"Da sind ja Kamele im Garten!" - so hörte man in den vergangenen Tagen in der Neubausiedlung von Goßmannsdorf Spaziergänger rufen. In der Tat: Auf dem Anwesen von Hausbesitzerin Christine Rexhäuser standen zwei Kamele, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Tiere sollten Botschafter einer Aktion sein, mit der der Verein "Wir gestalten Heimat" die Klimaveränderung in den Blickpunkt rücken will. Besitzer von Privatgrundstücken, aber auch Gewerbetreibende und Kommunen sollen dazu animiert werden, "klimagerechte Gärten" anzulegen.
Die Rexhäusers sind gerade in ihr neues Domizil eingezogen. Der Boden rings um das Gebäude ist derzeit nur eingeebnet - und die Familie macht sich Gedanken, wie der Außenbereich und der zukünftige Garten gestaltet werden könnten. Vereinsvorsitzender Oliver Kunkel hat da angesichts der Klimaerwärmung schon Anregungen: "Jeder Garten, der kein Wasser mehr hat oder auch keine Sträucher oder Bäume und damit keinen Schatten bietet, wird nicht mehr betretbar sein. Es ist also bei den immer extremer werdenden Wetterverhältnissen wichtig, den eigenen Garten an das sich wandelnde Klima anzupassen."
Und genau für diese Anpassung standen symbolisch die beiden Trampeltiere, die sich sehr genügsam und widerstandsfähig an außergewöhnliche Bedingungen anpassen können. Die Beschaffenheit ihres Blutes erlaubt es ihnen nämlich, einen Wasserverlust von bis zu einem Viertel des Körpergewichts zu ertragen, ohne Schaden zu nehmen. Für einen Menschen wären bereits zehn Prozent Wasserverlust lebensgefährlich. Ein durstiges Kamel könne in nur 15 Minuten 200 Liter Wasser trinken und zusammen mit Nährstoffen werde dieses Wasser in drei Vormägen mit 800 großen Speicherzellen eingelagert, rechnete Kunkel vor. Außerdem seien Darm, Blase und Niere in der Lage, Wasser im Körper zu halten. Dabei sei der Harn konzentrierter als bei anderen Tieren und die Niere ziehe sogar Wasser aus dem Harn heraus und führe es dem Körper wieder zu. So gebe das Kamel nur rund einen Liter pro Tag ab, was sehr wenig für ein Tier dieser Größe sei. Zum Vergleich: Ein Pferd sondert durchschnittlich zehn Liter Urin pro Tag ab.
Wasser sammeln spart Ressourcen und Geld
Auch für den Garten der Zukunft sei ein cleveres Wassermanagement erforderlich, sagte Kunkel. Gießen sollte man zum Beispiel möglichst nur mit Regenwasser, das man sammeln könne. Für Fallrohre an Dachrinnen gebe es spezielle Regenwasserklappen, die das wertvolle Nass direkt in die Tonne leiten. Noch effektiver seien Zisternen, die große Mengen an Regenwasser speichern könnten. Der Wasserverbrauch sollte sich generell möglichst in Grenzen halten, betonte Kunkel und zeigte ein großes Plakat mit den Anforderungen an einen klimagerechten Garten. "Er soll schützen helfen, aber auch mit den Klimaveränderungen funktionieren, er soll trockenresistent sein und Kühlung liefern."
"In einem grünen Garten haben wir niedrigere Temperaturen", erklärte Kunkel. Auch im Wald sei es im Durchschnitt um sieben Grad kühler als in der Stadt. Vorteilhaft könnten deswegen ein Wasserbecken oder ein Wasserlauf sein, aber auch Kletterpflanzen, Büsche und Bäume schafften "kühlendes Grün" - ganz im Gegensatz zu Steinen und dunklen Materialien, die sogar zu einem Hitzespeicher werden könnten.
Hier müsse auf die entsprechende Gartenstruktur mit Hügeln und Senken, schattigen Stellen und Sonnenorten sowie auf die Stockwerksgestaltung - von der Blühwiese über Stauden und Gehölze bis hin zu Bäumen - geachtet werden. Die Biodiversität werde durch Artenvielfalt erreicht und natürlich müsse man auch auf die Trockenresistenz von Pflanzen achten. Tiefwurzler wie Rosen/Reben oder Steppenpflanzen seien eben besser geeignet als Flachwurzler wie Birke oder Fichte.
Bauherren bei der Planung des Grundstücks unterstützen
Kunkel sah es als Ziel an, einen engen Kontakt und Einfluss auf die Bauherren zu bekommen und ein digitales Monitoring im Landkreis aufzubauen, mit dem man den Bestand und gute Beispiele sichtbar machen wolle. Dazu solle auch ein Beraterpool aus Fachleuten und Laien geschaffen werden. "Klimaschutz findet nicht nur im Großen statt, sondern auch im Kleinen und das beginnt in den Privatgärten", meinte der Vorsitzende.
Ein schönes Beispiel für einen klimagerechten Garten ist gleich nebenan bei Christian Guschker zu finden, der gleichzeitig OGV-Vorsitzender von Goßmannsdorf ist. Sein Holzhaus steht inmitten einer grünen Landschaft, mit zahlreichen Steinmauern am bergigen Gelände und auch einem "Felsenkeller" außerhalb des Hauses zur Lagerung von Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln.
Der Verein "Wir gestalten Heimat" will drei vorbildhafte Gärten mit jeweils einem Preis würdigen. Bei der Planung ist er im Vorfeld gerne behilflich. Interessenten können sich unter www.wir-gestalten-heimat.de informieren oder Kontakt aufnehmen per E-Mail: aktionsnetz@wir-gestalten-heimat.de

