„Hexenwahn in Franken“ lautet der Titel einer Sonder-Ausstellung im Knaufmuseum in Iphofen, die nur noch wenige Tage bis 2. November zu sehen ist. Der Zeiler Hexenbeirat stattete dieser mit einer 23-köpfigen Gruppe einen Besuch ab.
Im Laufe des Nachmittags besichtigten sie ferner einen aufgebauten Scheiterhaufen zwischen Hüttenheim und Seinsheim. Den Abschluss des offiziellen Teils übernahm Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert von Willanzheim mit einer Gemeindeführung durch den Winzerort Hüttenheim mit dem Schwerpunkt Kirchenburg. Der Tag klang aus mit dem Besuch einer urigen Heckenwirtschaft.
Am Knaufmuseum angekommen, wurden die Zeiler schon von Archäologin Dr. Margarete Klein-Pfeuffer erwartet, die die Führung durch die Ausstellung übernahm. Die Sonderausstellung in Iphofen beleuchtet die Schicksale vermeintlicher fränkischer Hexen. Ende des 16. Jahrhunderts und besonders im 17. Jahrhundert nahmen Hexenverfolgungen vor allem in Unter- und Oberfranken rasant zu. Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Über zwei Jahre hat man im Knauf-Museum für die Ausstellung recherchiert und Materialien zusammengetragen.
Die Zeiler Besucher erwartete zunächst ein Einführungsfilm. Herzstück in der Vorführung war nach historischen Vorlagen die Rekonstruktion eines Scheiterhaufens, der vier Raummeter Holz aufnahm. Darauf wurde ein 70 Kilogramm schwerer Kadaver eines Schweins angebunden und an einem Pfahl hineingestellt. Dann wurde der Scheiterhaufen nicht nur von außen, sondern auch von innen angezündet. Nach 45 Minuten klappte das brennende Holz zusammen, vom Schwein war nichts mehr zu sehen, nach weiteren 75 Minuten überhaupt nichts mehr.
Margarete Klein-Pfeuffer erwähnte zunächst die Urheber der Hexenverfolgungen in der katholischen Kirche im Hochstift Würzburg und Bamberg zu Beginn des 17. Jahrhunderts, ohne jedoch die Wurzeln in der germanischen Denkweise und die klimatischen Verhältnisse der „kleinen Eiszeiten“, die schlechte Ernten hervorbrachten, zu verschweigen. Die religiösen Unsicherheiten trugen zweifelsohne dazu bei. Unerbittliche Motoren waren die Fürstbischöfe. Dabei tat sich vor allem der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545 bis 1617) hervor, wenngleich er auch als Wohltäter bekannt war. Sein Nachfolger Ehrenberg und in Bamberg Gottfried von Aschhausen und wiederum dessen Nachfolger Johannes Georg II. von Dornheim und dessen Weihbischof Friedrich Förner schlugen in der Hexenverfolgung in die gleiche Kerbe.
Die Ausstellung in Iphofen beschränkte sich jedoch auf das Hochstift Würzburg. Sie führte die persönlichen Schicksale von als Hexen verurteilten Frauen, Männern und Kindern vor Augen und wollte dabei eine Vorstellung von den Ängsten im Volk am Beginn der Neuzeit vermitteln. Die Ausstellung gab einen Einblick, wie es zu grausamen Fehlurteilen in der Zeit der Hexenverfolgung kommen konnte.
Die Ausstellung unterscheidet sich, wie Bürgermeister Thomas Stadelmann abschließend vermerkte, vom Hexendokumentationszentrum in Zeil, wo die Information und das persönliche Ergriffensein im Vordergrund stehen, während die Ausstellung in Iphofen neben Information Folterinstrumente zeigte und somit als eine Wissenserweiterung zu betrachten war.
Nachdem die Zeiler Besucher das Knauf-Museum verließen, ging die Fahrt nach Hüttenheim weiter. Dort stieg die Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert dem Bus zu. Die Fahrt führte zu der Gemarkungsgrenze zwischen Hüttenheim und Seinsheim zum sogenannten „Galgenbrünnlein“. Hier ist ein originalgetreuer Scheiterhaufen aufgebaut. Er ist mit seinen vier Raummetern Holz u-förmig aufgeschichtet und in dessen Mitte ein senkrechter Pfahl, mit Ketten versehen, aufragt. Eine Infotafel gibt nähere Erläuterungen. In der Ferne konnte man den Tannenberg und den Bullenheimer Berg erkennen.
Die Fahrt ging zurück zum 550 Einwohner zählenden Winzerort Hüttenheim, das neben Nenzenheim, Seinsheim, Bullenheim, Ippesheim und Weigenheim zum Weinparadies Franken gehört. Im Zentrum des Dorfspaziergangs stand die Kirchenburg. Die Hüttenheimer Anlage ist die größte fränkische Gadenkirchenburg. An die ursprüngliche Umfassungsmauer wurden bereits um 1300 die sogenannten Gaden (Getreide- und Weinspeicher) angebaut. Bürgermeister Thomas Stadelmann überreichte seiner Amtskollegin ein typisch Zeiler Präsent.
Viel Kultur strömte auf die Zeiler Besucher ein. Der erholsame Abschluss fand in einer Hüttenheimer Heckenwirtschaft mit Wein aus der heimischen Lage und einem zünftigen Brotzeitteller.