Aus Anlass des 140-jährigen Bestehens der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Zeil gestaltete diese einen Kommersabend, in dessen Mittelpunkt eine Festrede von Altbürgermeister Christoph Winkler stand. Auch wurden viele Mitglieder für langjährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Zahlreiche Grußworte rundeten die Festfeier ab. So konnte Vorsitzender Heinz Vogel zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Heinz Vogel bedankte sich nochmals für die Teilnahme am Ehrenmal, die dem Festabend vorausgegangen war.
Im Mittelpunkt der Feier stand die Festrede von Altbürgermeister Christoph Winkler. Er erläuterte den geschichtliche Werdegang des Jubelvereins. Als Antwort auf den Bayerisch-Preußischen Krieg 1866 und den Krieg mit Frankreich von 1871 wurde am 7. Juni 1874 der Veteranen- und Kampfgenossenschaftsverein Zeil und Umgebung gegründet. Hier zog Winkler eine Parallele zu Zeil, denn alle Zeiler Kriegsteilnehmer von 1871 kehrten wohlbehalten zurück. Als Antwort darauf ließen sie die Madonna am Zeiler Käppele vergolden. Grundlage des neu-gegründeten Vereins waren treue Kameradschaft, Liebe zu König und Vaterland, Kräftigung patriotischer Gefühle, Unterstützung bedürftiger und kranker Mitglieder, Jahresgottesdienst für Verstorbene, würdiges Begräbnis bei Tod der Mitglieder. Die Aufnahme als Mitglied war streng mit dreijähriger Probezeit und einem reinen Leumund verbunden. Die Aktivitäten des Vereins liegen im Dunkel, denn das Protokollbuch sei in den Kriegswirren von 1945 verloren gegangen. Fest stehe jedoch der Gedanke, denn 1909 wurde parallel der „Soldaten und Militärverein“ gegründet, vielleicht als unzufriedener Stimmungswandel. Eine Vereinigung beider Vereine vollzog sich nach dem Ersten Weltkrieg. Auch dies funktionierte nicht lange. So kam es 1925 zu einer Neugründung mit dem Namen „Kriegsteilnehmer- und Militärverein“. Winkler vergaß nicht die großen Kriegerwallfahrten zum Zeiler Käppele, die oft über 1000 Teilnehmer hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg überlebten die Vereine, ja es gab eine Vereinigung zwischen dem Veteranen- und Kampfgenossenverein einerseits und dem Militärverein andererseits. Obwohl Hitler in den weiteren Zeiten das Soldatentum beschwor, verbot er alle Aktivitäten. 1952 bemühte sich der damalige Haßfurter Bürgermeister Popp um die Wiedergründung des Kriegervereins mit der Maßnahme der Wohlfahrtspflege der Altveteranen und Kriegsbeschädigten. 1952 nannte sich der Verein für kurze Zeit Veteranen- und Wohlfahrtsverband, denn anschließend folgte die weitere Umbenennung in „Krieger- und Soldatenverein 1874“. Nachdem die Bundeswehr 1956 gegründet worden war und es wieder Reservisten gab, schloss man sich in Reservistenkameradschaften zusammen. 1968 trat man dem „Deutschen Soldaten und Kriegerbund“ bei. Die Zeiler Reservisten spalteten sich von Haßfurt ab und beschlossen 1979, eine eigene Reservistenkameradschaft zu gründen. 1. Vorsitzender war Heinz Becker, ein Jahr später Gotthard Tesar und schließlich 1991 der bewährte Karl-Heinz Vogel. Da jetzt immer mehr Reservisten nach ihrem Bundeswehrdienst folgten, gab man sich den Namen „Soldaten- und Reservistenkameradschaft“.
Winkler sprach auch über die Auslandseinsätze der Bundeswehr und den Patenschaftskompanien von Zeil. Er bekräftigte, man könne stolz sein, einen Beitrag zur längsten Friedenszeit in Europa geleistet zu haben. Auch der „Kalte Krieg“ habe wenige Spuren hinterlassen, denn Wachsamkeit war der Preis der Freiheit gewesen. Winkler schloss mit dem Wunsch „Frieden in Freiheit“ für die Soldaten- und Reservistenkameradschaft 1874 Zeil.
Bürgermeister Thomas Stadelmann war beeindruckt von Winklers Rede und sagte den Reservisten und Soldaten Dank für die längste Friedenszeit. Jedoch sorge man sich, dass Kriege vergessen werden. Kameradschaft sei der Hintergrund des Vereins. Geselligkeit schweiße ihn zusammen. Man brauche die Bundeswehr, denn der Frieden müsse gesichert werden. „Danke dafür, was ihr für unser Land geleistet habt, danke auch, dass ihr euch für die Kriegsgräber einsetzt.“ Stadelmann überreichte als Geburtstagsgeschenk dem Vorsitzenden Heinz Vogel die Zeiler Stadtfahne.
Ein Grußwort sprach auch Pfarrer Hans-Christian Neiber. Er legte den Schwerpunkt seiner Worte auf die Situation der von Auslandseinsätzen zurückkehrenden Soldaten, die oft mit psychischen und traumatisierenden Problemen zu kämpfen haben. Er forderte dazu auf, diese Soldaten nicht alleinezulassen und Dienst am Nächsten zu üben. Dazu wünsche er dem Jubelverein Kraft und Elan und Gottes Segen.
Stefan Wagenhäuser vom Volksbund Deutscher Kriegsgräber sagte Dank an die Kameradschaft für ihren Einsatz bei den Sammlungen zur Pflege der deutschen Kriegsgräber im Ausland. Denn 75 Prozent der Gelder hierfür kommen von Sammlungen, nur 25 Prozent des Geldes vom Auswärtigen Amt. Er zitierte Albert Schweitzer, der einst gesagt habe: „Soldatenfriedhöfe sind die Prediger zum Frieden.“
Anschließend ehrte Erich Weidinger, Bezirksorganisationsleiter vom Verband der Reservisten, die Kameraden Gerhard Nöth und Harald Wolf für 25 Jahre Mitgliedschaft im Verband. Damit war der Startschuss für zahlreiche weitere Ehrungen gegeben, die der Bezirksvorsitzende des bayerischen Soldatenbundes (BSB), Franz Sennefelder, zusammen mit Ewald Vogel vornahm.