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Gädheim: Rehkitzrettung in Maintal, Steigerwald und den Haßbergen: Wie Familie Krämer Jungtiere vor dem Tod bewahrt

Gädheim

Rehkitzrettung in Maintal, Steigerwald und den Haßbergen: Wie Familie Krämer Jungtiere vor dem Tod bewahrt

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    Willy und Ute Krämer aus Gädheim sind seit drei Jahren mit ihrer Drohne unterwegs, um Rehkitze vor dem Mähtod zu retten.
    Willy und Ute Krämer aus Gädheim sind seit drei Jahren mit ihrer Drohne unterwegs, um Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. Foto: Christian Licha

    Irgendwo im Maintal in den frühen Morgenstunden: Der Tau liegt auf den Feldern, die Sonne geht gerade auf. Das ist der ideale Zeitpunkt für Willy und Ute Krämer, ihrem Hobby nachzugehen, das beide mehr als glücklich macht. Mit ihrer Drohne fliegen die Krämers über Wiesen und Felder, die zur Mahd anstehen. Das Ehepaar aus Gädheim sorgt mit der Rehkitzrettung dafür, dass junge Tiere nicht dem Mähtod zum Opfer fallen

    In rund 50 Meter Höhe fliegt die Drohne über die Flur. Willy Krämer hat dafür extra das Fernpilotenzeugnis A2 gemacht. Damit kann er das Gerät auch in der sonst eigentlich gesperrten Flugzone von 150 Metern Abstand zur Wohnbebauung fliegen lassen. Das sei manchmal notwendig, da einige landwirtschaftliche Grundstücke nahe am Ortsrand liegen.

    Rund 8000 Euro habe das Ehepaar aus eigener Tasche für die Drohne mit Wärmebildkamera und Zubehör investiert. "Das ist viel Geld, aber jedes gerettete Rehkitz ist Belohnung genug", sagt Ute Krämer.

    Rund 8000 Euro haben Willy und Ute Krämer aus eigenen Mitteln in ihre Drohnen-Ausrüstung investiert, um uneigennützig Wildtieren das Leben zu retten.
    Rund 8000 Euro haben Willy und Ute Krämer aus eigenen Mitteln in ihre Drohnen-Ausrüstung investiert, um uneigennützig Wildtieren das Leben zu retten. Foto: Christian Licha

    Vor knapp zehn Jahren fiel der heute 66-jährigen Gärtnerin und Floristin ein Zeitungsartikel auf, in dem über eine Frau aus dem Spessart berichtet wurde. Sie bekam für ihre Rehkitzrettungsaktionen den Bayerischen Tierschutzpreis verliehen. "Das machen wir auch, wenn wir in Ruhestand sind", sagten sich Willy und Ute Krämer damals.

    Seit drei Jahren eine feste Größe als helfende Hand

    Sie hielten daran fest. Und im Jahr 2021 verwirklichten sie dann ihr Vorhaben. Ute Krämer bekommt seitdem ihre Rente, ihr 68-jähriger Ehemann war damals als ehemaliger Polizeibeamter schon in Pension.

    Seit drei Jahren nun sind die Krämers eine feste Größe bei zahlreichen Landwirtinnen und Landwirten im Maintal, in den Haßbergen und im Steigerwald. Sie helfen ihnen, die gesetzliche Verpflichtung einzuhalten. Diese besagt, dass jede Wiese, die gemäht wird, vorher nach Tieren abgesucht werden müsse. Damit kein Leben zu Schaden kommt.

    Dieses Rehkitz ist rechtzeitig gerettet worden. 
    Dieses Rehkitz ist rechtzeitig gerettet worden.  Foto: Christian Licha

    Unterstützung erfahren die beiden Rehkitzretter von zwei Dutzend Jägerinnen, Jägern und weiteren Helferinnen und Helfern. "Viele Landwirte sind uns dankbar und flexibel bei ihren Mäharbeiten", sagen Willy und Ute Krämer übereinstimmend.

    Im Austausch mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern

    Kontakt besteht auch zum Verein Rehkitzrettung Unterfranken e.V. mit Sitz in Arnstein im Landkreis Main-Spessart. Mit den Ehrenamtlichen dort stehen die Krämers im regen Austausch – zu Beginn ihrer Rettungsaktionen konnten sie sich dort Tipps holen.

    Nur mit viel Gras außen herum darf das Rehkitz in Sicherheit gebracht werden, damit es keinen Menschengeruch annimmt.
    Nur mit viel Gras außen herum darf das Rehkitz in Sicherheit gebracht werden, damit es keinen Menschengeruch annimmt. Foto: Christian Licha

    "Es ist ganz wichtig, Jungtiere nicht mit den bloßen Händen anzufassen", nennt Ute Krämer einen wichtigen Grundsatz. Andernfalls nehme das Rehkitz den Geruch des Menschen an und werde dann von der Geiß verstoßen. Das bedeute den sicheren Tod für das junge Reh, das in der Aufwachsphase auf Muttermilch angewiesen sei. Deshalb wickeln die Rehkitzretter, die zusätzlich noch mit Handschuhen ausgestattet sind, das Rehlein in jede Menge Gras ein, bevor es aus dem Mähbereich in Sicherheit gebracht wird.

    Das vermittelt das Ehepaar Krämer auch Schulkindern. Dazu waren die beiden schon in so einigen Schulen unterwegs, hauptsächlich in den Jahrgangsstufen 1 bis 6. Die Grundschule Dittelbrunn sei damals die erste Schule gewesen, an der nicht nur die sechs- bis zwölfjährigen Mädchen und Jungen von der Wissensvermittlung begeistert gewesen seien.

    Aufklärungsarbeit aus Drohnen-Perspektive: Willy und Ute Krämer besuchen auch Schulen und sensibilisieren die Kinder zum Thema Wildtiere.
    Aufklärungsarbeit aus Drohnen-Perspektive: Willy und Ute Krämer besuchen auch Schulen und sensibilisieren die Kinder zum Thema Wildtiere. Foto: Willy Krämer

    Auch die Lehrerinnen und Lehrer hätten so einiges dazugelernt. "Ab März/April ist die Natur eine wahre 'Kinderstube'", so die Krämers. Junge Hasen, Vögel, Insekten, Amphibien und viele mehr erblicken dann das Licht der Welt. Die meisten Rehkitze kämen in den Monaten Mai und Juni zur Welt. Größtenteils seien es ein oder zwei Jungtiere, aber auch Drillinge hätten Willy und Ute Krämer schon einmal gerettet.

    Ein flauschiger Helfer namens "Anton Pünktchen"

    Höhepunkt der Schulbesuche ist dann eine praktische Vorführung für die Kinder. Also: Wie genau läuft so eine Rehkitzrettung ab? Dazu haben die Krämers einen Helfer namens "Anton Pünktchen". Das kleine Rehkitz aus Plüsch wird auf eine Wärmflasche im dichten Gras gelegt. Gebannt können die Schülerinnen und Schüler dann verfolgen, wie die Drohne mit ihrer Wärmebildeinheit das "Tier" entdeckt.

    Das Plüsch-Rehkitz legen die Krämers bei ihren Schulvorführungen auf eine Wärmeflasche, damit die Drohne mit ihrer Wärmebildkamera das "Tier" erkennt.
    Das Plüsch-Rehkitz legen die Krämers bei ihren Schulvorführungen auf eine Wärmeflasche, damit die Drohne mit ihrer Wärmebildkamera das "Tier" erkennt. Foto: Christian Licha

    Aber auch Ute Krämer selbst hat den Ehrgeiz, noch mehr zu lernen. Dazu macht sie zurzeit den Jagdschein, wohlgemerkt ohne Waffenberechtigung. "Ich möchte die Jäger und die Tierwelt besser verstehen", sagt die engagierte Frau, der es keineswegs ums Schießen geht, was sie aber auch nicht verteufelt.

    Die Jagd sei ein wichtiges Instrument, um "ohne große Beeinträchtigung der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft gesunde Population und Artenvielfalt zu erhalten." Ohne die Jägerinnen und Jäger würde nämlich der Wildbestand zu dicht, was wiederum Tierkrankheiten auslösen könne und auch das Futter reiche dann nicht für alle.

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