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GEMÜNDEN: Ausflugsschiff "Main-Spessart" wird Clubheim

GEMÜNDEN

Ausflugsschiff "Main-Spessart" wird Clubheim

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    Über den Anlegesteg: Holger Vogt ist Schriftführer der Aschaffenburger Marinekameradschaft und fuhr früher selbst zur See.
    Über den Anlegesteg: Holger Vogt ist Schriftführer der Aschaffenburger Marinekameradschaft und fuhr früher selbst zur See.

    Vor einigen Tagen beendete das ehemalige Ausflugsschiff „Main-Spessart“ seinen Dornröschenschlaf im Gemündener Schutzhafen und wechselte den Liegeplatz, an dem es seit 2006 wegen eines komplizierten Motorschadens vor sich hin dümpelte. Das Schiff hat mit der Marinekameradschaft Aschaffenburg einen neuen Besitzer gefunden und wurde jetzt im Eingangsbereich des Schutzhafens festgemacht, der auch für die Zufahrt von Fahrzeugen geeignet ist.

    Von dieser Möglichkeit machen die neuen Eigentümer regen Gebrauch. Sie entrümpeln das 1928 gebaute, 22 Meter lange Schiff, trennen Altmetall von Restmüll und tragen Polster und sonstiges Gastraummobiliar über den Landungssteg ans Ufer zu den bereitstehenden Containern. Seit Jahren versuchte die vorige Eigentümerin, Andrea Ammersbach-Walk, Tochter des im vergangenen Jahr verstorbenen früheren Eigners und Kapitäns Arthur Ammersbach, vergeblich, eine neue Verwendung für das Schiff zu finden.

    Zuletzt lag wohl nur noch das Angebot eines Schrotthändlers vor, berichtet Jens Schönfisch, Vorsitzender der Marinekameraden, die das ehemalige Ausflugsboot künftig im Aschaffenburger alten Floßhafen zum schwimmenden Clubheim für den gemeinnützigen Verein umbauen wollen. Das bisherige Clubschiff, der 1942 vom Stapel gelaufene Minensucher „Orion“, ist so marode, dass er nicht mehr instand gesetzt werden kann. Er erhält keine Schwimmfähigkeitsgenehmigung mehr, die ähnlich wie der TÜV beim Auto im Abstand von einigen Jahren für stillgelegte Schiffe oder schwimmende Stege fällig ist.

    Wie die Aschaffenburger Mariner zur „Main-Spessart“ kamen, ist eine klassische Zufallsgeschichte. Beruflich sei er bei der bayernweit für Sonderabfallentsorgung zuständigen Firma GSB tätig, einer Gesellschaft, die auch mit dem Gemündener Entsorgungsunternehmen Kirsch und Sohn zusammenarbeitet, erzählt Jens Schönfisch: „Vor einigen Jahren kamen wir im Rahmen einer Sondermüllsammlung nach Wernfeld. Ich hatte mein T-Shirt der Marinekameradschaft an und der alte Binnenschiffer Arthur Ammersbach sprach mich darauf an. Er kannte den Floßhafen, die ,Orion‘ und viele ehemalige Fahrensleute.“ Dabei sagte er, dass die ,Main-Spessart‘ zum Verkauf steht“, sagt der Vorsitzende der Marinekameradschaf.

    Als die „Orion“ nicht mehr zu reparieren war, erinnerten sich die Marinefreunde an das damalige Angebot, nahmen Kontakt mit der Erbin auf und machten den Handel perfekt. Andrea Ammersbach-Walk war kurzfristig für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sie sei aber froh, dass das Schiff, mit dem sie viele Jugenderinnerungen verbinde, in gute Hände komme und erhalten werde, versichert Schönfisch, der schon weitergehende Pläne schmiedet.

    Noch im April soll das Boot mainabwärts an seinen neuen Platz geschleppt werden, wozu wieder Genehmigungen nötig sind. Dann geht es in die Werft nach Erlenbach; dort werden der Rumpf und Aufbauten blank gestrahlt und neu gestrichen.

    Dabei werden auch einige Zusatzbleche angebracht, um das Oberflächenwasser besser abzuleiten, das den Aufbauten in früheren Zeiten zugesetzt hat. Der Schiffsstahl ist besser als der heutige, sind sich die Experten um den leitenden Vereinsingenieur Andreas Beeger einig: „Der war damals reiner, hatte weniger Edelmetallanteile und rostete dadurch nicht so schnell.“

    Das mit dem Motor müsste auch klappen, zeigten sich die Marineleute mit Blick auf den im Schiff stehenden Ersatzmotor zuversichtlich. Man habe für diesen Fall einen Schmied an der Hand, der die besondere Anfertigung des Getriebes hinbekommen könne, an dem die Reparatur bisher gescheitert sei. Außerdem gebe es sogar noch die Option auf einen Alternativmotor.

    Nach der Zulassung werde zuerst der Innenraum zu einem schmucken maritimen Heim umgebaut, in dem sich 40 Mariner wohlfühlen. Allerdings soll das Schiff, das dann vielleicht als „Stadt Aschaffenburg“ vor der Stadtkulisse mit dem roten Schloss ankert, nicht nur der Traditionspflege dienen. Schließlich hat der dem Deutschen Marinebund angeschlossene Verein außer den 36 Mitgliedern auch elf Jugendliche in seinen Reihen, die sich in ihrer Freizeit mit seemännischen Fertigkeiten beschäftigen und diese bei Vorführungen und Wettbewerben unter Beweis stellen.

    „Wenn alles klappt, wird das eine richtige Touristenattraktion“, sagt der Vorsitzende im Brustton der Überzeugung. Und wer die Binnenschiffer und Seefahrer aus Aschaffenburg kräftig zupacken sieht, der hat keinen Zweifel an der Realisierung dieser Prophezeiung.

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