"In der laufenden Förderperiode, die um zwei Jahre bis 2022 verlängert wurde, konnten bis jetzt etwa 2,5 Millionen Euro Leader-Mittel gebunden werden bei einer Investitionssumme von 4,5 Millionen Euro."
Das betonte Landrat Wilhelm Schneider bei der Abschlussveranstaltung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Haßberge. "Das ist eine stolze Summe. Und da ging es um wichtige Projekte, die wir auch ohne Förderung hätten umsetzen müssen." Insgesamt wurden und werden damit 39 Projekte mit der Förderung unterstützt, zehn davon in Kooperationen. Wie der Name "Abschluss" schon sage, so Schneider, befinde man sich jetzt auf der Zielgeraden zur neuen Lokalen Entwicklungsstrategie (LES).
Schwerpunkte der Förderperiode
In seinem Rückblick ging Landrat Schneider auf einige Schwerpunkte der bisherigen Förderperiode ein. Er nannte dabei das Haus auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach, aktiv im Umwelt- und Klimaschutz, den Skate- und Bike-Park in Knetzgau oder das Mint-Labor am Gymnasium in Haßfurt als Einzelprojekte. Kooperationsprojekte seien zum Beispiel die Fastnachtsakademie in Kitzingen, die Machbarkeitsstudie Balthasar-Neumann oder auch das Projekt Benchmark im Radtourismus. Für den Abschluss der Förderphase habe bereits eine Evaluierung stattgefunden, deren Ergebnis durchwegs positiv ausfiel.
Für die neue Förderphase hätten schon Auftaktworkshops stattgefunden, an denen sich rund 60 Bürgerinnen und Bürger beteiligten. Die Workshops beschäftigten sich mit den Themen "regionale Wertschöpfung", "Demografie-Sicherung" sowie "Natur, Umwelt und Klimaschutz". Die Ergebnisse der Workshops, die Stärken, Schwächen und Projektansätze werden jetzt vorgestellt, so Schneider. Ergänzungs- und Änderungswünsche seien aber noch möglich.
Zentraler Ansprechpartner
In diesem Zusammenhang stellte Landrat Wilhelm Schneider auch den neuen Leader-Koordinator für Unterfranken, Daniel Pascal Klaehre vor. Er ist künftig zentraler Ansprechpartner für das EU-Förderprogramm Leader, das unter dem Motto "Bürger gestalten ihre Heimat" den ländlichen Raum stärken will. Klaehre hat Gartenbauwissenschaften in Weihenstephan, Geisenheim und Helsinki bis zum Masterabschluss studiert und nach einer Arbeitsphase in Frankreich und Brüssel den Vorbereitungsdienst in der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung absolviert.
Er folgt dem langjährigen Leader-Koordinator Wolfgang Fuchs, der in den Ruhestand trat.Daniel Pascal Klaehre nannte als seine Ziele die Besetzung von transnationalen Themen und den europäischen Gedanken, mit denen er Projekte und Leader nach vorne bringen wolle. Für die neue Förderperiode werde sich das Auswahlgremium im Herbst treffen. Die Anerkennung der Projekte sei für Frühjahr 2023 geplant.
Berufschancen in der Region
Dr. Wolfgang Fruhmann stellte Themen heraus, die bei der Evaluierung ganz vorne stehen: Der Klimawandel, die medizinische Versorgung, Mobilität, Digitalisierung und Energieversorgung. Dabei seien die Querschnittsaspekte wie Nachhaltigkeit, Demografie und Digitalisierung zu beachten. Der Rückgang der Bevölkerung scheine nicht mehr so dramatisch, es würden Kita-Plätze gebraucht und ab 2026 auch mehr Ganztagesplätze. "Bleiben wird aber das Schrumpfen der Erwerbstätigen-Zahlen durch den steigenden Altersdurchschnitt."
Bei der Demografie-Sicherheit sei ein praxisorientierter Ansatz des Wohnraumthemas mit kleinen, einfachen Wohnungen die Basis. "Die jungen Leute wollen eine einfache Wohnung und kein Loft. Altersgerechte Wohnungen sind ein viel diskutiertes Thema." Bei der regionalen Wertschöpfung rückten landwirtschaftliche Produkte in den Vordergrund. Generell stünde aber das Problem von Fachkräften im Focus, die Rückgewinnung von Ausbildern und die Berufschancen in der Region.
Was sind die Stärken?
Bei den Themen "Natur, Umwelt- und Klimaschutz" sah Dr. Fruhmann mit der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge (Gut) und Umweltbildungszentrum Oberschleichach (Ubiz )Bildungszentren, die andere nicht haben. Auch mit den zwei Naturparks sei der Landkreis gut aufgestellt. Die Themen Energie, Wasserversorgung und Speicherung in einer zunehmend trockenen Region blieben auf der Agenda, um sich dem Klimawandel anzupassen.
Im Bereich "Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung sowie Daseinsvorsorge" seien Stärken und Potenziale durch günstige Lebenshaltungskosten und eine rückläufige Leerstandsquote gekennzeichnet. Als Herausforderung stehe hier die Schaffung von Mobilitätsalternativen sowie die Anpassung des demographischen Wandels und des Bedarfs der älter werdenden Generation. Bei "Wirtschaft und Bildung" sieht man in einem deutlichen Anstieg der Arbeitsplätze und der Zunahme der Einpendler eine gewisse Stärke. Eine Schwäche sei aber der zunehmende Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Der Wandel in der Landwirtschaft und das fehlende Nachwuchspotential in diversen Handwerksbetrieben wurde als eine besondere Aufgabe angesehen.
Firmen im Transformationsprozess
In einer spontanen Diskussion griff Bürgermeister Bernhard Ruß (Sand) das Thema von Baugenossenschaften auf, die sich nur große Kommunen leisten könnten. Für andere werde es schwierig, neues Bauland bereit zustellen. Hier müsse man Bewegung hinein bringen. Bürgermeister Stefan Paulus (Knetzgau) sprach von einem Landkreis, der "Automobilzulieferer-lastig" wäre und deswegen mit zunehmender E-Mobilität am meisten leiden werde. Landrat Wilhelm Schneider führte dazu aus, dass viele Firmen schon im Transformationsprozess stehen.