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IBIND: Uwe Rädlein: "Wirt sein, das muss in Dir drin stecken"

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Uwe Rädlein: "Wirt sein, das muss in Dir drin stecken"

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    Ministerpräsident Markus Söder (Zweiter von links), Heimatminister Albert Füracker und die Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Bayern, Angela Inselkammer, prämieren die 100 besten Heimatwirtschaften. Im Bild mit Bernd Andres (Vierter von links) und seine Tochter Julia (Dritte von links), sowie Landrat Wilhelm Schneider (links), Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und Innenstaatssekretär Gerhard Eck..
    Ministerpräsident Markus Söder (Zweiter von links), Heimatminister Albert Füracker und die Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Bayern, Angela Inselkammer, prämieren die 100 besten Heimatwirtschaften. Im Bild mit Bernd Andres (Vierter von links) und seine Tochter Julia (Dritte von links), sowie Landrat Wilhelm Schneider (links), Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und Innenstaatssekretär Gerhard Eck.. Foto: Foto: Astrid Schmidhuber

    So muss es sein. Und es ist ein wenig wie früher. Uwe Rädlein sitzt entspannt am Tisch vor der Wirtschaft und plaudert und plaudert. Von Gott und der Welt. Aber hauptsächlich von der Welt. Es sind kaum zehn Minuten vorbei, da füllt sich der Tisch. Dass die Wirtschaft eigentlich gar nicht offen hat? Ist doch egal. „So war's doch früher“, schmunzelt der Ibinder Wirt, steht auf und holt ein Bier für einen Neuankömmling und sagt: „Gegen Abend sind die Bauern mit ihren Gäulen vom Feld heimgekommen, an der Wirtschaft haben sie kurz haltgemacht. Auf ein Bier. Um a weng zu reden“. Und für die Pferde gab's vor der Wirtschaft gar ne Tränke. Diese Zeiten sind längst vorbei. Er hat sie noch miterlebt. Als Knirps, „ich bin da hineingeboren worden“, sagt der 55-Jährige. Und das hört sich so zufrieden an, als würde lediglich „Gottseidank“ fehlen. Dass er mit Leib und Seele Wirt ist, um die Tradition der Wirtschaft weiterzuführen, das ist ihm unschwer anzumerken. Und dafür wurden er und seine Familie jetzt auch ausgezeichnet. In München wurde er mit zwei weiteren Gastwirtschaften aus dem Haßbergkreis mit dem Gütezeichen „Heimatwirtschaft“ prämiert.

    Was einen Wirt ausmacht? Da muss Uwe Rädlein nicht lange überlegen: „Bei mir ist das so, dass ich mit aufgewachsen bin“. Schon als Junge hat er viel mitbekommen, „Du hast das einfach gern“, sagt Rädlein. Und er hat das entwickelt, was für ihn untrennbar zum Wesen eines Wirtes dazugehört: „Du musst mit Herzblut dabei sein“.

    Beruf: Bauingenieur

    Sein Ururgroßvater hat hier schon Gäste bedient. 1894 hatte er eine Bäckerei zu einer Gastwirtschaft umgebaut. Für Rädlein ist es deshalb ein besonderes Gefühl, „wenn Du weißt, hier sind schon die Altvorderen zugange gewesen“. Das ist zugleich aber auch eine Verpflichtung. Dass es eben immer wieder weiter geht. Wie Generationen vorher, läuft auch bei ihm die Gastwirtschaft im Nebenerwerb. Sein eigentlicher Beruf ist Bauingenieur, beim Staatlichen Bauamt in Schweinfurt ist er unter anderem für Hunderte Bauwerke zuständig, organisiert Schwertransporte.

    Die „Altvorderen“ fanden Lohn und Brot noch im Ort selbst. Waren Landwirte und Hausmetzger. Damals wie heute aber ist eines gleich geblieben: Es funktioniert nur, wenn die ganze Familie mit anpackt. Das sind bei Rädlein seine Ehefrau Andrea und die Töchter Jana, mit ihrem Ehemann Patrick, und Verena.

    So wie die Zeiten vorbei sind, dass Bauern nach der Feldarbeit vorbeikamen, so hat sich für die Gasthäuser in den Orten Vieles verändert. Längst ist es nicht mehr so, dass dort automatisch der Mittelpunkt des Ortes ist, dass im Gastraum die Gemeindepolitik gemacht wird und im Nebenraum sich die Jugend trifft. Viele Gasthäuser haben aufgeben müssen, so Rädlein. Und allein für Burgpreppach mit seinen Ortsteilen überschlägt er, dass von zehn gerade noch zwei Wirtschaften übrig geblieben sind. Froh ist er, dass Ibind da eine Ausnahme ist, „dass die Iwinner zu ihrer Wirtschaft stehen“.

    Es bedeutet aber auch: „Man muss sich etwas einfallen lassen, dass Leute von außerhalb kommen“. Und diese Bemühungen dürften Grund gewesen sein, dass er jetzt das Gütesiegel durch Ministerpräsident Markus Söder überreicht bekam. Er hatte sich darum beworben, nachdem ihn ein Nachbar darauf aufmerksam gemacht hatte, berichtet Rädlein.

    Sich etwas einfallen lassen, dass Leute kommen, das ist mit Anstrengungen verbunden, aber wenn er so aufzählt, was da alles bewegt wird, ist unschwer die Lust daran zu erkennen, dass die Wirtschaft immer wieder neue Impulse bekommt.

    Weltmusik im Tunnelsaal

    Stolz wedelt er mit einer CD. „Der war super. Ich hab mir gleich eine gekauft“, sagt Rädlein und meint damit Musiker Adjiri Odametey aus Ghana, der vor wenigen Wochen dort aufgetreten ist. Vor ausverkauftem Haus, Weltmusik im ehrwürdigen Tunnelsaal. Der Saal kennt so ziemlich alle musikalischen Stilrichtungen. Bands, die unplugged auftreten wollen, Abende mit steirischer Harmonika, dann Abende voller Geselligkeit, wenn die Gastwirtschaft zu klein geworden wäre für einen ganzen Omnibus voller Gäste, die zum Wirtshaussingen gekommen sind. Ja, stolz ist er allemal darauf, dass Ibind im oberen Haßgau als „Mutter der Wirtshaussingen“ gilt. Selbst aus Norddeutschland kamen schon Gäste, nachdem sich die besondere Stimmung an diesen Dienstagabenden, alle 14 Tage in den Wintermonaten, herumgesprochen hat.

    Seit zwei Jahrzehnten gibts im Tunnelsaal mit seinen rund 120 Sitzplätzen auch Kabarett, für Rädlein ist der Saal prädestiniert für solche Veranstaltungen. Weil er einfach auch eine heimelige Atmosphäre bietet. Eine Heimat bietet der Saal allerdings nicht nur der Kunst: Seit Jahrzehnten ist er in jedem Frühjahr für etwas anderes bekannt: den Ibinder Taubenmarkt. Und auch dann kommen immer wieder Besucher aus ganz Deutschland.

    „Du musst Dir einfach immer wieder Neues einfallen lassen", sagt Rädlein schmunzelnd. Das haben er und Ibinder in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder getan. Nicht nur, dass sie das Wirtshaussingen wieder angeschoben haben, in Ibind gibt's auch einen Ski-Club,

    Musikantentreffen

    Musikantentreffen wurden ins Leben gerufen, aber die Wirtschaft ist vor allem immer auch Mittelpunkt des Ortes geblieben, als Treffpunkt für den Stammtisch oder als Vereinslokal für die Feuerwehr genauso, wie für den Heimatverein oder den FC Bayern-Fanclub.

    Nach vorne schauen, Pläne machen und offen sein für Neues, das ist für ihn wichtig, wie er sagt. Menschen begeistern, das gefällt ihm und es fällt ihm auch nicht schwer, weil er es als Wirt von Jugend auf einfach nicht anders kennt. Und dennoch kommt wenig später einen Moment auch Wehmut auf, als Rädlein im Gastraum auf ein Kühlaggregat deutet. Das hat er erworben, von einer Dorfwirtschaft, die jetzt für immer geschlossen hat. „Traurig“, sagt Rädlein. Um dann in seiner Art fortzufahren: Aber es hat auch etwas positives – „ein Stück von der Wirtschaft lebt jetzt trotzdem weiter“.

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