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BURGPREPPACH: Schlussakt mit dramatischen Momenten

BURGPREPPACH

Schlussakt mit dramatischen Momenten

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    Die Schneidmühle bei Burgpreppach: Hinter diesen Fenstern im ersten Stock des Wohnhauses wurde die Granate entdeckt.
    Die Schneidmühle bei Burgpreppach: Hinter diesen Fenstern im ersten Stock des Wohnhauses wurde die Granate entdeckt. Foto: Foto: Michael Mößlein

    Als ob die Geschichte rund um die Zwangsversteigerung der Schneidmühle bei Ibind nicht schon genug Stoff zum Erzählen geboten hätte, jetzt kommt auch noch der Fund einer Granate hinzu. Margit Böhm, die Eigentümerin des Anwesens, hat diese am vergangenen Samstag in einem nicht ausgebauten

    Dachstudio entdeckt, hinter einer Reihe von Fenstertüren, die auf einen Balkon führen. Es steht der Verdacht im Raum, dass der – wie sich später herausstellte – ungefährliche Munitionsrest aus dem Ersten Weltkrieg dort nicht ganz zufällig deponiert war.

    Die nicht mehr scharfe Granate unterm Dach der Schneidmühle. In diesem Zustand hat Margit Böhm die Granate vorgefunden.
    Die nicht mehr scharfe Granate unterm Dach der Schneidmühle. In diesem Zustand hat Margit Böhm die Granate vorgefunden. Foto: Böhm

    Wie die äußerlich intakte Panzergranate vom Kaliber 10,5 Zentimeter an ihren Fundort gelangt ist, steht nach Auskunft der eingeschalteten Polizeiinspektion Ebern noch nicht fest. Dieser Umstand wird laut dem stellvertretenden Dienststellenleiter Siegbert Weinkauf ebenso noch ermittelt, wie die Frage, wer von der Granate wusste. Sollte ein Verantwortlicher ermittelt werden, droht diesem Ärger.

    Zwar war das Kriegsrelikt, wie hinzugerufene Experten des Sprengkommandos aus Feucht feststellten, weder mit Sprengstoff gefüllt, noch besaß es einen funktionstüchtigen Zünder, war laut Polizei also für Menschen und Sachwerte ungefährlich. Dennoch verstößt schon allein der Besitz einer solchen Granate gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, stellt Weinkauf gegenüber dieser Zeitung klar. Denn dieses verbiete auch den Besitz von Munitionsteilen.

    Im Zuge der anstehenden Vernehmungen durch die Polizei wird sich höchstwahrscheinlich auch Karlheinz Denninger unangenehmen Fragen stellen müssen. Dem ehemaligen Bürgermeister von Burgpreppach gehörte die Schneidmühle samt Sägewerk, das er dort betrieb, bis Oktober 2012. Damals wurde das Anwesen am Amtsgericht in Bamberg zwangsversteigert. Wie berichtet, hat sich Denninger bislang geweigert, das Anwesen komplett zu verlassen. Er beruft sich auf ein Bleiberecht und bewohnt zusammen mit seiner hochbetagten Mutter den Großteil des Wohnhauses, das auf dem Anwesen steht, und verweigert der neuen Besitzerin Margit Böhm, die die Schneidmühle für 270 000 Euro ersteigert hat, den Zutritt zu den von ihm bewohnten Räumen. Die Sache hat schon mehrmals die Justiz und Anwälte beschäftigt.

    Die Granate wurde nun im ersten Stock, in einem Bereich des Anwesens entdeckt, zu dem Margit Böhm bislang offiziell noch keinen Zutritt hat. Auf Nachfrage dieser Zeitung behauptet Denninger, von der Granate nichts gewusst zu haben. Und das, obwohl er, wie er selbst zugibt, den Bereich des Fundorts bereits aufgeräumt hat. „Über die Herkunft der Granate ist mir nichts bekannt“, sagt der frühere Burgpreppacher Bürgermeister.

    Das verwundert umso mehr, als die Granate, wie Margit Böhm schildert, direkt hinter einer Tür platziert war, neben Putzmitteln. Es wirkte fast so, als wäre sie mit Absicht dort hinterlassen worden – womöglich als drohende Geste, oder als eine Art Warnung, die sich gegen die neue Besitzerin richtet.

    Trotz der jüngsten Aufregung schöpft die 48-Jährige aus Neuburg an der Donau Hoffnung, dass sie auf ihrem vor knapp zwei Jahren erworbenen Grundstück bald ungestört ist. An diesem Donnerstagmorgen möchte ihr Karlheinz Denninger angeblich die Schlüssel für das Haus überreichen, wie Denninger auf Nachfrage dieser Zeitung am Mittwoch angekündigt hat. „Es schaut so aus“, dass die Schlüsselübergabe am Donnerstag stattfinden wird, meinte er. Sollte dies tatsächlich der Fall sein (Böhm: „Ich glaube das erst, wenn es geklappt hat“), wäre damit die drohende Zwangsräumung des Anwesens quasi in letzter Minute abgewendet.

    Denn ebenfalls für diesen Donnerstag war am Landgericht Bamberg bereits eine Verhandlung terminiert gewesen, um über die Rechtsbeschwerde zu entscheiden, die Karlheinz Denninger gegen die vom Amtsgericht Haßfurt angeordnete Zwangsräumung eingereicht hatte. Diese Verhandlung wurde kurzfristig abgesagt, wie das Landgericht am Mittwoch auf Nachfrage bestätigte. Offensichtlich sah der Kläger keine Chancen, die drohende Zwangsräumung im letzten Augenblick noch zu vermeiden. Margit Böhm hat, wie sie sagt, am Dienstagabend vom abgesagten Gerichtstermin erfahren.

    Wenn die Übergabe der Schneidmühle über die Bühne gegangen ist, möchte die Pferdeliebhaberin auf dem Anwesen schnellstmöglich eine Ranch eröffnen. „Dann kann ich endlich machen, was ich schon immer machen wollte.“ Die Hängepartie der zurückliegenden Monate mit der offenen Frage, wann sie komplett auf dem Grundstück einziehen kann, hätten ihr Kraft und Nerven gekostet, berichtet sie. Schließlich lebte sie zuletzt mit dem – anders kann man es wohl nicht sagen – spinnefeinden Vorbesitzer nur durch ein Stockwerk getrennt unter einem Dach.

    Der Streit mit Denninger dürfte damit allerdings noch nicht vorbei sein, denn dieser hat Böhm laut deren Angaben seit der Ersteigerung nicht unerhebliche Kosten verursacht, allein schon durch angefallene Nebenkosten. Diese möchte sie erstattet haben – notfalls über einen Gerichtsentscheid, kündigt Böhm an. Doch jetzt hofft sie erst einmal auf etwas mehr Ruhe.

    Diesen Wunsch teilt mit ihr Bürgermeister Hermann Niediek, Karlheinz Denningers Amtsnachfolger: „Ich wünsche mir ein friedliches Ende für alle Beteiligten.“ Nach der Hektik könne dann wieder etwas mehr Ruhe in seine Gemeinde einziehen, meint Niediek.

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