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Lohr: Bezirk klärt auf: So konnte Eugen S. aus der Forensik fliehen

Lohr

Bezirk klärt auf: So konnte Eugen S. aus der Forensik fliehen

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    Erkennbar am hellen Dach im Vordergrund: Die 2007 fertiggestellte Forensik des Bezirkskrankenhauses Lohr. Der quadratische Drahtkasten rechts ist die Eingangspforte.
    Erkennbar am hellen Dach im Vordergrund: Die 2007 fertiggestellte Forensik des Bezirkskrankenhauses Lohr. Der quadratische Drahtkasten rechts ist die Eingangspforte. Foto: Johannes Ungemach

    Wie konnte sich ein Straftäter zweimal kurz hintereinander dem Maßregelvollzug entziehen und aus der Forensik in Lohr flüchten? Während die Polizei noch nach Eugen S. sucht, klärt der Bezirk auf Anfrage der Redaktion jene Fragen, die sich derzeit viele stellen.

    Die Forensik ist ein stark gesichertes Krankenhaus, in dem seelisch kranke oder süchtige, verurteilte Straftäter untergebracht und  therapiert werden.

    Wie Markus Mauritz, Pressesprecher des Bezirks, erläuterte, war die Flucht von Eugen S. am Sonntag der erste gelungene Ausbruchversuch eines Patienten aus der neuen, 2007 fertiggestellten Forensik.

    Die Situation Mitte Februar war eine ganz andere: Damals war Eugen S. unter Aufsicht mit Gartenarbeiten im frei zugänglichen Gelände des Bezirkskrankenhauses betraut worden und hatte sich schlichtweg unbemerkt abgesetzt. Freigänge, anfangs begleitet, zeitlich wie räumlich eingeschränkt, können als erste Lockerungsstufe zur Therapie der Patienten gehören, erläuterte Mauritz. Dass sich dabei jemand absetze, "komme immer wieder mal vor". Eugen S. war in Würzburg untergetaucht und Anfang März dort aufgespürt worden.

    In Würzburg war er auch verurteilt worden: zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft wegen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Nachstellung, wie Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen auf Anfrage ausführte. In die Forensik eingeliefert wurde er laut Mauritz Mitte 2018 und zwar nach Paragraf 64 des Unterbringungsgesetzes, was auf Drogen- oder Alkoholabhängigkeit hinweist. 

    Flucht gelang mit Werkzeug und Helfern

    Der tatsächliche Ausbruch am Sonntag war wesentlich spektakulärer. Denn dafür benötige S. zumindest ein Werkzeug für die speziellen Schrauben, mit denen die im Mauerwerk eingelassenen Spezialstäbe an den Fenstern gesichert sind. Wie er sich das Werkzeug besorgt hat und wo es nun ist, haben die Verantwortlichen noch nicht klären können. Um den Stab im Aufenthaltsraum zu entfernen, muss S. zudem "brachiale Gewalt" eingesetzt haben, so Mauritz. Schließlich wurde er bei seiner Flucht von zwei weiteren Patienten begleitet oder unterstützt.

    Mit senkrechten Stäben aus Manganstahl gesichert sind die schmalen Fenster der Gebäude in der Forensik. Den Flüchtenden gelang es, einen dieser Stäbe zu entfernen.
    Mit senkrechten Stäben aus Manganstahl gesichert sind die schmalen Fenster der Gebäude in der Forensik. Den Flüchtenden gelang es, einen dieser Stäbe zu entfernen. Foto: Roland Pleier

    Die drei sprangen laut Mauritz aus 3,50 Metern Höhe in den Hof. Einer habe sich dabei den Fuß verstaucht, so der Bezirkssprecher. Eugen S. schaffte es als einziger, den 5,20 Meter hohen Zaun an der Ecke zur Eingangspforte zu überwinden. Die betreffende Stelle ist - ebenso wie ein Mast in der Nähe - seit Montag mit zusätzlichem Stacheldraht gesichert. Seine Fluchtbegleiter wurden vom Personal festgehalten. Von S. fehlte bis Mittwochnachmittag noch jede Spur, so das Polizeipräsidium Unterfranken auf Nachfrage.

    Der Stacheldraht am Eck der Eingangspforte markiert die Stelle, an der Eugen S. den Zaun überwand, womit ihm die Flucht aus der Forensik gelang. 
    Der Stacheldraht am Eck der Eingangspforte markiert die Stelle, an der Eugen S. den Zaun überwand, womit ihm die Flucht aus der Forensik gelang.  Foto: Roland Pleier

    Deutlich mehr Patienten als geplant

    Die neue Forensik in Lohr, in die der Freistaat insgesamt 20 Millionen Euro investierte, wurde 2007 fertiggestellt. Ausgelegt ist sie für 136 Patienten, tatsächlich untergebracht sind  derzeit 160. Betreut werden sie von insgesamt 198 Beschäftigten. Davon sind 105 Pflegekräfte und zehn Ärzte. Auch die zweite unterfränkische Forensik ist überbelegt: Geplant für 59 Betten, werden in Werneck 86 Patienten von 71 Beschäftigten betreut. Wobei die Zahl der Pflegekräfte sich nicht nach der Bettenzahl orientiert, wie Mauritz klarstellt, sondern nach jener der Partienten. Der erste Spatenstich solle im Herbst den Beginn der Bauarbeiten für die Erweiterung der Forensik in Werneck symbolisieren.

    Anmerkung der Redaktion: Die Aussage, dass es sich um den ersten geglückten Ausbruchversuch handelt, bezog sich auf den Zeitraum seit 2007 - also auf jenes Jahr, in dem der Neubau fertiggestellt wurde. Dies wurde nachträglich im Text präzisiert.

    Die Rupert-Mayer-Klinik für Forensische Psychiatrie (Forensik) des Bezirks Unterfranken am 13. Januar 2012.
    Die Rupert-Mayer-Klinik für Forensische Psychiatrie (Forensik) des Bezirks Unterfranken am 13. Januar 2012. Foto: Johannes Ungemach
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