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Karlstadt: Glücksfall: Buch von Johann Zahn für Stadtgeschichte gesichert

Karlstadt

Glücksfall: Buch von Johann Zahn für Stadtgeschichte gesichert

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    Ein wertvolles Buch des Karlstadter Humanisten Johann Zahn ist jetzt im Besitz des Historischen Vereins. Darüber freuen sich im Bild von links Wolfgang Merklein, Manfred Schneider und Peter Schmitt.
    Ein wertvolles Buch des Karlstadter Humanisten Johann Zahn ist jetzt im Besitz des Historischen Vereins. Darüber freuen sich im Bild von links Wolfgang Merklein, Manfred Schneider und Peter Schmitt. Foto: Klaus Gimmler

    Für Wolfgang Merklein war es ein Glücksfall. Von einer Pariser Buchhandlung wurde dem Historischen Verein, dessen Vorsitzender er ist, im vergangenen Dezember ein extrem seltenes Werk des in Karlstadt geborenen Humanisten Johann Zahn angeboten. "Der Preis war 4000 Euro, aber ich habe nicht gezögert", sagt er. Das Buch soll mit der Neueröffnung die Präsentation im Stadtgeschichte-Museum bereichern.

    Das Buch war zum Zeitpunkt des Erscheinens im Jahr 1685 das Standardwerk auf dem Gebiet der Optik. Die erste Auflage von "Oculus artificialis teledioptricus sive telescopium" wurde in Würzburg gedruckt. "Vielleicht nur 200 oder 300 Exemplare", sagt Merklein. Genau wisse man dies nicht. In Deutschland ist das Buch nur in fünf Bibliotheken nachweisbar. "Jetzt haben wir auch in Karlstadt ein Exemplar", freut er sich.

    Wegbereiter der modernen Spiegelreflexkameras

    Der lateinische Titel des Buches lässt sich übersetzen: "In die Ferne sehendes künstliches Auge". Johann Zahn erfand, konstruierte und beschrieb darin eine Anzahl optischer Geräte. Zahn gilt auch als Wegbereiter der modernen Spiegelreflexkameras, denn er war es, der in eine Camera obscura ein Spiegel im Winkel von 45 Grad einbaute, der das durch die Linse eindringende Licht nach oben auf eine Mattscheibe spiegelte, so dass das daraus sich ergebende Bild bequem abgezeichnet werden konnte. Fotopapier gab es freilich damals noch nicht.

    Johann Baptist Zahn auf einem Porträt von Johann Baptist de Ruel, das im Museum für Franken zu sehen ist.
    Johann Baptist Zahn auf einem Porträt von Johann Baptist de Ruel, das im Museum für Franken zu sehen ist. Foto: Museum für Franken

    Im Jahre 1702 erschien die zweite Auflage des Buches, die zwar im Text und den technischen Details umfangreicher ist, aber laut Merklein viel vom Zauber der ersten Ausgabe verloren hat. Eine Reihe der Kupferstiche wurden in der zweiten Auflage weggelassen. Insofern ist Merklein froh, ein Buch aus der ersten Reihe bekommen zu haben.

    Schon vor vielen Jahren war Merklein Zahns Buch auf der Spur. Es wurde in einer Auktion in den USA zum Preis von  10 000 Dollar angeboten. Vom damaligen Bürgermeister Karl-Heinz Keller habe es sogar die Zusage gegeben, das Buch zu kaufen, aber dann klappte es doch nicht; den Zuschlag erhielt ein anderer.

    Blättern darf man nur mit Handschuhen 

    Wie das Buch künftig im Museum für Stadtgeschichte präsentiert wird, ist noch nicht klar. Dazu soll ein Konzept erarbeitet werden. Darin zu blättern, wird den Besuchern nicht möglich sein, denn dafür ist es zu wertvoll. Es darf nur mit Handschuhen berührt werden. Zudem ist es vollständig in Latein geschrieben, wie dies damals üblich war.

    4000 Euro hat das Buch gekostet, die der Historische Verein vollständig mit Spenden deckt. 2000 Euro schießt die Sparkassen-Stiftung Main-Spessart hinzu, 1200 Euro kommen von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und weitere 800 Euro werden aus dem Etat des Stadtarchivs bezahlt. Daher waren bei der Übergabe des Buches auch Sparkassen-Gebietsdirektor Peter Schmitt und Stadtarchivleiter Manfred Schneider dabei, die sich ebenfalls über den Erwerb des Buches freuen.

    Johann ZahnAm 29. März 1641 wurde Johann Zahn in Karlstadt geboren. Er besuchte die Karlstadter Lateinschule, bevor er sich als 15-Jähriger in die Universität Würzburg eintrug und Naturwissenschaften studierte. Im Würzburger Dom erhielt er 1665 die Priesterweihe. 20 Jahre lang wirkte er dann als Landpfarrer von Acholshausen (Landkreis Würzburg), im Anschluss noch mal vier Jahre in der benachbarten Pfarrei Gaukönigshofen. 1692 wählten ihn die Schwestern von Unterzell bei Würzburg zum neuen Probst. Dies blieb er bis zu seinem Tod am 27. Juni 1707.Johannes Zahns Hauptwerk "Oculus artificialis teledioptricus sive telescopium" enthält in drei Teilen alle optischen Kenntnisse seiner Zeit. Der erste Teil befasst sich mit dem Bau des menschlichen Auges, der Ausbreitung, Brechung und Reflexion des Lichtes. Der zweite Teil enthält die Glassorten mit ihren Eigenschaften. Im dritten Teil beschäftigt sich Zahn mit der Herstellung von Teleskopen und schafft so die theoretische Grundlage für die Verbesserung von Spiegelteleskopen.

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