„Es gibt derzeit wohl kein Politikfeld, wo wir vor solchen Herausforderungen stehen wie in der Gesundheitspolitik. Deswegen sollten wir diese Diskussionsplattform des ,Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CSU' (GPA) weiter aufrechterhalten und auch nutzen.“ Dies betonte MdL Steffen Vogel vor Mitgliedern und zahlreichen Gästen. Da der bisherige Vorsitzende Dr. Peter Jung bei der Wahl nicht mehr zur Verfügung stand, wählten die Mitglieder einmütig Dr. Alexander Ambros aus Knetzgau zum neuen Kreisvorsitzenden sowie Stefanie Schilling, Haßfurt, Yvonne Austel, Königsberg, und Dr. Anton Aumüller, Zeil, zu seinen Stellvertretern.
CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel, im Landtag Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Pflege, ging auf die zahlreichen Themen ein wie die Zukunft der Haßbergkliniken, die Probleme in der stationären Pflege am Beispiel von Gleußdorf oder die Zukunft der hausärztlichen oder fachärztlichen Versorgung. So erwähnte er die Probleme mit der Hautarztpraxis in Haßfurt, für deren Neubesetzung die Kassenärztliche Vereinigung sogar mit enormen Fördergeldern gelockt, aber dennoch kein Nachfolger gefunden habe.
Zur Gewinnung von Ärzten für den ländlichen Raum wie den Landkreis Haßberge habe er auch Stipendien auf Kreisebene vorgeschlagen. Diese würden jedoch vom Innenministerium abgelehnt, da dies keine Aufgabe des Landkreises sei. Nun habe man eine „Landarztquote“ in die Diskussion gebracht. Gesundheitsministerin Melanie Huml schwebe hier vor, fünf Prozent der medizinischen Studienplätze für solche Studenten vorzuhalten, die sich verpflichten, sich nach ihrem Studium acht Jahre im ländlichen Raum niederzulassen. Dies könnte man dann auch auf Kinderärzte und andere Fachärzte ausdehnen.
Nach seiner Meinung mache es Sinn, die Zahl der Studienplätze zu erhöhen, was auch mit 250 Plätzen in Augsburg erfolge. Allerdings hätten hier nicht nur die bayerischen Studenten einen Vorteil, weil die Studienplätze deutschlandweit vergeben würden und Bayern hier viel Geld in den mit 250 000 bis 300 000 Euro teuersten Studienplatz investiere. Kritik äußerte der Abgeordnete an der starren Hochschulautonomie. So sei an der Universität Würzburg schon drei Jahre der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet, aber noch nicht besetzt. Insofern stellte er auch die Frage, ob es undenkbar sein müsse, deswegen eine Hochschule für Allgemeinmedizin gründen zu wollen. Leider wäre dies zwar nach europäischem Recht möglich, nicht aber nach deutschem. Trotzdem sollte dies ein Argument für die deutschen Universitäten sein, mehr Mediziner auszubilden.
Dr. Klaus Riedl, Chefarzt der Chirurgie am Haus Ebern, vertrat die Ansicht, dass man nicht mehr Mediziner ausbilden, sondern dafür sorgen sollte, dass sie nach ihrem Studium in Deutschland bleiben. „Wer sein Studium umsonst bekommt, sollte auch die Verpflichtung bekommen, zehn Jahre in Deutschland tätig zu sein. Wer aber sein Studium selbst bezahlt, zum Beispiel im Ausland, kann hin, wohin er will.“
In Zusammenhang mit dem Problem der Hausärzte im ländlichen Raum kam unisono zum Ausdruck, dass einerseits der Beruf des Hausarztes attraktiver werden und man neben einer „Landarztquote“ auch über eine „Männerquote“ nachdenken müsse. Fast 70 Prozent der Studienanfänger im Fach Medizin seien nämlich weiblich und viele Frauen seien nicht bereit, wie früher als Landärzte zu arbeiten. Dr. Barbara Goschenhofer gab auch zu bedenken, ob es realistisch sei, elf bis 13 Jahre voraus die Entscheidung zum Landarzt und Allgemeinmediziner zu treffen. Am Arzt hänge ja auch ein Partner und bei 70 Prozent weiblichen Studenten müsse man dann auch an die Männer denken, die man unterbringen müsse. „Ich glaube nicht, dass wir dies mit mehr Medizinstudienplätzen schaffen, sondern wir müssen die Arbeit umverteilen auf eine andersqualifizierte Berufsausbildung, vom Inhalt her vielleicht „medical assistant“ oder höher qualifizierte Arzthelferinnen. Nachdem ein junger Diskussionsteilnehmer einwandte, dass für die jungen Leute auch die „Work-Life-Balance“ , das Verhältnis von Beruf und Privatleben, stimmen müsse, sprach Barbara Goschenhofer ein eindeutiges Plädoyer für den Hausarzt und gerade sie habe als Ärztin und Mutter dabei auch viele Möglichkeiten für ihre Arbeitseinteilung gehabt, was sonst oft schwieriger sei. Klinikarzt Dr. Frank Schröder bestätigte, dass natürlich die Allgemeinmedizin attraktiver gemacht werden müsse, sie sollte aber auch in der Öffentlichkeit positiver dargestellt werden. Auch die Bedeutung des Allgemeinmediziners mit seinem ganzheitlichen Blick auf den Patienten komme viel zu kurz. Dr. Anton Aumüller sah auch ein Problem in den schlechten Rahmenbedingungen für Hausärzte und meinte: „Wir dokumentieren uns noch zu Tode.“
So war man sich am Ende im Klaren, dass Förderungen und finanzielle Anreize allein nicht ausreichten. Entscheidend seien auch Arbeitsmöglichkeiten für den Partner, eine gute Infrastruktur durch Kindergarten und Schule und eine gute Verkehrsanbindung. Für Dr. Alexander Ambros war es deswegen klar, dass es für den Arbeitskreis genügend Themen gebe, mit denen man sich beschäftigen sollte.
Die Neuwahl brachte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Dr. Alexander Ambros, Knetzgau; seine Stellvertreter: Stefanie Schilling, Haßfurt, Yvonne Austel, Königsberg, und Dr. Anton Aumüller, Zeil. Schriftführerin wurde Karin Kramer, Haßfurt, und Schatzmeisterin Heike Hluchnik, Zeil. Als Beisitzer wurden gewählt: Uwe Hauck, Stephan Kolck, Harald Wagner, Michael Weiß-Gehring, Christian Klier und Dr. Frank Schröder; Kassenprüfer Theo Diem.