Im Schnitt jeweils 90 Sekunden. Länger brauchte der Bauausschuss des Stadtrats am Donnerstag nicht für die acht Bauanträge, die abzusegnen waren - und dies jeweils einstimmig.
Im Ansatz kritisch waren lediglich die beiden Anträge, die das Anwesen in der Wagnergasse Nummer 11 betrafen. Die Wagnergasse führt vom Marktplatz die rund 100 Meter hinunter zur Mainpromenade und ist tatsächlich recht schmal. Der Bauwerber steht offenkundig kurz vor dem Abschluss von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen des Wohngebäudes und der ehemaligen Scheune auf dem nur gut 300 Quadratmeter großen Grundstück.
Weil die Einheiten im Wohnhaus neu zugeschnitten werden sollen, beantragte der Bauherr eine Nutzungsänderung. Demnach sind im Erdgeschoss zwei Appartements mit 22 beziehungsweise 69 Quadratmeter vorgesehen, im Obergeschoss eine Dienstwohnung und im Dachgeschoss eine Mietwohnung.
Die Scheune soll umgebaut werden zur einer Beherbergungsstätte mit sechs Appartements und bis zu zwölf Betten. Stellplätze dafür kann der Bauherr nicht vorweisen. Damit ist klar, dass er die zwei dafür geforderten als gewerbliche ablösen muss.
Bleibt die Frage, wieviele Stellplätze für das Wohnhaus erforderlich sind. Ein Blick in die Stellplatz- und Ablösesatzung der Stadt zeigt, dass das gar verzwickt ist und es dabei Interpretationsspielräume gibt. Aufgrund der Wohnungsgrößen und Bettenzahl seien drei Stellplätze erforderlich, trug der geschäftsleitende Beamte Matthias Hanakam vor. Vorgewiesen werden jedoch nur zwei - von denen zudem einer ein "gefangener" ist, sprich: Das Auto, das weiter innen im Hof geparkt wird, kann nur ausfahren, wenn kein zweites dahinter steht. Nach Ansicht der Verwaltung jedenfalls sind zwei Stellplätze abzulösen – was das Landratsamt jedoch noch überprüfen muss. Zweiter Bürgermeister Martin Harth (SPD) mahnte vielsagend eine "sorgfältige Prüfung" an.
Zu überprüfen bleibt weiterhin, welche Wohnungen privat und welche gewerblich genutzt werden. Denn wer dort dauerhaft wohnt, den kostet ein abgelöster Stellplatz 2560 Euro, gewerbliche Nutzer hingegen 3350 Euro.
Veränderungen bei Fit4Fun, Anetzberger und Ernstings Family
Keinerlei Einwände hatten die Stadträte bei folgenden Projekten:
- Der Betreiber von Fit4fun, Am Sportzentrum 3, der zwei seiner bisher vier Squash-Courts künftig nutzt, um sein Fitness-Angebot auszuweiten, will über der Sportfläche noch eine Galerie einbauen.
- Anetzberger Hörgeräte will an dem Haus Bronnbacher Straße 6 ein Wandschild und einen Ausleger mit Leuchtbuchstaben anbringen.
- Die Auto Bauer GmbH will ihr nördlich gelegenes Nebengebäude abreißen, am östlichen Eingang einen Vorbau errichten und Container, die als Reifenlager dienen, näher ans Gebäude setzen.
- In der Gradlstraße 16 möchte der Eigentümer einen Schuppen an den bestehenden Carport bauen und einen zweiten Carport errichten.
- Ernstings Family am Marktplatz 11 hat umgebaut und wird laut einer Pressemitteilung am 19. Juni wieder eröffnen. Das wird man auch äußerlich bemerken: Die Markise wurde ersatzlos demontiert und über der Ladentür prangt ein neuer LED-Schriftzug mit Einzelbuchstaben
- Ihr Einvernehmen gaben die Räte auch zu einem Carport und einem Gartenhaus im Stadtteil Altfeld (Holzwiese 7), gleichwohl der Carport die Baugrenze überschreitet.
Zu guter Letzt nahm der Ausschuss zur Kenntnis, dass Fit 4 Vita in der Straße "Am Sportzentrum" sein Fitnesscenter erweitern und dafür seine zwei Squash-Courts opfern will. Dieser Bauantrag sei im Genehmigungsfreistellungsverfahren behandelt worden, teilte Bauamtsleiter Chesauan mit.