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HAßFURT: Von Glaubenskrieg und Feindbildern

HAßFURT

Von Glaubenskrieg und Feindbildern

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    Gruppenbild mit erfolgreichen Prüfungsteilnehmern: (vordere Reihe, von links) Landwirtschaftsdirektor Herbert Lang, Michaela Mantel, Silke Schwarz, Peter Steinheuer und die zweite Vorsitzende Imelda Hetterich; hintere Reihe, von links: Harald Schäfer, Vorsitzender des VLM Bayern, Rainer Stephan, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, Felix Hornung und Vorsitzender Steffen Beiersdorfer.
    Gruppenbild mit erfolgreichen Prüfungsteilnehmern: (vordere Reihe, von links) Landwirtschaftsdirektor Herbert Lang, Michaela Mantel, Silke Schwarz, Peter Steinheuer und die zweite Vorsitzende Imelda Hetterich; hintere Reihe, von links: Harald Schäfer, Vorsitzender des VLM Bayern, Rainer Stephan, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, Felix Hornung und Vorsitzender Steffen Beiersdorfer. Foto: Fotos: Günther Geiling

    „Wir müssen die Chance ergreifen und unseren Bürgern zeigen, was wir in und aus unseren Betrieben machen. Wenn wir nichts machen, dann arbeitet die Zeit gegen uns und wir haben dann vielleicht einmal zu viel Zeit für uns. Wir haben eine gute Ausbildung, machen einen guten Job – aber wir müssen dies auch kommunizieren.“ Dies betonte die bundesweit bekannte Landwirtin Kathrin Seeger bei ihrem Vortrag „Ein besseres Image für die Landwirtschaft“ vor den Mitgliedern des „Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung“.

    Vorsitzender Steffen Beiersdorfer hatte bei seiner Begrüßung von einem „heißen Jahr für die Landwirtschaft“ gesprochen. Dies reiche von der Wetterlage und einer Vegetation ohne Wasser bis hin zum Rückgang der Milchquote und zum Schweinepreis oder zur Düngeverordnung und zum Tierschutz. Dazu kämen negative Berichte über den Berufsstand in den Medien. Und auch die Bevölkerung lege immer mehr das Augenmerk auf die Landwirtschaft. Die Landwirtschaft sei nicht selten ein gefundenes Fressen für Kritik-Kampagnen und emotional wirkende Bilder. Vielen Menschen fehle ja auch der direkte Bezug zur Landwirtschaft. Und deswegen werde die Öffentlichkeitsarbeit immer wichtiger. So habe man mit Kathrin Seeger eine Referentin eingeladen, die sich mit ihrer Arbeit in den Neuen Medien und für den Berufsstand sehr engagiere.

    Kathrin Seeger war mit ihrem Mann Peter nach Haßfurt gekommen, um für ein besseres Image der Landwirtschaft zu werben. Beide betreiben in Südhessen Sauen- und Mastschweinehaltung mit über 800 Sauen an zwei Standorten für 4000 Plätze. Außerdem betreiben sie auf 350 Hektar Ackerbau.

    Die engagierte Landwirtin ließ keinen Zweifel daran, dass das Tierwohl für sie an erster Stelle stehe. Gesunde Tiere seien leistungsfähig und die Basis für nachhaltiges Wirtschaften. Die Nachhaltigkeit zeige sich auch daran, dass im Betrieb Schweinegülle zur Stromerzeugung genutzt werde und dass Gärsubstrat als Wirtschaftsdünger auf die Felder komme. So ließen sich nachhaltige Kreisläufe optimieren.

    Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit sei in ihrem Betrieb in den vergangenen zwölf Jahren sehr angestiegen. Dabei habe man auch eine harte Zeit hinter sich und habe sich viel Medienerfahrung aneignen müssen. „Denn egal, was wir taten oder sagten – immer waren die Tierschützer die Guten und wir die Bösen.“ So habe man sehr schnell gemerkt, dass es notwendig gewesen sei, selbst in die Offensive zu gehen.

    „Wir haben Leute in unseren Stall eingeladen und hatten jährlich bis zu 200 Besuche mit unterschiedlichen Gruppengrößen. Wir haben uns ein Logo, einen Briefkopf und eine Homepage gestaltet, und wir haben auch noch die Idee eines Schweinemobils umgesetzt.“

    Inzwischen sei sie aber auch via Facebook und auf Twitter aktiv. Durch ihren Auftritt komme sie nun auf 798 Freunde. Und wie in einem Schneeballsystem setze sich dies fort, so dass sich schon 4315 Personen für die Sache interessierten.

    Seit mehr als einem Jahr gebe es nun auch eine geschlossene Gruppe von 350 Landwirten in Deutschland. „Wir wollen damit der Landwirtschaft ein Gesicht geben. Denn in den sozialen Netzwerken wird oft heftig über die Landwirtschaft hergezogen. Dem müssen wir uns stellen und selbst agieren.“

    Oft würden Tierhaltung und andere Dinge ganz anders dargestellt, als sie in Wirklichkeit seien. Wenn die Leute zu ihr in den Stall kämen, erzählten sie, wie schlimm es in der Schweinehaltung sei. Doch nach dem Besuch hätten sie eine ganz andere Meinung und gäben auch zu: „Aber im Fernsehen sieht das doch ganz anders aus.

    “ Seegers Begründung dazu: „Auch die Tagesschau generiert ihre Berichte aus den sozialen Netzwerken und ist nicht so neutral, wie man es sich oft vorstellt.“

    Der Streit um die richtige Landwirtschaft sei inzwischen zu einem ideologischen Glaubenskrieg geworden. Und radikale Randgruppen nützten das Unwissen von Bürgern, um mit ihren Bildern ihre Ideologie medial zu vermarkten. Schlagwörter wie Massentierhaltung und Agrarindustrie erzeugten Feindbilder und stigmatisierten jeden modernen Familienbetrieb. Deswegen habe man nun schon im zweiten Jahr in Berlin anlässlich der Grünen Woche eine Gegendemonstration veranstaltet.

    Die Abschlüsse im Bildungsjahrgang 2015

    Im Mittelpunkt der Hauptversammlung des VfL Haßberge stand die Übergabe von Zeugnissen oder Urkunden für Abschlüsse im Bildungsjahrgang 2015.

    „Auf der einen Seite ist der Landwirtsberuf sehr nachgefragt und wird mit steigender Tendenz wahrgenommen. Allerdings wächst der Anteil derer, die nicht aus der Landwirtschaft kommen“, so Geschäftsführer Herbert Lang. Im Landkreis Haßberge sei das erste Mal niemand in der dreijährigen Ausbildung. Das gebe zu denken. „Das darf und kann so nicht bleiben. Wer soll dann die bäuerliche Landwirtschaft einmal machen?“

    Bayernweit habe man 806 Absolventen – 51 mehr als im vergangenen Jahr.

    Die Abschlussprüfung haben bestanden – als Landwirt: Matthias Lehnert (Brünn), Michaela Mantel (Kerbfeld) und Silke Schwarz (Ebern);

    als Fachkraft Agrarservice: Michael Wagner (Nassach), der beim Berufswettbewerb auch Bundessieger wurde; als staatlich geprüfte Wirtschafter: Felix Hornung (Königsberg), Philipp Schierling (Oberschwappach) und Peter Steinheuer (Stöckach);

    als Landwirtschaftsmeister: Tobias Behr (Gemeinfeld), Philipp Schierling (Oberschwappach) und Jörg Dellert (Burgpreppach); als Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft: Sebastian Schick (Ziegelanger).

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