchlauter zu erhalten, aber man müsste dann in den sauren Apfel nur eines Standortes in Kirchlauter beißen.
Lilo Stubenrauch stellte zu dieser Entwicklung die Frage, was die Gemeinde tue, um für junge Familien interessanter zu werden und Leerstände unter diesem Blickwinkel anzugehen. „Wir sollten uns vielleicht noch besser vermarkten, denn wir sind doch eine aktive Gemeinde.“
Jürgen Streichsbier forderte hinsichtlich des Kindergartens in Neubrunn ein Konstrukt, das man mit den Eltern besprechen müsste. Er forderte auch eine bessere Markierung der „Zone 30“ in der Siedlung mit Rücksicht auf die Kinder. Susi Heckelmann und andere Diskussionsteilnehmer fanden es mit Blick auf die Kinder schade, dass nicht genügend an den Spielplätzen getan werde. Wenn die Gemeinde 117 000 Euro für den „Genuss-Erlebnisweg“ ausgebe und nur 20 000 Euro für Spielplätze, dann stünde dies in keinem Verhältnis.
Bürgermeister Kandler entgegnete, die Gemeinde sei bemüht und stelle jährlich 10 000 Euro für die Spielplätze in den Haushalt ein. Außerdem ging er auf weitere Investitionen bis 2022 ein. Hierzu zählte er den „Genuss-Erlebnisweg“, der mit Kosten von rund 120 000 Euro veranschlagt sei. Hier gehe es vor allem darum, die intakte Natur und Kulturlandschaft und die Streuobstwiesen zu erhalten sowie um die umweltpädagogische Erschließung. Ludwig Berninger warf die Frage nach der Pflege der Obstbäume auf.
In der Planung sei auch der Radweg von Breitbrunn über Kirchlauter nach Goggelgereuth. Hierin eingeschlossen sei auch eine Querung und Verlegung im Ortsbereich von Kirchlauter, bei der sich die Gemeinde mit 50 000 Euro engagiere. Der Zeitpunkt der Umsetzung sei hier noch nicht klar, während der Ausbau der Staatsstraße 2281 von Kottendorf nach Kirchlauter für das Jahr 2018 vorgesehen sei. Hierfür sollen noch in den nächsten Wochen Bäume entlang der Staatsstraße gerodet werden.
Zur Verkehrssituation führte Michael Kaiser aus Kirchlauter aus, dass Autofahrer von allen Seiten schnell in die Ortschaft führen. „Die älteren Leute haben Mühe, über die Straßen zu kommen. Aus diesem Grund beantrage ich drei Geschwindigkeitsmessanlagen. Die Kosten von 8000 bis 9000 Euro sind dagegen ein Pappenstiel.“ Der Bürgermeister erinnerte daran, dass die Gemeinde schon eine davon gekauft habe, aber weitere vom Gemeinderat abgelehnt worden seien.
Weiter sprach Kandler über die Errichtung einer Erdaushubdeponie bei Goggelgereuth, den Ausbau des Gewerbegebietes „Großes Stück“ in Kirchlauter, Gestaltungsmaßnahmen und Wegesanierungen in den Friedhöfen, den Umbau der Feuerwehrhalle in Kirchlauter sowie den Bau eines Digitalfunkmastes am „Lauterer Berg“. Eine weitere Maßnahme sei die Außensanierung und Dachdämmung der „Oberen Wirtschaft“ in Neubrunn, für die 200 000 Euro angesetzt seien.
Dann kam der Bürgermeister auf Satzungs- und Gebührenänderungen, die insbesondere das Abwasser betrafen. Zu diesem Thema meldete sich Graf Stauffenberg zu Wort und kritisierte, dass das Abwasser in Kirchlauter nun doppelt so viel koste wie das Trinkwasser. „Dies ist eine groteske Erhöhung in Richtung von Abzocke.“
Michael Kaiser interessierten die Kosten für das Gutachten des Büros Dr. Schulte, die dann mit 12 000 Euro angegeben wurden. „Wozu brauche ich ein Büro, das natürlich auch bezahlt werden muss? Das sind doch laufende Kosten, die auf der Hand liegen und die von einer Verwaltung berechnet werden können.
“ In diesem Zusammenhang reichte er das Mikrofon an Altbürgermeister Peter Kirchner weiter, der ihm dies bestätigen sollte. Der bemühte aber die biblische Geschichte von der Hochzeit von Kanaan. Jesus habe dort gesagt: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen.“ Er könne jetzt sagen: „Meine Zeit ist rum“.
Bürgermeister Kandler verwies auf das Vorgehen bei „kostenrechnenden Einrichtungen“ und meinte, die Gebührenänderung gelte nun für die nächsten vier Jahre. „Das ist aber nicht das Ende der Fahnenstange und das kann dann auch wieder anders aussehen.“ Bis 2019 sei eine Planung nötig, wie sich das Fremdwasser besser abstellen lasse und eine bessere Ausreinigung zu erreichen sei. Diese Antwort genügte Stauffenberg nicht. Er meinte, der Bürger sei hilflos und dürfe durch die Steigerung der Baukosten auf eine Million Euro im Vergleich zu den ursprünglich veranschlagten 400 000 Euro nur blechen.
In der regen Diskussion ging es um weitere Fragen wie den Grünschnitt, den Ausbau der Siedlung in Kirchlauter, Maßnahmen am Bischofsheimer Weg, eine zweite Ausfahrt am Wertstoffhof in Kirchlauter und geforderten Anreizen um etwas gegen leerstehende Häuser in der Gemeinde zu unternehmen.