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Haßfurt: Kreis Haßberge: Klärschlamm brennt unter den Nägeln

Haßfurt

Kreis Haßberge: Klärschlamm brennt unter den Nägeln

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    So sieht frischer Klärschlamm aus. Nach Pressen und Trocknen wird Klärschlamm künftig im GKS in Schweinfurt als Ersatz für Kohle zur Befeuerung verwendet.
    So sieht frischer Klärschlamm aus. Nach Pressen und Trocknen wird Klärschlamm künftig im GKS in Schweinfurt als Ersatz für Kohle zur Befeuerung verwendet. Foto: Björn Kohlhepp

    Der Landkreis Haßberge hat über die "Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH", kurz GUT, ein Kontingent von 2600 Tonnen Klärschlamm im Kohleteil des Gemeinschaftskraftwerks Schweinfurt (GKS) angemeldet. Das heißt, künftig werden 2600 Tonnen auf 90 Prozent Trockenmasse vorbereiteter Klärschlamm aus den Gemeinden des Landkreises Haßberge im Schweinfurter Kraftwerk anstelle von Steinkohle verbrannt. Bislang ist es weitgehend üblich, den in den Kläranlagen anfallenden Klärschlamm auf Feldern als Dünger auszubringen. Die Düngemittelverordnung wird in diesem Zusammenhang jedoch immer strenger, so dass in absehbarer Zeit mit diesem Unterfangen Schluss sein sollte.

    "Völlig zu Recht", wie Christoph Winkler in der Sitzung des Kreis-Umwelt- und Werkausschusses am Montagnachmittag feststellte. Man habe vor rund zehn Jahren schon einmal Klärschlämme aus verschiedenen Kläranlagen aus dem Landkreis in München untersuchen lassen, so der Kreisrat, und dabei festgestellt, dass die Schlämme noch viele Schadstoffe enthalten. "So etwas hat auf unseren Feldern nichts verloren." Ins gleiche Horn blies Neubauer: "Klärschlamm gehört nicht auf die Felder, wenn man bedenkt, was dieser Cocktail noch alles beinhaltet." 

    Liefervertrag muss bis 30. September unterzeichnet werden

    Der Landkreis selber hat keinen Klärschlamm, da die Kläranlagen ja Sache der Gemeinden seien, so Wilfried Neubauer, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes des Landkreises Haßberge. Der Landkreis sei aber Gesellschafter beim GKS. Und deshalb könne der Landkreis auch ein Kontingent beim GKS sichern. Es gebe jedoch einige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssten. Zum einen nimmt das GKS nur Klärschlamm an, der auf 90 Prozent Trockenmasse reduziert worden sei. Zum anderen müssten die Gemeinden ein bis zwei Zweckverbände gründen, die sich zunächst einmal eine eigene Satzung verpassen, dann ihre Interessen bündeln können und sicherstellen sollen, dass die in Anspruch genommene und somit dem GKS garantierte Menge an Klärschlamm auch wirklich ans GKS geliefert wird. Dazu braucht der Landkreis feste Lieferzusagen der Gemeinden, was zuvor noch in den jeweiligen Gremien beschlossen werden müsste. Da der Liefervertrag mit dem GKS bis zum 30. September unterzeichnet werden müsse, brenne der Klärschlamm den Kommunen und dem Landkreis quasi unter den Nägeln. Die Zweckverbände müssten definitiv bis dahin ihre Hausaufgaben gemacht haben, so Neubauer.

    Haßfurt geht seinen eigenen Weg

    Die Klärschlämme seien beim Anfall nur gering ausgetrocknet – fünf bis (stichfeste) 30 Prozent. Sie müssen also zunächst auf 90 Prozent getrocknet und gepresst werden. Dies soll im Landkreis Haßberge an zwei Orten geschehen. Zum einen in Hofheim in einer Trocknungsanlage in der Biogasanlage, wo die entstehende Wärme zur Klärschlammtrockung genutzt werden kann. Einen eigenen Weg geht die Kreisstadt in ihrer Kläranlage. "Wir haben dort ein Blockheizkraftwerk", so der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner auf Anfrage dieser Redaktion, "und mit der Abwärme können wir den Klärschlamm trocknen." Der Haßfurter Weg geht dabei sogar einen Schritt weiter als die Bearbeitung in Hofheim, sagt Wilfried Neubauer. In Haßfurt wird auch der Klärschlamm aus den Allianz-Kommunen Königsberg, Theres, Wonfurt und Gädheim zur Verbrennung vorbereitet. Die in Haßfurt hergestellten Klärschlamm-Pellets werden aber zusammen mit dem getrockneten Klärschlamm aus Hofheim vermarktet und ans GKS geliefert.

    Laufzeit zunächst zehn Jahre

    Es sind nicht alle Gemeinden aus dem Landkreis Haßberge, die sich an der Lieferung nach Schweinfurt beteiligen. Dies sei aber bereits in den Planungen vorgesehen, denn im Landkreis Haßberge fallen jährlich insgesamt rund 5000 Tonnen ausreichend trockenen Klärschlamms an, mit dem GKS seien aber nur 2600 Tonnen vereinbart. Zum Teil seien aber auch falsche Laufzeiten von 25 Jahren in der Diskussion, wie Matthias Lewin feststellte. Der Knetzgauer Kreisrat erachtet zehn Jahre Laufzeit als ausreichend, da in dieser Zeit vielleicht Möglichkeiten für eine dezentrale Lösung gefunden werden könnten, die er präferiere. Werkleiter Neubauer beruhigte den Grünen-Rat jedoch, dass die Laufzeit ohnehin nur auf zehn Jahre terminiert sei, und resümierte: "Wir können froh sein, dass das GKS diesen Weg so geht und uns damit ein großes Problem abnimmt."

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