Zum Bericht "Nazi-Vorwürfe gegen Haßfurter Stadtratsmitglied" erreichte diese Redaktion folgender Leserbrief:
Die vermeintliche Affäre um eine angebliche Glorifizierung einer ehemaligen nationalsozialistischen "Kaderschmiede" ist nicht nur ein Sturm im Wasserglas: Sie schadet auch unserer demokratischen Streitkultur. Der Facebook-Post von Volker Ortloff war in der Tat missverständlich und unglücklich formuliert. Ein einfacher Hinweis darauf, dass man sich in so einem Zusammenhang klarer ausdrücken muss, hätte an dieser Stelle aber auch vollkommen genügt.
Dass einige Vertreter der Haßfurter Stadtpolitik aber den Text sehr eindeutig interpretiert wissen wollen und Herrn Ortloff einen Rücktritt von alle seinen Ämtern nahelegen, war überflüssig und im Endeffekt wahrscheinlich auch der Versuch, einen schnellen politischen Punktsieg zu erringen.
Dass sich die Haßfurter CSU dann nur pauschal von den "Inhalten des Posts" distanziert, ist ähnlich problematisch. Eine Stellungnahme, die darauf hinweist, dass der Post missverständlich geschrieben war und dass Herr Ortloff ganz bestimmt keine Sympathien für den Nationalsozialismus hat, wäre der deutlich bessere Weg gewesen.
Als dann aber die Main-Post noch einen großen Artikel zum Facebook-Post bringt, der im Titel beinahe reißerisch von "Nazi-Vorwürfen" spricht, dann reicht es mir persönlich endgültig: Der "Sturm" auf den Reichtstag vor ein paar Tagen etwa zeigt uns einmal mehr, wo die eigentlichen Gefahren für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit lauern.
Aber stattdessen verzetteln wir uns hier in einer unnützen und überflüssigen Debatte um einen missverständlichen Text auf Facebook. Das schadet allen Beteiligten in Politik, Medien und Öffentlichkeit. Und dem demokratischen Wettstreit insgesamt erweist dies einen Bärendienst.
Dr. Benjamin Schraven
97478 Knetzgau