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BURGPREPPACH: Spannende Spurensuche nach der Burg

BURGPREPPACH

Spannende Spurensuche nach der Burg

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    Diplom-Geologe Stefan Giese auf Radarfahrt im Kirchhof.
    Diplom-Geologe Stefan Giese auf Radarfahrt im Kirchhof. Foto: Fotos: Sabine Edith Wagner

    Die Frage nach dem baulichen Zusammenhang des 2013 entdeckten mittelalterlichen Brunnens im Pfarrhof sowie die Sichtung von „Bauteilen“ ähnlicher historischer Zeitstellung im weiteren Umgriff der evangelischen Kirche geben dieser Tage den Anlass zu erneuten archäologischen Untersuchungen in Burgpreppach.

    Nach der Sicherstellung der Finanzierung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die politische Gemeinde Burgpreppach, die Sparkassenstiftung und den Deutschen Burgenwinkel konnte Anfang der Woche die spannende Spurensuche nach der Burg beginnen.

    Zielführend

    Untersucht werden sollen das Areal rund um die evangelische Kirche sowie das Gelände westlich davon zwischen Bischwinder Weg und Steinbruchstraße. Die spezifische Topografie dort, die Anhäufung baulicher Auffälligkeiten in diesem Bereich sowie erhaltene, charakteristische Straßen- und Wegesysteme gehen Hand in Hand mit wohl aussagekräftigen Quellen im Pfarrarchiv.

    Geoelektrische Messachse im Gelände.
    Geoelektrische Messachse im Gelände. Foto: Sabine Edith Wagner

    Diese allerdings liegen bis jetzt nur in Abschriften vor und sind deshalb durchaus mit Vorsicht zu genießen. Einzelne Gegebenheiten haben sich jedoch durch Archivalien im hiesigen Schlossarchiv bestätigt, sodass eine archäologische Untersuchung am Kirchhügel zwischen Bischwinder Weg und Steinbruchstraße zielführend scheint.

    Die renommierte Firma GGH aus Freiburg, die schon in Troja und Griechenland Erstaunliches sichtbar werden ließ, bedient sich erfolgreich sogenannter „störungsfreier“ geophysikalischer Methoden. Diese greifen nicht, wie traditionelle Grabungsverfahren, in das Erdreich ein, sondern belassen etwaige Bodendenkmale unberührt, also ungestört.

    Die Technik

    Die Technik – erstens, das Bodenradar: Die Messungen reichen bis in ein Meter Tiefe. Dabei werden Radarwellen unter die Erdoberfläche gesendet und in unterschiedlichen Zeiten zurückreflektiert. Gemessen wird die Zeit. Aufgrund der unterschiedlichen Rücklauf-Zeiten der gesandten Wellen können Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Materials im Boden gezogen werden.

    Zweitens, die geoelektrische Tomografie: Die Messungen reichen bis in 15 Meter Tiefe. Bei dem Verfahren werden entlang einer Messachse in regelmäßigen Abständen Stromkreise ins Erdreich geführt. Gemessen wird dann der Widerstand. Dieser steht in direkter Abhängigkeit zur spezifischen Leitfähigkeit des jeweiligen Materials. Ein geringer Widerstand lässt beispielsweise auf Materialien mit hoher Leitfähigkeit (Wasser, Stein, Lehm) schließen.

    Identische Messwerte werden dann im Bild mit identischen Graustufen oder Farben dargestellt.

    Zahlreiche ehrenamtliche Helfer des Historischen Vereins Landkreis Haßberge waren bei widrigem Wetter zur Stelle, als es nun darum ging, zusammen mit den diplomierten Geologen Stefan Giese und Christian Hübner das Areal mit einem rechtwinkligen Achsensystem zu versehen.

    Messachsen

    Ausgestattet mit Maßband und Zelt-Heringen, stecken die Helfer dabei alle zwei Meter die langen Messachsen im Gelände fest. Anschließend wird das Raster Bahn für Bahn und lückenlos mit dem Radargerät „abgefahren“.

    Insgesamt kommen Bodenradar und geoelektrische Messungen an acht verschiedenen Standorten innerhalb des ausgewiesenen Areals zum Einsatz. Zusätzlich werden in der Kirche vier Messbahnen untersucht, um der Frage nach einer zweiten Kruft nachzugehen.

    Die gewonnenen Messdaten werden noch an Ort und Stelle von Christian Hübner in den Computer des mobilen Bus-Büros der Firma GGH eingespeist. Der Rechner setzt nun zunächst alle gemessenen Teilstücke zu einer Fläche zusammen und liefert dann, anhand der gewonnenen Daten, sogenannte Graustufenbilder der einzelnen Schichten unterhalb der Erdoberfläche. Das sind Verfahren, wie man sie aus der Medizin kennt, etwa bei einer Röntgenaufnahme oder einer Computertomografie (Schichtenbilder).

    Gleich dem Orthopäden ersieht nur das geschulte Auge aus den Graustufen die verschiedenen Materialien (Stein, Wasser, Lehm, Metall oder Sand). Es bedarf, wie in der Medizin, langjähriger Erfahrung des Bearbeiters, das Hell und Dunkel dieser Aufnahmen zu deuten: Was sind geologische Erscheinungen? Was sind Spuren etwaiger menschlicher Bauten (Mauern oder Fundamente)?

    „Röntgen-Bilder“

    Im Fall Burgpreppach zeigen die bereits ausgewerteten „Röntgen-Bilder“ auf dem Bergsporn zwischen Bischwinder Weg und Steinbruchstraße tatsächlich auffällige Strukturen, die vielleicht Teile eines Ringwalls der beurkundeten Burganlage vor 1525 gewesen sein könnten.

    Mit Hochspannung werden nun die noch ausstehenden Auswertungen der Experten erwartet.

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