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HEßDORF: Gedenktafel statt Stolpersteinen

HEßDORF

Gedenktafel statt Stolpersteinen

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    In einer Gedenkfeier stellten Bürgermeister Martin Göbel und der regionale Fachmann für jüdische Geschichte, Georg Schnabel (Laudenbach), sowie der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella (Gemünden) die Tafel zur Erinnerung an die Deportation der letzten vier jüdischen Mitbürger 1942 aus der Gemeinde Heßdorf vor. Das Ehepaar Heike und Walter Schwarz hatte die Aufstellung der Gedenktafel initiiert. Das Bild zeigt (von links): Werner Fella, Georg Schnabel, Martin Göbel, Rainer Kunkel, Heike und Walter Schwarz.
    In einer Gedenkfeier stellten Bürgermeister Martin Göbel und der regionale Fachmann für jüdische Geschichte, Georg Schnabel (Laudenbach), sowie der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella (Gemünden) die Tafel zur Erinnerung an die Deportation der letzten vier jüdischen Mitbürger 1942 aus der Gemeinde Heßdorf vor. Das Ehepaar Heike und Walter Schwarz hatte die Aufstellung der Gedenktafel initiiert. Das Bild zeigt (von links): Werner Fella, Georg Schnabel, Martin Göbel, Rainer Kunkel, Heike und Walter Schwarz. Foto: Foto: Helmut Hussong

    Auch im heutigen Karsbacher Ortsteil Heßdorf gab es früher eine jüdische Gemeinde. Die letzten vier jüdischen Mitbürger wurden 1942 aus der damals noch selbstständigen Kommune deportiert. Daran erinnert eine vor kurzem auf einem steinernen Sockel errichtete Gedenktafel. Am Freitagnachmittag wurde sie in einer Gedenkfeier offiziell vorgestellt.

    Bei der Feier erinnerten sowohl Bürgermeister Martin Göbel, als auch der Fachmann für jüdische Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach), sowie der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella (Gemünden) an Babette und Jakob Stern, die am 25. April 1942 nach Lublin-Izbica sowie Herz Sara Forchheimer, die am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden. Danach gab es in Heßdorf keine jüdischen Bürger mehr. Am Gemeindehaus erinnert bereits seit vielen Jahren eine Tafel an die ehemalige, im 17. Jahrhundert im Ort entstandene jüdische Gemeinde. Vor einiger Zeit habe das Ehepaar Heike und Walter Schwarz ihn nochmals auf diese ehemaligen jüdischem Mitbürger angesprochen und daran erinnert, dass einzelne von diesen in der Nazi-Diktatur deportiert werden, berichtete Göbel zur Entstehung dieser weiteren Gedenktafel.

    Zentral am Dorfplatz

    Das Ehepaar regte damals an, vor den ehemaligen Wohngebäuden, wie in anderen Kommunen auch, sogenannte Stolpersteine zu errichten. Nach mehreren Gesprächen mit dem Gemeinderat und dem früheren Kreisheimatpfleger Werner Fella, wurde beschlossen, die Gedenktafel zentral am Dorfplatz zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Mitbürger aufzustellen. Viele ehemalige Heßdorfer Juden waren bereits vorher in andere Gemeinde und Städte umgezogen.

    „Die jüdische Gemeinde in Heßdorf bestand bis 1938 beziehungsweise 1942“, erinnerte der Bürgermeister. Bis 1927 gab es eine jüdische Volksschule und noch länger eine Synagoge im Ort. Im Jahr 1816 waren 169 der 418 Einwohner Juden (40,4 Prozent). Danach gingen die Zahlen zurück. Im Jahr 1924 waren von 377 Einwohnern nur noch 57 jüdischen Glaubens (15,1 Prozent).

    „Auch in Heßdorf wurden im November 1938 in der Pogromnacht die Fenster und die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört“, sagte Martin Göbel. 1929 lebten noch fünf jüdische Personen in Heßdorf; 1942 wurden die letzten vier in Heßdorf Lebenden deportiert. „Zwischen 1941 und 1944 fanden in Unterfranken an sieben Terminen Deportierungen statt“, erinnerte Göbel. Von den 2068 Menschen, die in Würzburg und Kitzingen in die Deportierungszüge getrieben wurden, überlebten nur 60 den Holocaust. Die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse seien Mahnung an alle, jeder Form von Diskriminierung eine Absage zu erteilen.

    Ein jüdisches Gebet

    Der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella zitierte Protokolle und Telegramme aus den Gestapo-Akten. „Die Vertreibung der Juden begann im Januar 1941“, stellte auch der Fachmann für jüdische Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach) fest. Er sprach das jüdische Gebet für die Opfer der Shoa „El male rachamin“ („Gott voller Erbarmen“) in der deutschen Übersetzung.

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