Das sehen Beamtenrecht und öffentlicher Dienst eigentlich nicht vor: Das Landratsamt Haßberge hat seit ein paar Tagen einen Mitarbeiter, der nie schläft, nie Feierabend macht oder jemals auch nur einen Gedanken an Urlaub verschwendet. Sondern stattdessen rund um die Uhr Fragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet, nach bestem Wissen und Gewissen, stets höflich und korrekt, egal, was die Fragesteller wissen wollen und wie freundlich sie ihr Begehr formulieren.

Das Landratsamt setzt erstmals einen Chatbot ein. Darunter ist ein textbasiertes Informationssystem zu verstehen: Nutzerinnen und Nutzer tippen auf ihrem Tablett oder Smartphone eine Frage ein. Und das System antwortet. Der Mensch kann wohl nicht anders als sich unter dem mit ihm chattenden Chatbot eine Art lebendiges Wesen vorzustellen, hinter dem sich in Wirklichkeit gänzlich unbelebte Software verbirgt.
Gefüttert, um ein Wissenspolster anzulegen
Selbst die Behörde spricht davon, ihren Chatbot zu füttern, so, als handele es sich um ein Haustier. Füttern heißt hier allerdings mit Daten versorgen, die "Botti" dann unter www.hassberge.de an die Ratsuchenden weitergeben kann.
Dann machen wir mal die Probe. Frage: "Wer ist Landrat im Landkreis Haßberge?" Antwort: "Auf diese Frage habe ich aktuell noch keine Antwort. Bitte probieren Sie eine andere Frage bzw. Formulierung." Ups, Botti kennt seinen Chef nicht. Da weiß ja sogar Wikipedia mehr.
Aber: Der Chatbot ist einstweilen nur für Fragen zur Corona-Pandemie und zur Ukraine-Krise zuständig. Auch hier könne der digitale Assistent nicht alle Fragen beantworten. Doch er werde mit der Zeit anhand der gestellten Fragen dazulernen und sich so fortlaufend verbessern, hat das Landratsamt letzte Woche in einer Pressemitteilung versprochen.
Frage: "Wo kann ich mich auf das Corona-Virus testen lassen?" Antwort: (...) an jeder Teststelle, den meisten Ärzten und den meisten Apotheken. Botti fügt Informationen zu PCR-Tests hinzu und schlägt von sich aus weitere Fragen vor, die den Ratsuchenden weiterhelfen können. Es funktioniert also.
Die digitale Verwaltung wird nach und nach Wirklichkeit
Das eigentlich Bemerkenswerte ist: Botti dürfte schon bald Kolleginnen und Kollegen bekommen, die wie er unermüdlich Auskunft geben, dann zum Beispiel zur Kfz-Zulassung, zum Jagdrecht oder dem Emissionsschutz. Die von allen Seiten geforderte digitale Verwaltung - sie wird im Landkreis Haßberge nach und nach Wirklichkeit. Vor allem wird es für die Bürgerinnen und Bürger immer leichter, an Informationen zu kommen - ohne Zweifel ein wichtiger Fortschritt.
Nur eine Schwäche könnten sich die digitalen Ratgeber mit ihren Arbeitsgefährten aus Fleisch und Blut teilen: Wer Pech hat, fängt sich einen Virus ein.