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KIRCHLAUTER: „Kirchlauter war schon immer meine Liebe“

KIRCHLAUTER

„Kirchlauter war schon immer meine Liebe“

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    „Die Glaubwürdigkeit der Kirche war durch dein Wirken in unserer Pfarrei nie ein Thema. Du warst uns immer ein Vorbild. Heute verabschieden wir nicht nur einen Seelsorger, der mitten unter uns war, sondern viele von uns verabschieden auch einen guten Freund.“ Dies betonte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Robert Muckelbauer bei einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, bei dem die Pfarrei Kirchlauter ihrem scheidenden Pfarrer Martin Wissel für sein fast 16-jähriges Wirken ihren Dank und ihre Wertschätzung aussprach.

    Die Mädchen und Buben der Kindergärten aus Breitbrunn und Kirchlauter machten schon vor dem Gottesdienst ihre Aufwartung mit Liedern und eine Vorführung mit Bändern. Die Kirche konnte die vielen Gäste gar nicht fassen, die aus den Filialgemeinden Breitbrunn, Kirchlauter, Lußberg und Neubrunn gekommen waren und gemeinsam die Feier organisiert hatten.

    „Kirchlauter war schon immer meine Liebe!“ Diesen Satz stellte Pfarrer Martin Wissel an den Anfang seiner Abschiedsrede und unterstrich diese Zeit „vor 15 Jahren, neun Monaten, einem Tag und zwei Stunden bin ich hierher gekommen. Da ich war 37 Jahre alt und noch jung. Nun bin ich schon etwas ergraut.“ Im Jahre 1999 sei ihm eine Stelle angeboten worden, aber er habe damals schon nach Kirchlauter gewollt auf die Pfarrstelle, die aber erst nach zwei Jahren frei wurde. Dies habe er dann erreicht.

    Wissel stammt aus Mömbris, einem Dorf, und deswegen wollte er auch aufs Land und nicht in die Stadt. Er sei Kaplan in Ebern geworden und habe dort eine schöne und intensive Zeit verbracht. Als er von dort weggegangen sei, habe jemand zu ihm gesagt, dass er immer wieder nach Ebern kommen könne, wenn er einmal Ärger kriegen sollte. „Aber deshalb bin ich nie nach Ebern gefahren, denn ich habe mich hier wohl gefühlt.“

    Als einen Grund für seinen Abschied nannte der Priester seine Eltern. Sein Vater ist pflegebedürftig, deswegen verändere er sich auch Richtung Heimat, um die Eltern leichter unterstützen zu können. „Ich hoffe aber auch, dass es hier gut weiter geht. Es war manchmal schwierig in Würzburg, aber vielleicht funktioniert es doch.“

    Pfarrer Martin Wissel bedankte sich für die tolle Zeit und erwähnte dabei insbesondere Inge Kandler für die „gute Verpflegung“, die man ihm ansehe und Sekretärin Renate Borschert „denn Verwalten ist nicht so mein Ding“. Als Fußball- und Bayern-Fan schloss er dann in seiner typischen Art a a Trappatoni und meinte „Flasche leer, geht nichts mehr. Amen.“

    Dekan Stefan Gessner betonte, dass Tradition und Veränderung zusammen gehörten. In der Zeit des Wirkens von Pfarrer Wissel hätte sich vieles in der Kirche und in der Gesellschaft verändert, und auch für die Pfarrei Kirchlauter komme nun eine große Veränderung. Aber sofort übernimmt Pfarrer Dr. Maciej Rusin aus Ebelsbach die Betreuung der Pfarrei; natürlich stelle man sich jetzt die Frage, wie es in der Pfarreiengemeinschaft um Kirchlauter weitergeht. „Dazu gibt es aber noch kein Ergebnis“, erklärte Gessner. Es werde weitergehen, aber in welcher Form, könne noch niemand sagen.

    Der Dekan sagte Pfarrer Martin Wissel für sein Wirken und sein Engagement in Kirchlauter seine besondere Anerkennung. Darüber hinaus sei er ja auch noch Caritaspfarrer, Notfallseelsorger und fünf Jahre stellvertretender Dekan gewesen. „Ich wünsche, dass du auch an deiner neuen Pfarrstelle alles so wahrnimmst, wie du es hier gelebt hast als Pfarrer und Mensch.“

    Pfarrgemeinderatsvorsitzender Robert Muckelbauer stellte fest: „Selbst der Himmel weint schon seit Wochen und ich hoffe, dass jetzt nach der Verabschiedung für alle wieder die Sonne scheint.“ Die Aussage von Pfarrer Martin „Hier war ich Pfarrer und Mensch“ habe den Nagel auf den Kopf getroffen. In diesen fast 16 Jahren von Wissels Wirken sei eine Menge geschehen. Er erinnerte dabei an die vielen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, an die Arbeit in den Kindergärten und Schule, an die Familienwochenenden, den Kontakt mit Ministranten und Senioren, aber auch an die Pfarreifahrten und gemeinsamen Urlaube. Auch über Mangel an Arbeit in den Kirchenverwaltungen und in den Pfarrgemeinderäten habe er sich nicht beklagen können. Doch stets sei auch Zeit geblieben, um über den Glauben und vor allem über die Sorgen und Nöte der Menschen in der Pfarrei zu reden. Nicht vergessen wolle er aber auch die baulichen Aktivitäten, denn in den 16 Jahren wären alle kirchlichen Gebäude mit mindestens einer Maßnahme betroffen gewesen.

    „Wir können uns unsere Pfarrei ohne dich gar nicht mehr so recht vorstellen. Auch wenn du nach Leidersbach gehst, so weiß ich, die Verbindungen zu den Heiligen Ländern werden niemals enden. Ein Stück deines Herzens bleibt in deiner jetzigen Heimat. Ich hoffe, du hast in all den Jahren gemerkt, wie beliebt und wertvoll du uns warst und bist.“ Muckelbauer gab ihm gute Wünsche für seine neue Pfarrstelle mit und überreichte ihm zusammen mit Kirchenpflegerin Marieanne Baum eine Kerze und ein Gesamtwerk mit 284 Seiten, auf denen sich enge Mitarbeiter, Gruppen und Organisationen, Vereine sowie Freunde und Bekannte verewigt hatten. Auch für seine Mutter gab es einen Blumenstrauß.

    In einer großen Prozession, angeführt von dem Gemeinschaftschor der Blaskapellen „Haßbergkapelle Kirchlauter“, „Neubrunner Dorfmusikanten“ und „Köhlertaler Musikanten“ aus Breitbrunn ging es dann zum „Oskar-Kandler-Zentrum“, das die vielen Gäste gar nicht fassen konnte. Nach einem Stehempfang hatten dort noch die Schüler der Grundschule Kirchlauter mit Liedbeiträgen unter Rektorin Antje Schorn sowie die „Volkstanzgruppe Pettstadt“ mit Erna Schor ihre Auftritte.

    Die beiden Bürgermeister Karl Heinz Kandler (Kirchlauter) und Gertrud Bühl (Breitbrunn) sprachen namens ihrer Gemeinden anerkennende Worte. Karl Heinz Kandler meinte: „Ihr Wirken wird in immer in guter Erinnerung bleiben. Fast 16 Jahre haben Sie Ihre ganze Kraft für die Menschen in unserem Gemeinwesen eingesetzt und dabei weit über den seelsorgerischen Auftrag ihrer Kirche hinausgewirkt.“

    Ein Interview mit Pfarrer Martin Wissel finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf Seite 8 dieser Ausgabe.

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