„Unterwegs sein“, dieses Motto gab Vorsitzender Norbert Strätz für das Frühjahrskonzert 2017 der Stadtkapelle Zeil bekannt. Dirigent Heimo Bierwirth bereiste mit den 29 Musikern der Stammkapelle und den 13 Mitgliedern des Jugendorchesters die Kontinente Europa, Asien und Amerika, wobei die typische Klangfarbe der Länder bestens hervortrat.
Zuerst besuchten sie in einer Reise nach Riva (A journey to Riva) eine malerische Stadt am Gardasee in einem musikalischen Trip von Fritz Neuböck. Getragen angefangen durch die Bassinstrumente, steigerten sich die Musiker in einem beschwingten Rhythmus und kehrten wieder zu einem melancholischen Part zurück. Sie blieben aber in südtirolischen Gefilden im Stück von Manfred Schneider „Mountain Panorama“. In einer mitreißenden Tonsprache beschrieb die Stadtkapelle musikalisch ein Alpenpanorama; gewaltige Bergmassive, gefahrvolle Abgründe und idyllische Bergwiesen. Ausdrucksvolle Passagen, schnelle Tempi vermittelten ein wunderschönes Bild der mächtigen Alpen in allen Facetten.
Die Reise ging weiter nach Norwegen im hohen Norden in das Land der Mythen und Legenden und steuerte gleichzeitig einem Höhepunkt im Konzert zu. Stefan Strätz, der Sohn des Vorsitzenden Norbert Strätz, bewanderte schon zweimal Trolltunga, eine Hochebene, die zehn Kilometer nordöstlich von Odda am Sorfjord liegt. Man marschiert zunächst durch märchenhafte Wälder, kommt an einsamen Seen vorbei und besteigt schließlich die Trollzunge, einen horizontalen Felsvorsprung. Von hier hat man einen fantastischen Blick in den Abgrund und vermittelt ein Gefühl vom Fliegen. Stefan Strätz trug seine Reiseerlebnise vor und gleichzeitig interpretierte das Orchester musikalisch seine Motive. Schließlich intonierten die Bläser seine ganze Komposition, die er in zwei Jahren aufgeschrieben hatte. Hier versuchte er, die Natur nachzuempfinden. Sein Bruder Michael begleitete die Musikstücke gekonnt am Schlagzeug; besonders vorherrschend war eine riesige Kesselpauke.
So schwer der Abschied vom nordischen Panorama auch war, die Reise musste weitergehen. Sie führte nach Russland. Der Konzertmarsch „Abschied von der Slawin“ erklang. Er ist neben der Nationalhymne der bekannteste Marsch in Russland. Er wurde 1912 von Wassili Agapkin (1887–1964) komponiert.
Die Mitglieder des Hauptorchesters räumten ihre Stühle und schufen Platz für das 13-köpfige Jugendorchester. Es ist hervorgegangen aus den Bläserklassen des 3. und 4. Schülerjahrgangs der Grundschule Zeil/Sand. Ihr Betreuer, der 2. Vorsitzende der Stadtkapelle, Dietmar Herrnleben, nutzte die Zeit, um die Zeiler Besonderheit zu erklären. So bekommen die Zweitklässer von Anja Jäger schon eine musikalische Früherziehung. Im dritten und vierten Jahrgang unterrichtet Heimo Bierwirth die von den Eltern genehmigten Schüler in Instrumentenkunde des gewählten Musikinstruments. Bislang sind fünf Bläserklassen hervorgegangen, in denen sich 67 Kinder beteiligten. Eine sechste ist in Vorbereitung. Der Elternabend hierzu findet im Mai statt.
Die Arbeit hatte Früchte getragen, über die Zwischenstufe des Jugendorchesters konnten neun Kinder in das Hauptorchester aufgenommen werden. Es sind Alicia Neumer (Querflöte), Enea Moritz (Saxofon), Linus Spies (Tuba), Lena Bedenk und Piotr Metschl (Klarinette), Tim Bronst und Justus Wohlleber (Trompete/Flügelhorn) Max Graf und Philipp Hetterich (Posaune).
Das Jugendorchester beteiligte sich nun am Motto des Abends: „Unterwegs sein“. Von Deutschland aus spielten sie einen Rheinländer, bestiegen ein Schiff unter dem Titel „A Sailors Adventure“, wobei sie im Walzertakt auf den Wellen schaukelten, begaben sich nach Asien, wo sie Tempeltänzerinnenmusik interpretierten, besuchten eine unbekannte Insel mit zwei Bergen, gingen schließlich an der Westküste Amerikas an Land. Im Sound der 60er Jahre träumten sie kalifornische Träume (California Dreams) und erreichten zuletzt Schweden, wo sie einen Besuch bei „Abba“ abstatteten.
Damit das internationale Gleichgewicht gewahrt blieb, begrüßten die Musiker der Stadtkapelle die zurückgekommenen Gäste nach der Pause mit dem amerikanischen Konzertmarsch „Unter dem Sternenbanner“ (Stars and Stripes Forever). Er wurde am 11. Dezember 1987 von US-Präsidenten Ronald Reagan auf Beschluss des Kongresses zum amerikanischen Nationalmarsch erklärt. Mit schmissigen Melodien blieb man in Amerika und zwar im Staat Oregon, wo sich die Musiker eine Zugfahrt genehmigten. Die Posaunen imitierten die Zugpfeifen und das übrige Orchester wechselte mit Rockrhythmen und sanften Melodien ab.
Auch das Alleinsein hat seinen Reiz. Mit melancholischen Weisen überraschten Max Graf und Phillip Hetterich in „When I walk alone“ mit ihrem Posaunensolo, inspiriert von Harry Belafonte und komponiert von Michael Jackson „We are the World“. Die Single zählt mit über 20 Millionen Tonträgern zu den meistverkauften aller Zeiten.
Das Schlussstück des Konzertabends war ein Medley mit dem Titel „Bon Jovi – Rock Mix“. Mit einer Zugabe hatte die Stadtkapelle schon gerechnet. Mit der Bodenseepolka, wo Egerländer Weisen die Melodiebögen beherrschten, und einer weiteren zusammen mit dem jungen Orchester mit dem Titel „Go West“ verabschiedeten sich die Musiker der Stadtkapelle. Stehender Applaus der zahlreichen Zuhörer war der schönste Lohn für die Musiker.