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Die Frühaufsteher blühen sofort

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Die Frühaufsteher blühen sofort

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    Viele "Frühaufsteher" der Pflanzenwelt habe ihre eigene Strategie entwickelt, um im Wettlauf der Natur einen günstigen Platz zu ergattern. Während sich die meisten Pflanzen erst ein grünes Kleid anlegen, um daraus die Energie für die Blüte zu gewinnen, gehen die Frühblüher zu denen auch Weißdorn und Schlehe zählen, den anderen Weg. Zuerst blühen die in unseren Hecken und an Waldrändern auftretende Sträucher, danach belauben sich erst diese Gewächse.

    An warmen März- und Apriltagen können sich aufmerksame Spaziergänger davon überzeugen, dass dies ein sehr erfolgreiches Konzept ist. Die weißen Blüten der Schlehe sind der Anziehungspunkt für alle frühen Blütenbesucher. Wo es im zeitigen Frühjahr summt und brummt, kann man im Herbst die blauen Früchte ernten, die nach dem ersten Frost viel von ihrer Säure verlieren. Ihnen verdankt der Strauch auch seinen Namen, der von dem indogermanischen Wort für "bläulich" abstammt und die Schlehe mit dem Pflaumenschnaps "Sliwowitz" wortverwandt macht. Zusammen mit Salweide und Hasel erfreut die Schlehe im Frühjahr Mensch und Natur mit den ersten frischen Farben in der Landschaft und der ersten Nahrung für die Insektenwelt.

    Während im "ersten Stock" der Feldhecke und des Feldgehölzes also Blüten und Kätzchen den Frühling anzeigen, tut sich auch im "Erdgeschoss" einiges: Dort blühen das weiße Buschwindröschen, das gelbe Scharbockskraut und das violette Veilchen. Nach den oft so tristen Monaten des Winters sind diese ersten Blüten besonders schön anzusehen. Auch sie sind für die hungrigen Insekten unverzichtbare Nahrungslieferanten.

    Hecken zählen zu den sogenannten Grenzbiotopen. Das sind Lebensräume, in denen die Arten verschiedener Biotoptypen aufeinander treffen und sich zu besonders reichen Gemeinschaften verbinden. Im Fall der Hecken sind dies Arten von Wald, Wiese und Acker.

    Hecken waren keine natürlichen Bestandteile unserer Landschaft. Ihre Entstehung und Ihren Formenreichtum verdanken Sie dem Menschen. Sprachlich leitet sich die Bezeichnung Hecke von "Hag" ab, was so viel wie "Einzäunung mit Sträuchern" bedeutet.

    Bereits seit der Jungsteinzeit, als Äcker von Weiden abgetrennt werden mussten, sind Hecken als "lebende" Zäune zur Abgrenzung, als Raumteiler oder als Wind-, Sicht- und Erosionsschutz bekannt. Weißdorn, Schlehe, Roter Hartriegel, Wildrose - die Sträucher, die heute unsere Hecken bilden, wuchsen einst nur auf Lichtungen oder säumten die wenigen Waldränder, wie es sie beispielsweise an Seen oder Flüssen gab.

    Erst mit dem Beginn des Ackerbaues und vor allem seit der Rodung der Urwälder im Mittelalter, taten sich ihnen neue Lebensräume auf: dort, wo die Bauern am Rande ihrer Felder die Steine ablegten, fanden lichtliebende Sträucher besonders geeignete Biotope. Noch heute herrschen Crataegus-Arten (Weißdorn) und Prunus spinosa (Schlehe) in fränkischen Lesesteinhecken vor.

    Der Erhalt von Hecken, Feldgehölzen und naturnahen Wegrändern in unserer Landschaft ist für viele Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung. Sie bilden die letzten Rückzugsräume für viele gefährdete Arten. Wie kaum ein anderer Lebensraum bieten Hecken eine Vielfalt verschiedenster Lebensbedingungen auf engstem Raum:

    Vom Heckeninneren bis zum Rand sind alle Übergangszonen von dunkel zu hell, von feucht zu trocken und von kühl zu warm auf wenigen Metern anzutreffen.

    Das belaubte Dach ist ständig besonnt, oft windig und meist trocken. Stark besonnt sind auch - je nach Ausrichtung - die stockwerkartig aufgebauten Heckenseiten, der sogenannte Mantel. Dagegen ist das blattarme bis blattlose Zentrum in der Regel dunkel und windstill. Im Halbschatten liegt der bodennahe Bereich der Hecke, der Saum. Feuchtere Bedingungen finden sich am Trauf, an dem das Regen- und Tauwasser abtropft. Aufgrund dieses hohen Strukturreichtums stellen Hecken einen besonders wertvollen Lebensraum für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt dar. Hecken bieten Lebensraum für die Hälfte aller einheimischen Säugetiere, für sämtliche Reptilien, für ein Drittel aller heimischen Amphibien, für ein Fünftel der heimischen Singvögel sowie für unzählige Insekten, Bodentiere und Kleinlebewesen. In ihrem Schutz halten sich Erdkröten, Igel, Rebhuhn, Fasan oder Hermelin auf, sie dienen als Sitzplatz für Luft und Bodenjäger wie Eulen oder Neuntöter, und einige Insektenar-ten machen in ihrem Laub und Geäst die Larvalentwicklung durch. Haselmaus, Zauneidechsen, Laubfrosch, Erdkröten und Schnecken nutzen Hecken als Überwinterungsort. Für Wanderbewegungen von Tieren und Pflanzen bilden Hecken wichtige "Straßen". Sie verbinden einzelne Lebensräume und tragen so maßgeblich zum wichtigen Gen-Austausch bei.

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