Der süßliche Duft von Räucherstäbchen zieht durch das Dachgeschosszimmer des gelben Hauses. Ein sanftes, rhythmisches Pong, Pong hallt von den Wänden wider. Emanuela Imkeller sitzt auf einem Stuhl und schlägt gegen die weiße Membran einer kleinen Trommel. Die zierliche, blonde Frau ist eine Schamanin und damit Seherin und Heilerin. Schamane kann man nicht werden, man wird dazu berufen.
Die 50-jährige Deutelbacherin bezeichnet ein Nahtoderlebnis als den entscheidenden Moment in ihrem Leben. „Ich hatte eine Salmonellenvergiftung. Musste wiederbelebt werden. Ich sah ein Licht und wollte unbedingt dorthin. Aber jemand sagte mir, dass ich noch eine Aufgabe zu erfüllen hätte.“ Von diesem Zeitpunkt an beschäftigte sich die damals 15-Jährige mit dem Kartenlegen, bewarb sich später sogar bei einem TV-Sender in Ludwigsburg.
Dort warf sie dann zweimal im Monat für die Zuschauer einen Blick in die Zukunft. „Aber damit kam ich auf die Dauer nicht klar. Man kann doch in zwei Minuten keine Menschen beraten.“ Also kündigte sie ihr Engagement bei dem Sender auf und suchte nach einer anderen Möglichkeit, Menschen zu helfen. Dabei fand sie den Schamanismus. Im Hunsrück ging sie bei einem erfahrenen Schamanen in die Lehre. Seither versucht die Mutter von fünf Kindern, Menschen bei der Lösung ihrer Problemen zu helfen.
Es fällt nicht schwer zu glauben, dass Emanuela Imkeller eine gute Zuhörerin ist. Sie hat offene blaue Augen, eine angenehme Stimme und verliert im Gespräch nie den Blickkontakt. Sie ist ein einfühlsamer Mensch. Aber ist sie einer, der heilen und in die Zukunft schauen kann? Skeptiker und Zweifler sind ihr in den letzten Jahren viele begegnet.
Ihnen kann sie die vielen Dankesbriefe von Menschen entgegenhalten, denen sie schon geholfen hat. Beweis ist das keiner, aber schließlich wird ja niemand gezwungen, bei ihr Rat und Hilfe zu suchen. „Ich bin kein Arzt und das sage ich immer ganz deutlich“, sagt Imkeller.
Menschen, die Probleme in ihren Beziehungen haben, oder die einfach nur Rat für die nächste Geldanlage suchen, kommen ebenso wie Kranke oder Abhängige. Mit ihren Klienten unternimmt die 50-Jährige dann eine Reise in das Unterbewusstsein.
Dabei benutzt sie keine weiteren Hilfsmittel außer ihrer Trommel. Bewusstseinserweiternde Pflanzen wie sie oft mit dem Schamanismus in Verbindung gebracht werden, brauche sie bei ihrer Arbeit nicht. Emanuela Imkeller setzt allein auf die Kraft der Meditation.
Ein erster, kleiner Schritt ist die Suche nach dem Krafttier. „Jeder Mensch hat eines und es kann einem auf Reisen ein Gefühl der Sicherheit geben.“ Das Krafttier von Emanuela Imkeller ist übrigens ein Eichhörnchen. „Manche finden ihr Krafttier schnell, andere müssen länger danach suchen“, erklärt Imkeller.
Als Schamanin verfügt sie auch über die Fähigkeit, Visionen und Botschaften zu empfangen, sagt sie. Nicht alles, was sie sieht, ist gut oder positiv. „Kranke Menschen oder Menschen, denen der Tod bevorsteht, haben eine dunkle Aura.“ Doch Emanuela Imkeller sagt, dass sie bewusst keinen Gebrauch von ihrem Wissen macht. „Ich würde niemals jemandem sagen, dass er bald stirbt. Das wäre unverantwortlich.“ Erkenne sie eine drohende Krankheit, rate sie zu einem Arztbesuch.
„Kranke Menschen oder Menschen, denen der Tod bevorsteht, haben eine dunkle Aura“
Emanuela Imkeller, Schamanin
Sie selbst arbeitet bei der Heilung mit Schüssler-Salzen und Gebeten. Denn die Schamanin ist gleichzeitig gläubige Christin. In einem Holzregal stehen Engel, Marien- und Jesusfiguren einträchtig neben Büchern zum Thema Schamanismus und Kartenlegen. Emanuela Imkeller sieht sich in erster Linie als eine Wegbegleiterin, für diejenigen, die auf der Suche sind.
Stichwort
Schamanismus Der Schamane wird von Gläubigen als Medizinmann oder Zauberer angesehen. Das Wort Schamane soll ursprünglich aus dem Sanskrit stammen und Asket oder Bettelmönch bedeuten. Ein Mann oder eine Frau kann nur durch Berufung Schamane werden. Zu seinen Aufgaben gehören Krankenheilung, die Abwehr böser Geister, aber auch Wettervorhersagen. Bei seiner Tätigkeit ruft der Schamane Hilfsgeister an, die meist in Tiergestalt auftreten. Zu den Techniken gehören Trommeln, Gesang, Tanz, Fasten, aber auch der Genuss bewusstseinserweiternder Pflanzen wie Cannabis, Stechapfel oder Fliegenpilz. Wer Kontakt zu Emanuela Imkeller aufnehmen möchte, kann dies unter Tel. (0 60 59) 8 28 oder per E-Mail an ayla59@t-online.de tun.