Der Verein "Kultur e.V." hat eine neue Führung gewählt. Ebenso gibt es einen neuen künstlerischen Leiter der Meisterkonzerte. So unauffällig hätte das Resümee zur Mitgliederversammlung des Vereins ausfallen können. Hätte. Wenn da nicht bereits wenige Tage zuvor der Auftakt zur Sitzung mit einem Paukenschlag begonnen hätte: Der künstlerische Leiter der Meisterkonzerte, Andreas Weimer, gab per Schreiben bei einem Konzert seinen sofortigen Abschied bekannt. Spätestens da wurde ein Zerwürfnis offenkundig zwischen Weimer und der Vorsitzenden von Kultur e.V., Barbara Goschenhofer.
Und dieser Zwist ist nicht nur eine Sache zwischen den beiden Kulturschaffenden, sondern der Riss geht auch durch die gesamte Führungsriege. Besser ging, denn: Neben der bisherigen zweiten Vorsitzenden Gudrun Klopf, die bereits vor einiger Zeit das Amt niedergelegt hatte, verließen auch der zweite Vorsitzende Uwe Döring und Schriftführerin Roswitha Schuler das Gremium. "Wenn drei von fünf zurücktreten, dann ist dies doch Zeichen genug", sagt der zweite Vorsitzende Döring im Gespräch mit der Redaktion. Und er kritisiert damit die Amtsführung von Goschenhofer, die "ihr Ziel habe durchsetzen wollen". Und das habe bedeutet, sich von Weimer zu trennen, "die Beiden konnten einfach nicht miteinander".
Dabei habe es ja eine Möglichkeit gegeben, dass Weimer als künstlerischer Leiter der Meisterkonzerte hätte bleiben können, so Döring weiter: dass die Meisterkonzerte in einer Art Unterabteilung, oder eigenem Verein organisiert worden wären, aber dennoch als ein Teil von "Kultur e.V.". Dies habe man auch durch den Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft, Andreas Dellert, und Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst, prüfen lassen. Ein solcher eigener Verein wäre möglich gewesen, in der Form, dass die Vorsitzende auch nicht in der Haftung für einen möglichen "Meisterkonzert-Verein" gewesen wäre, so Döring. Borst habe zudem immer wieder versucht, bei der Lösung der Probleme zu helfen. Doch Goschenhofer habe dieses Konstrukt abgelehnt.
Mehrere Gründe, warum sie einen eigenen Verein für die Meisterkonzerte abgelehnt habe, nennt Barbara Goschenhofer im Gespräch mit der Redaktion. Für sie ein Hauptargument: Der Verein "Kultur e.V." steht für Kulturarbeit mit einer großen Bandbreite. Von musikalischer Früherziehung über Bläserklassen und Fortbildung für Profis und natürlich für Konzerte von Blasmusikkapellen bis hin zu Auftritten wie zuletzt Weltstar Tabea Zimmermann. "Eines befruchtet das andere", so Goschenhofer. Und das sei auch bei der Mitgliederversammlung herausgehoben worden: Die Vereinsarbeit bei Kultur e.V. sei mehr als die Meisterkonzerte.
Die Meisterkonzerte in einen Verein auszugliedern hätte zudem bedeutet, "die Premiumsparte wegzunehmen". Und es hätten sich unter Umständen weitere Probleme ergeben, wie etwa die Gemeinnützigkeit, wenn der Verein sich nur noch um die Meisterkonzerte gekümmert hätte. Das hätte dann schon in Richtung Veranstaltungsagentur gehen können.
Und sie gibt zu: "Es hätte mir auch weh getan, die Meisterkonzerte herauszunehmen", sie gehörten zu "meiner Kernkompetenz". Schon zum Jahreswechsel habe sie überlegt, wie es weitergehen solle. Konflikte mit Weimer habe es von Beginn an gegeben. Die Zusammenarbeit zu beenden, mit dem Gedanken habe sie sich schon länger getragen. Dass jetzt Weimer beim Konzert in Rügheim dies bekannt gab, habe allerdings auch sie überrascht. Trotzdem: Sie habe "nie an den künstlerischen Fähigkeiten und Leistungen von Weimer gezweifelt. Ich wertschätze sehr die Energie, die er aufgebracht hat, um die Reihe zum Laufen zu bringen".
Goschenhofer wehrt sich dagegen, dass die Trennung von Weimer auf die menschliche Seite reduziert werde, darauf, "dass zwei nicht miteinander können". Vielmehr seien es auch "steuerrechtliche Sachen" gewesen, die die Situation zugespitzt hätten. So etwa unter anderem, dass Verträge mit den Musikern lediglich mündlich vorlagen.
Diese Argumentation mag Andreas Weimer allerdings nicht gelten lassen. In einer kurzen Stellungnahme sagt er auf Anfrage: "Vier Jahre war es ja so in Ordnung." Aber, dass steuerrechtlich alles in Ordnung sein müsse, darum müsse sich die Vereinsführung kümmern. Ausführlicher zur Situation um seinen Abschied will sich Weimer noch in den nächsten Tagen äußern.
Nachfolger von Weimer als künstlerischer Leiter wird Professor Friedemann Wezel von der Hochschule für Musik in Leipzig, vielen in der Region bekannt von Auftritten im Schüttbau mit dem Ensemble "il Capriccio". Mit ihm stand Goschenhofer seit längerem in Kontakt, erklärt sie auf die Frage, dass sich Mitglieder wunderten, dass so schnell nach Weimers Abschied ein Nachfolger gefunden worden sei. Für Wezel spreche, so die Vorsitzende, dass er den Schüttbau und den Verein kenne. Sie ist sich sicher, dass die Meisterkonzerte mit der gleichen Qualität weitergehen.
Dies hofft auch Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst. Es sei auf jeden Fall eine Herausforderung, die Konzerte auf diesem Niveau weiterzuführen. Borst berichtet, dass er noch vermittelt habe, aber die unterschiedlichen Auffassungen seien anscheinend nicht miteinander vereinbar gewesen. Wichtig sei, dass die erfolgreichen Meisterkonzerte auf dem hohen Niveau weitergeführt würden, denn es habe sich gezeigt, wenn ein anspruchsvolles Programm geboten werde, dann sei auch die Nachfrage da.
Das Ergebnis der Neuwahl: Vorsitzende Barbara Goschenhofer, Stellvertreterinnen Verena Goschenhofer und Traudi Wießler, Schriftführerin ist Sabrina Neumann, Kassier Michael Hömer und Kassenprüfer Manuel Mai.