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Haßfurt: Theater Maßbach zu Gast in Haßfurt: "Wir bringen die Kultur zu den Menschen"

Haßfurt

Theater Maßbach zu Gast in Haßfurt: "Wir bringen die Kultur zu den Menschen"

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    Die Schauspieler Benjamin Jorns (links) und Ingo Pfeiffer in "Endspiel" von Samuel Beckett: Mit einem eher ungewöhnlichen Stück startet das Theater Schloss Maßbach in die neue Saison. 
    Die Schauspieler Benjamin Jorns (links) und Ingo Pfeiffer in "Endspiel" von Samuel Beckett: Mit einem eher ungewöhnlichen Stück startet das Theater Schloss Maßbach in die neue Saison.  Foto: Sebastian Worch

    Am Dienstag, 19. Oktober, um 20 Uhr hat das Warten für Theaterfreunde aus dem Landkreis Haßberge ein Ende: Nach einer langen Corona-Zwangspause kommt das Theater Schloss Maßbach wieder zu einem Gastspiel in die Kreisstadt. Zu sehen gibt es dann "Endspiel" von Samuel Beckett – das erste von vier Stücken, mit denen die Maßbacher Schauspielerinnen und Schauspieler in der Saison 2021/2022 in Haßfurt zu sehen sind. Und diese Gastspiele haben eine lange Tradition.

    Gastspiele gehörten von Anfang an dazu

    Seit wann genau, das wissen die heutigen Verantwortlichen des Maßbacher Theaters auch nicht mehr. Denn bereits seit seiner Gründung hat das Privattheater auch die Funktion einer Landesbühne, was den kulturpolitischen Auftrag mit sich bringt, Gegenden zu bespielen, in denen kein Theater beheimatet ist. "Wir bringen die Kultur zu den Menschen", sagt Theaterleiterin Anne Maar. "Das Theater gibt es seit 75 Jahren und seit 75 Jahren macht es das."

    So kommen die Maßbacher schon seit vielen Jahrzehnten auch in Städte im heutigen Landkreis Haßberge. In Haßfurt ging es wohl in den 60er Jahren los, in Ebern bereits in den 50ern. Damals trug das Theater Schloss Maßbach noch den Namen "Fränkisches Theater". Ein interessantes Dokument aus der Anfangszeit der Gastspiele in Haßfurt hat Dramaturg Sebastian Worch ausgegraben: Eine Kritik zur Aufführung von Gerhard Hauptmanns "Der Biberpelz", die am 22. September 1962 im Haßfurter Tagblatt erschien. "Die Weite und Güte des Hauptmannschen Humors erlebte bei der Aufführung durch das Fränkische Theater eine bezwingende Durchleuchtung", heißt es dort. Weiter lobt der Autor die Leistung einzelner Schauspielerinnen und Schauspieler.

    Gerade für ältere Menschen "gefühlt das einzige Theater"

    Auch Hofheim zählte lange zu den Spielstätten, doch die Aufführungen dort musste die Landesbühne mittlerweile einstellen, da es zu unrentabel geworden war. Zwar betont Anne Maar, die Gastspiele seien dem Theater weiterhin aus ideellen Gründen wichtig, und so würden sie auch an Spielorten durchgezogen, an denen das Theater damit kaum Gewinn macht. Denn gerade für viele ältere Menschen seien sie "gefühlt das einzige Theater". Zu große Verluste könne das Theater aber nicht abfedern. Zumindest sei es jedoch gelungen, dass einige der früheren Hofheimer Stammgäste sich die Stücke nun in Haßfurt anschauen.

    Das letzte Stück vor der Zwangspause: In "Bildung für Rita" standen Ingo Pfeiffer und Anna Schindlbeck auf der Bühne. Der Rest der Saison 2020/2021 musste ausfallen.
    Das letzte Stück vor der Zwangspause: In "Bildung für Rita" standen Ingo Pfeiffer und Anna Schindlbeck auf der Bühne. Der Rest der Saison 2020/2021 musste ausfallen. Foto: Sebastian Worch

    In Hofheim fanden die Aufführungen zuletzt im Haus des Gastes statt. In Haßfurt diente einst die Berufsschule als Spielort, heute ist es die Stadthalle. Die Aufführungen in Ebern müssen derzeit pausieren: Dort wurde bisher die FTE-Halle als Theater genutzt, doch während der Corona-Pandemie dürfen dort keine Gäste hinein. Die Suche nach einer alternativen Spielstätte sei bisher ohne Erfolg verlaufen.

    Nicht jeder Saal taugt zum Theater

    "Wir haben viel angeschaut", berichtet Anne Maar. Aber viele Räume hätten sich letztlich als ungeeignet herausgestellt. Denn nicht jeder Saal ist auch für professionelle Theateraufführungen geeignet. Manchmal scheitere es an der Bühnenhöhe, manchmal am Starkstrom, der für die Beleuchtung nötig ist, manchmal am Fehlen von Garderoben. "Der Hinterbühnenbereich wird oft vergessen", sagt Sebastian Worch.

    Die Rolle als Landesbühne verlangt dem Maßbacher Theater einiges an Flexibilität ab. Die Bühnen sind unterschiedlich groß, haben die Ausgänge an unterschiedlichen Stellen, manche haben einen Vorhang, andere nicht – und dennoch muss jedes Stück, das das Theater ins Programm nimmt, auf jeder dieser Bühnen spielbar sein. Wie viel Mehraufwand das gegenüber einem Theater bedeutet, das nur eine feste Spielstätte hat, können die Verantwortlichen aus Maßbach aber gar nicht genau sagen, schließlich kennen sie es gar nicht anders: "Für uns ist das Normalität."

    2019 spielte das Theater Schloss Maßbach "Die Maschine steht still", unter anderem mit den Schauspielerinnen Silvia Steger und Susanne Pfeiffer. Mit aufwendigen Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern auf Tour zu gehen, ist für sie Normalität.
    2019 spielte das Theater Schloss Maßbach "Die Maschine steht still", unter anderem mit den Schauspielerinnen Silvia Steger und Susanne Pfeiffer. Mit aufwendigen Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern auf Tour zu gehen, ist für sie Normalität. Foto: Sebastian Worch

    Schon bei der Bühnenbildbesprechung spielt das eine Rolle. Alle Bühnenbilder müssen so gebaut sein, dass sie in einen Lkw passen und dass sie sich in der Größe anpassen lassen, beispielsweise durch das Einsetzen oder Herausnehmen von Zwischenwänden. Auch diejenigen, die auf der Bühne stehen, müssen anpassungsfähig sein, beispielsweise, wenn es um Laufwege oder die Lautstärke der Sprache geht. "Die Schauspielenden fahren manchmal schon vorher hin", berichtet Anne Maar über die Tage der Aufführungen. Dann machen sie sich mit der Bühne vertraut, testen die Laufwege oder wie laut sie sprechen müssen.

    "Theater lässt sich eben nicht genau planen"

    Dabei könne die Größe der Bühne durchaus Auswirkungen auf die Wirkung eines Stücks haben. Manche Stücke gewinnen auf einer größeren Bühne etwas, andere verlieren dadurch. "Theater lässt sich eben nicht genau planen", sagt Sebastian Worch und Anne Maar fügt hinzu: "Es ist jeden Abend anders."

    Als Landesbühne bringt das Theater Schloss Maßbach Kultur in die Region. Das Bild zeigt Theaterleiterin Anne Maar (links) und Dramaturg Sebastian Worch zusammen mit Sophie Hernandez, die in Haßfurt die Abonnenten des Theaters betreut.
    Als Landesbühne bringt das Theater Schloss Maßbach Kultur in die Region. Das Bild zeigt Theaterleiterin Anne Maar (links) und Dramaturg Sebastian Worch zusammen mit Sophie Hernandez, die in Haßfurt die Abonnenten des Theaters betreut. Foto: Peter Schmieder

    Unterschiede gibt es an den verschiedenen Spielorten auch im Bezug auf die Organisationsform. So gibt es an manchen Orten Veranstalter, die die Gastspiele einkaufen. An anderen, wie beispielsweise in Haßfurt und Ebern, ist das Maßbacher Theater "im Prinzip selbst Veranstalter", wie Anne Maar erzählt – gespielt wird dann eben für die Einnahmen des Abends. Wobei auch der Landkreis Haßberge das Theater über die Sparkassen-Stiftung unterstützt.

    Eine schwarze Komödie über das Ende der Welt

    Üblicherweise kommt die Landesbühne pro Saison mit fünf Stücken nach Haßfurt. Diesmal sind es ausnahmsweise nur vier, da für eine der Aufführungen kein gemeinsamer Termin mehr gefunden werden konnte. Die Stücke und ihre Abfolge sind dabei nicht zufällig gewählt, sondern folgen einem bewährten Muster. Los geht es üblicherweise mit einem modernen, eher ungewöhnlichen Stück - in diesem Jahr "Endspiel", eine schwarze Komödie über das Ende der Welt, die "Samuel Becketts Ruf als bedeutendster Autor des absurden Theaters" festigte, wie es in der Ankündigung des Theaters heißt. Anne Maar bezeichnet das Stück als "ungewöhnlich für unsere Zuschauenden".

    Samuel Beckett gilt als Meister des absurden Theaters. Das zeigt sich auch in seinem Stück "Endspiel" unter anderem in dieser Szene mit Marc Marchand und Jacqueline Binder.
    Samuel Beckett gilt als Meister des absurden Theaters. Das zeigt sich auch in seinem Stück "Endspiel" unter anderem in dieser Szene mit Marc Marchand und Jacqueline Binder. Foto: Sebastian Worch

    Die zweite Aufführung fällt meist in die Weihnachts- und Silvesterzeit, weshalb dann üblicherweise ein heiteres Stück auf die Bühne kommt. In diesem Jahre wäre das die Komödie "Nach Paris!" von Samuel Benchetrit gewesen, doch hierfür wurde in Haßfurt kein Termin gefunden.

    Für die Schulklassen soll es ein Klassiker sein

    Im neuen Jahr kommt meist noch ein Klassiker auf die Bühne, gerade auch um dem Wunsch von Schulen entgegenzukommen, im Rahmen des Unterrichts eine Theateraufführung zu besuchen. Zum Abschluss einer Saison wird dann darauf geachtet, ein Stück zu finden, das auch für die Maßbacher Freilichtbühne geeignet ist.

    Bei den drei Stücke, die 2022 noch in Haßfurt zu sehen sind, handelt es sich um "Die fetten Jahre sind vorbei" (1. Februar), eine Bühnenadaption des gleichnamigen Spielfilms, "1984"(22. März) nach dem Roman von George Orwell sowie die romantische Komödie "Schmetterlinge sind frei" (10. Mai) von Leonard Gershe.

    Weitere Infos zum Theater Schloss Maßbach unter  www.theater-massbach.de

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