Es ist ein ergreifender Augenblick. Immer wieder stockt die Stimme von Khaula Dalli. Unter Tränen richtet die junge Frau ihren Dank an „Professor Uhlich, im Namen der Flüchtlinge, die in Hofheim eine neue Heimat gefunden haben“. Es ist unschwer zu erkennen, dass es für sie eine Herzensangelegenheit ist, dem Verstorbenen zu danken, bei seiner Beisetzung zu sprechen. Genauso wie es für den Verstorbenen eine Herzensangelegenheit war, für Menschen in Not einzutreten. Am Dienstag wurde Eike Uhlich auf dem Friedhof in Hofheim beigesetzt.
„Was er tat, tat er aus vollem Herzen“
„Was er tat, das tat er aus vollem Herzen. Er war ein Herzensmensch“ – was Pfarrer Andreas Neeb schon bei der Trauerfeier in der Christuskirche heraus hob, zog sich auch bei den weiteren Würdigungen des Verstorbenen auf dem Friedhof wie ein roter Faden durch alle Reden.
Mit vollem Herzen dabei sein, so behält den Verstorbenen auch Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst in Erinnerung. Noch vor wenigen Tagen stand Uhlich, trotz seiner 80 Jahre vor Aktivität sprühend, bei Borst im Büro, um über die Integration von Flüchtlingen zu sprechen.
Medizin nahe am Patienten
„Es sind Menschen, wie er einer war, die das Leben so wertvoll machen“, so Borst. Als Bürgermeister und stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes erinnerte Borst an den Werdegang Uhlichs und dessen Wirken. 1981 habe sich Uhlich bewusst dafür entschieden, dem nach seinen Worten „elitären Universitätsbetrieb“ den Rücken zu kehren – um Medizin nahe am Patienten im kleinen Hofheimer Krankenhaus anbieten zu können. Und Uhlich habe das Haus mit medizinischer Leidenschaft geführt. Innerhalb kürzester Zeit hatte es einen hervorragenden Ruf. Parallel dazu stellte er federführend einen interdisziplinären Notarztdienst in Hofheim auf die Beine und setzte 1983 die Anerkennung zum Notarztstandort durch.
Der Herzensmensch Uhlich nahm sich darüber hinaus auch Zeit, Menschen in Not im Ausland zu helfen: Er wurde Initiator und Motor einer Völker verbindenden Auslandshilfe des Roten Kreuzes, der Hilfe für Truskavets. Ein ebenso großes Anliegen sei ihm die Rotkreuzarbeit vor Ort gewesen, so Borst, so trage der Neubau der Rettungswache Hofheim seine Handschrift.
Kampf ums Hofheimer Krankenhaus
Eine Herzensangelegenheit war für Uhlich aber auch das Hofheimer Krankenhaus. Borst erinnerte an Uhlichs Einsatz für das Krankenhaus ab dem Jahr 2002. Uhlich wurde „fachliche und rhetorische Speerspitze“ im Kampf um den Erhalt des Krankenhauses. Damit die Patienten dort bestmöglichen Komfort genießen konnten, gründete er 2004 den Krankenhaus-Förderverein FUKS, dessen Vorsitzender er vier Jahre lang war.
Und erneut eine Herzensangelegenheit für Uhlich: die sich abzeichnende Flüchtlingsproblematik. Bereits 2013 habe er darauf aufmerksam gemacht, so Borst.
Als ein Jahr später viele Städte dem Flüchtlingsansturm relativ hilflos gegenüber standen, habe Hofheim durch den Freundeskreis Asyl, die Hilfesuchenden menschenwürdig betreuen können. Uhlichs Blick habe stets weit über den Tellerrand gereicht.
Als „Motor und Ideengeber“ des Hofheimer Krankenhauses würdigte den Verstorbenen auch Vorstand Wilfried Neubauer vom Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken. Uhlich habe stets eine Medizin für den Menschen gewollt, die den Patienten selber in die Entscheidungen um die Therapie mit einbezieht. Dieser Ansatz sei ergänzt worden durch eine besondere, dem Menschen zugewandte Pflege. Mit seinem Team sei der „Hofheimer Geist“ geschaffen worden.
Eine außergewöhnliche Persönlichkeit
Uhlich sei immer wieder als Streiter für sein Krankenhaus aufgetreten und dabei sei es ihm nie um eigene Interessen, sondern um das „Wohl und Wehe seiner Patienten und der Bevölkerung“ gegangen. Er verneige sich vor der „Lebensleistung dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit“, so Neubauer.
„Eike Uhlich lässt uns mit großem Respekt und Trauer, aber auch mit großer Dankbarkeit zurück, für das, was er angestoßen, bewirkt und hinterlassen hat“ – so würdigte Heinrich Goschenhofer als Vertreter der Hausärzte und des Freundeskreises Asyl den Verstorbenen. Uhlichs Einsatz für Asylbewerber und Flüchtlinge sei bemerkenswert und weitblickend gewesen. „Er war überzeugt von dem, was er tat und verstand es bestens, auch andere davon zu überzeugen“, so Goschenhofer. Seine Stärke und Dynamik habe Uhlich eingesetzt, um die Flüchtlingsproblematik deutlich darzustellen. Er wurde zum „Motor der Asylarbeit“, so Goschenhofer.
Und so kam es nicht von ungefähr, dass am offenen Grab von Eike Uhlich einer der ersten Flüchtlinge, die nach Hofheim gekommen waren, ein islamisches Segensgebet für den Verstorbenen sprach.