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Landkreis Haßberge: Wie es um die Pilze in den Wäldern steht

Landkreis Haßberge

Wie es um die Pilze in den Wäldern steht

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    Passt das Wetter, findet man in den Wäldern viele Pilze, wie beispielsweise diesen Maronenröhrling.
    Passt das Wetter, findet man in den Wäldern viele Pilze, wie beispielsweise diesen Maronenröhrling. Foto: Armin Weigel

    Die Temperaturen sinken, die Tage werden kürzer und das Wetter erfahrungsgemäß ungemütlicher. Während Mensch und Tier sich deswegen eher zurückziehen, hat einer Hochsaison: Der Pilz. Im Herbst sprießt er normalerweise in Massen aus den Böden der heimischen Wälder. Zuhause ist er zwischen Moos und Farnen, auf Baumrinden oder neben knorrigen Wurzeln. Alleine in Bayern wachsen circa 10 000 verschiedene Pilzarten, laut Aussage von Markus Blaschke, Forstoberrat der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Pilzexperte der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.

    Auf welche Prognose sich Pilzsammler in dieser Saison einstellen können, weiß die Biologin Regina Siemianowski aus Erlangen. Sie ist mit den Wäldern des Landkreises vertraut, für die VHS Haßberge bietet sie Pilzführungen an. "Fällt in nächster Zeit Regen, können sich die Sammler freuen. Viele Niederschläge und angenehme Temperaturen um die 15 Grad locken die Fruchtkörper an die Oberfläche." Diese wachsen meist innerhalb eines Tages aus dem Boden und dehnen sich im Grunde nur durch Flüssigkeitsaufnahme aus.

    Der eigentliche Pilz wächst im Boden

    Damit die Fruchtkörper wachsen, brauchen Pilze viel Wasser, denn insgesamt bestehen sie zu bis zu 90 Prozent aus dem feuchten Element. Übrigens: Das was Laien als Pilz erkennen, ist nur der oberflächliche Fruchtkörper. "Der eigentliche Pilz wächst als Myzelgeflecht über Jahre im Boden und breitet sich dort aus", erklärt die Biologin. Für ein gutes Wachstum spielt bei manchen Pilzarten außerdem auch ein anderer Punkt eine Rolle: Sogenannte Partnerpilze betreiben Symbiose mit bestimmten Baumsorten – Pflanze und Pilz profitieren durch ein beidseitiges Geben und Nehmen von Nährstoffen und Mineralien. "Diese Pilze benötigen den richtigen Baumpartner. Beispielsweise braucht der Birkenpilz die Birke und der Fichtensteinpilz die Fichte", erläutert Blaschke.

    Birken-Rotkappen, oft auch Frauenschwammerl genannt, sind leckere Speisepilze.
    Birken-Rotkappen, oft auch Frauenschwammerl genannt, sind leckere Speisepilze. Foto: Bernd Wüstneck

    Welche Speisepilze im Landkreis Haßberge am häufigsten wachsen, lässt sich pauschal nicht sagen. "Das ist abhängig davon, an welchem Ort man sich befindet, beispielsweise ob man sich gerade im Wald oder auf einer Wiese bewegt. Je nach Habitat finden sich unterschiedliche Pilzarten," sagt Siemianowski. Passen aber die Witterungsbedingungen, stellt ein voller Korb für erfahrene Sammler oft keine Herausforderung dar. Während Blaschke momentan vor allem zur Suche in moosigen Wäldern mit Fichten, Kiefern, Eichen und Espen rät, empfiehlt die Biologin zusätzlich feuchte Wälder. Siemianowski gibt den Tipp: "Viele schmackhafte Speisepilze, insbesondere Steinpilze, muss man oft gar nicht lange suchen, sondern findet sie am Wegesrand."

    Damit auch Pilzlaien im Kreis Haßberge Aussichten auf Erfolg haben, rät die Biologin, sich zusammen mit einem Pilzexperten auf die Suche nach dem schmackhaften Nahrungsmittel zu begeben. Denn dabei können unerfahrene Pilzfans garantiert auf Nummer sicher gehen, durch die Erfahrung der Experten die Pilze richtig zu identifizieren und auf der Exkursion durch die Natur nur genießbare Pilze mitzunehmen. Generell sollten die Sammler darauf achten, den Pilz vollständig aus dem Boden zu nehmen, denn nur dann sind im Zweifelsfall die artspezifischen Merkmale an der Stilbasis erkennbar.

    Hitze zerstört Giftstoffe

    Zwar ist er vermutlich am bekanntesten, jedoch lange nicht am giftigsten – der Fliegenpilz.  "Gefährlich sind einige der Knollenblätterpilze, sie führen zu lebensbedrohlichen Vergiftungen", erklärt Blaschke. Und Siemianowski fügt hinzu: "Der Genuss führt fast immer zu Leberschäden." Aber auch beim Verzehr von vielen anderen Pilzgattungen ist Vorsicht erforderlich, denn sogar die meisten Speisepilze sind in roher Form giftig. Erst durch das Erhitzen werden die Giftstoffe in den Pilzen zerstört.

    Bei Zweifeln besser Nachfragen

    Sowohl Blaschke als auch Siemianowski warnen vor allem vor dem besonders heimtückischem, spitzgebuckelten Rauhkopf. Denn verzehren unwissende Sammler den Pilz, dauert es oft bis zu zwei Wochen, bis die ersten Symptome eintreten. Innerhalb dieser Zeitspanne kommt es zu lebensbedrohlichen Folgen, denn durch die Giftstoffe des Pilzes wird die Niere sehr stark angegriffen. Deswegen gilt die Devise, den Pilz nur dann mitzunehmen, wenn sich der Sammler sicher ist, dass es sich beim gefundenen Exemplar um einen ungefährlichen Speisepilz handelt. Siemianowski fügt hinzu: "Auch alte, weiche, zerfressene oder muffig riechende Exemplare gehören definitiv nicht ins Pilzgericht." Treten daheim doch noch Zweifel über die Genießbarkeit des Pilzes auf, rät Blaschke, sich sicherheitshalber an einen Pilzsachverständigen über die Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu wenden.

    Ein mit Maronen-Röhrlingen gefüllter Pilzkorb steht neben einem Steinpilz auf dem Waldboden. 
    Ein mit Maronen-Röhrlingen gefüllter Pilzkorb steht neben einem Steinpilz auf dem Waldboden.  Foto: Patrick Pleul

    Damit das Ökosystem geschützt und der Pilzbestand gesichert wird, dürfen Pilzfreunde übrigens nur eine bestimmte Menge an Pilzen mitnehmen. "Ein genaues Gewicht ist nicht definiert", erklärt der Forstoberrat. "Mitnehmen darf der Sammler eine kleine Menge Speisepilze für den eigenen Bedarf." Pilzbegeisterte müssen jedoch Obacht geben bei bestimmten Arten – denn manche Pilze, wie beispielsweise Steinpilze und Pfifferlinge, sind von der Bundesartenschutzverordnung geschützt. Gesammelt werden darf in der Region sonst jedoch überall dort, wo es kein Betretungsverbot gibt.  Eine Ausnahme bilden die 15 Naturschutzgebiete des Landkreises, denn dort sind Pilze für Sammler tabu.

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