Das Geschehen unmittelbar vor der Haustüre stand bei einem Vortragsabend in der Alten Schule Weickersgrüben im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt des Vortrags über den Sodenberg lag auf dem Basaltabbau. Eingeladen hatten der Verschönerungsverein und die Feuerwehr.
„Ich glaube, der alte Schulsaal hat noch nie so viele Menschen aushalten müssen wie heute.“ Mit diesen Worten begrüßte Detlev Fischer, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins, die mehr als 80 Besucher aus der weiteren Umgebung. Liebe zur und Interesse an der Heimat veranlasste sie zu dem Besuch des Vortrags. Detlev Fischer referierte über die Geschichte der Basaltbaufirma Leimbach, die Geschichtsexperten Josef Kirchner und Adi Rotschedl legten Pläne des Basaltwerks dar. Konrad Hoffmann ergänzte als Zeitzeuge die Vorträge und berichtete über die Tätigkeiten seines Vaters als Sprengmeister am Sodenberg.
Zu allen Zeiten hatte der ursprünglich 506 Meter hohe Basaltkegel des Sodenberges eine magische Anziehungskraft auf die Menschen. Bereits die Kelten nutzten den Basaltkegel zur Errichtung einer Fliehburg mit Ringwall, und die folgenden Germanen hatten dort ihre Opferstätte. Um das Jahr 680 kamen die irisch-schottischen Mönche Kilian, Kolonat und Totnan nach Franken und verkündeten auch auf dem Sodenberg das Evangelium. Nach den Mönchen nannte das Volk den Berg „Scottenberg“, aber auch Kiliansberg oder Schottenberg. Im Lauf der Jahrhunderte wandelte sich dieser Name zus seiner heutigen Form – Sodenberg.
An die Universität verpfändet
1335 erbauten die Freiherren von Thüngen auf dem Sodenberg ihre Burg Kilianstein. Götz von Berlichingen lebte 1502 längere Zeit in der Burg bei seinem Onkel Neidhart von Thüngen. 1660 wurde der Sodenberg an die Universität Würzburg verpfändet, die Burg war von dieser Zeit an nicht mehr bewohnt und verfiel nach und nach. Neben ihr lag der Friedhof der Burgherren, auf dem ein steinernes Kreuz stand. Dieses war ab 1750 Gegenstand frommer Verehrung. Wallfahrten zogen zum Sodenberg, Wunder wurden bezeugt und eine Stiftung für Not leidende Familien wurde aus dem Opfergeld des Wallfahrtsortes eingerichtet.
1904 begann die Firma Leimbach & Co. aus Schweinfurt mit dem kommerziellen Basaltabbau auf dem Sodenberg. Der sechseckige Säulenbasalt wurde im terrassenförmigen Bergtagebau gewonnen und für die Küstenbefestigung oder als Schotterbett für die Eisenbahn und den Straßenbau verwendet. Der Basaltabbau rückte immer näher an die Burgruine heran, die unter Denkmalschutz stand. Auch in der Weltwirtschaftskrise und bei großer Arbeitslosigkeit ging der Basaltabbau weiter. Zu Spitzenzeiten waren bis zu 150 Arbeiter aus den umliegenden Landkreisen beschäftigt.
Mittlerweile war der Burgberg unterhöhlt und es bestand die Gefahr, dass die Ruine abrutschte. Daher wurde sie 1929 gesprengt und der Basaltabbau bis 1958 fortgesetzt. Dieser geschah vielfach in Handarbeit. Der Abtransport erfolgte über Loren und einen Schrägaufzug, später mit einer Kabelbahn nach Morlesau zu den Brechern und zur dortigen Bahnverladestation.
Wegen der großen Gefahren in der mittlerweile 70 Meter tiefen Abbaugrube und den wenig ertragreichen Seitenstollen wurde das Bergwerk stillgelegt. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wollte das Überlandwerk Unterfranken in dem Krater das Wasser für ein Spitzenlast-Pumpspeicherwerk sammeln. Doch das Vorhaben scheiterte an den porösen Wänden.
In den 70er Jahren nutzte die Bundeswehr das Kraterloch zur Ausbildung von Einzelkämpfern. Es sollte als Mülldeponie dienen und aufgefüllt werden. Dies konnte aber aus Umweltschutzgründen verhindert werden. Seit 1997 ist der noch 481 Meter hohe Sodenberg Naturschutzgebiet und ein wertvolles Biotop für bedrohte Tiere und Pflanzen.
Peter Stürzenberger hat alte Fotografien digitalisiert und zeigte während und nach den Vorträgen mehr als 50 Bilder aus der Geschichte des Sodenberges. Am Ende führdte er einen digital aufbereiteten 20-minütigen Schwarz-Weiß-Film vor über den Basaltabbau und die Demontage der Kabelbahn vom Sodenberg nach Morlesau, den die Familie Leimbach zur Verfügung gestellt hatte.
Berichte von Zeitzeugen
Im Anschluss entstanden angeregte Diskussionen unter den Besuchern und Zeitzeugen berichteten in kleinen Gruppen von damaligen Gegebenheiten, Erfahrungen und Erlebnissen rund um den Basaltabbau am Sodenberg. Bürgermeister Alfred Frank versprach, dass der Vortrag im großen Vortragssaal in der Turnhalle in Gräfendorf wiederholt werden soll, da die Nachfrage so überwältigend groß war.