Er hat kurzen Prozess mit dem Thema Steigerwald gemacht, Ministerpräsident Horst Seehofer, bei seinem Besuch in der Gemeinde Oberaurach am Freitag. Es gelte, was er vor der Landtagswahl versprochen habe. „Wir werden nichts ändern, was nicht in Einklang mit der Bevölkerung steht“, verkündete der Landesvater am Nachmittag im Tretzendorfer Rathauspark.
Keine Veränderung bedeutet: Kein Nationalpark. Dafür spendeten die gut 600 Männer und Frauen, die Seehofer persönlich erleben wollten, mehrheitlich Applaus. Aber nicht alle: Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent beim Bund Naturschutz in Bayern, überreichte Seehofer ein Papier, das die Vorteile eines Nationalparks beschreibt. Oskar Ebert jedoch, scheidender Bürgermeister der Nachbarkommune Rauhenebrach und 2. Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“, hatte dem Ministerpräsidenten zuvor in Namen zahlreicher Amtskollegen, der Waldbesitzer und des Bauernverbandes ein Schreiben übergeben, das fordert, von der Ausweisung weiterer Landschaftsschutzgebiete abzusehen. Ebert befürchtet, dass sich der Bamberger Landrat Günther Denzler (CSU) als glühender Befürworter eines Nationalparks am Ende seiner Amtszeit noch ein Denkmal im Steigerwald schaffen will. Sein Nachfolger Johann Kalb, ebenfalls CSU, hat sich zwar deutlich vom Nationalparkgedanken distanziert, „aber man weiß ja nie“, blieb der Freie Wähler Ebert skeptisch.
Auch wenn Ministerpräsident Seehofer mit seiner Antwort auf dererlei Mutmaßungen nicht ins Detail ging, strahlte von seinem Besuch in Tretzendorf doch die klare Botschaft aus: Es wird im Steigerwald keine Veränderungen geben, „nicht heute und auch nicht morgen“, wie der 64-jährige Ingolstädter versicherte, ohne das Wort Nationalpark in den Mund zu nehmen.
Maroldsweisachs Bürgermeister Wilhelm Schneider, der am kommenden Sonntag Nachfolger von Landrat Rudolf Handwerker werden möchte, dafür in der Stichwahl aber seinen Sander Amtsbruder Bernhard Ruß (SPD) besiegen muss, trug über das Thema Steigerwald hinaus zwei konkrete Anliegen an den Landesvater heran: „Wir wollen nicht erst 2018 schnelles Internet, sondern schon 2016“, forderte Schneider besonderes Engagement der Staatsregierung für das flache Land ein. Und nachdem der Landkreis, der sich auch um das Heimatministerium beworben habe, hier leer ausgegangen sei, möge die Region doch bitteschön bei der nächsten Behördenverlagerung berücksichtigt werden.
Was die Breitbandversorgung betrifft, erklärte der Ministerpräsident, dass die Staatsregierung das Thema ganz oben auf ihrer Agenda habe. „Wir nehmen dafür 1,5 Milliarden Euro in die Hand“, sagte Seehofer, der allerdings daran erinnerte, dass Brüssel diese Investitionen noch absegnen muss, weil sie eine staatliche Beihilfe für die Wirtschaft darstellen. Sein Finanzminister Söder glaube, dass die Genehmigung innerhalb der nächsten Wochen erfolge, dann werde man die 1,5 Milliarden auch schnell nutzen.
Ab Sommer werde die Staatsregierung die im Zuge ihrer Struktur- und Verwaltungsreform beschlossene Verlagerung von Behörden insbesondere aus dem Ballungsraum München in strukturschwächere Gebiete weiterführen, griff Seehofer Schneiders zweites Anliegen auf. „Und da werde ich selbst darauf schauen, dass Unterfranken und der Landkreis Haßberge bedacht werden“, sagte der CSU-Chef unter dem Beifall seines Publikums. Ein konkretes Versprechen könne er aber nicht abgeben, hob der Ministerpräsident hervor.
Ansonsten machte der hohe Gast zwei klare Aussagen: Erstens bleibe es entgegen aller Gerüchte beim Atomausstieg. Bayern erzeuge schon heute 36 Prozent seines Stroms aus regenerativen Quellen und habe damit bereits das Ziel erreicht, das sich die Bundesrepublik für 2020 gesteckt habe. Und zweitens sei er auch weiterhin für die Nutzung der Windkraft. Aber je höher ein Windrad sei, desto größer müsse auch der Abstand von der Wohnbebauung sein. Abweichungen von dieser Abstandsregelung dürfe es nur geben, wenn die Bürger der betroffenen Gemeinden ausdrücklich zustimmen.
Thomas Sechser, als Bürgermeister von Oberaurach Gastgeber der Veranstaltung, hatte sich beim Ministerpräsidenten ausdrücklich für die herausragende Ehre des Besuchs bedankt. Die Buben und Mädchen der Kindergärten seiner Gemeinde überreichten dem Ministerpräsidenten Briefchen, in denen sie unter anderem die Hoffnung ausdrücken, dass die Gemeinde einen Kooperationsvertrag mit dem Träger eingeht, um auflaufende Defizite zu begleichen. „Den Vertrag bekommen sie auch“, verriet Thomas Sechser der Heimatzeitung am Rande der als Dialogforum „Steigerwald weiterentwickeln“ betitelten Veranstaltung.
Ansonsten durften sich nicht nur die viele Zuhörer, darunter die gesamte CSU-Politprominenz des Landkreises und viele Bürgermeister auch aus dem Raum Bamberg, über viele kernige Aussprüche von Horst Seehofer freuen – etwa: „Es ist ein Glück, in Bayern zu leben und in Unterfranken daheim zu sein“ oder „Der Steffen Vogel ist zwar neu, aber frech im Landtag“. Vor allem zwei Anwesende wurden von Seehofer mit Lob bedacht: Der scheidende Landrat Rudolf Handwerker. „Er war ein Landrat, der vor niemanden Furcht hatte und der mit großen Einsatz die Interessen seiner Heimat vertreten hat“, blickte der Ministerpräsident auf viele Begegnungen mit Handwerker zurück.
Und, ganz im Sinne des Wahlkampfs der CSU, sagte Seehofer über den Landratskandidaten Wilhelm Schneider: „Ich bin davon überzeugt, dass er ein guter Nachfolger für Rudolf Handwerker ist“ – und fügte seiner Aussage die Empfehlung an den Wähler hinzu, am kommenden Sonntag das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen.