An Gräfendorf führt kein Weg vorbei. Diesen Eindruck konnte man am Samstag beim Tag der offenen Tür der Firma Vario Helicopter GmbH & Co. KG gewinnen. Hier trafen sich Interessenten aus mehr als zehn europäischen Ländern zum Schauen, Kaufen und Verkaufen.
Die Teilnehmer des neuen Kolping-Projekts „55 Plus“ aus Main-Spessart mischten sich unter die Teilnehmer aus ganz Deutschland, aus Spanien bis Tschechien, aus Norwegen bis Italien. Sogar aus Japan waren Käufer angereist, um sich über die neuesten Produkte auf dem funkferngesteuerten Modellhubschraubermarkt zu informieren. Begeisterte Redakteure von Flugsportzeitschriften, Mitarbeiter von Modellflugschulen und Einkäufer drängten sich um das mit Netzen abgesicherte Schaugelände.
300 Stück Jahresproduktion
Bei der Flugschau konnten Modelle wie BO105, Bell 430, Alouette II, Hughes oder Airwolf mit Elektro- Benzin- oder Turbinenantrieb besichtigt werden. Die 15 Mitarbeiter in Gräfendorf fertigen 90 verschiedene Modellhubschrauber mit Rotordurchmessern von 1,50 bis maximal 2,50 Meter, bei Modellgewichten von acht bis zu zwölf Kilogramm und zu Preisen zwischen 1000 und weit über 12 000 Euro. Im Jahr verlassen etwa 300 Modelle und unzählig viele Ersatzteile und Zubehör für Maschinen und Piloten die Firma.
Die Exportquote beträgt 67 Prozent – die Maschinen und Ersatzteile werden in alle Teile der Welt geliefert. Empfänger sind größtenteils selbstständige Modellbaugeschäfte in Europa, USA, Australien, Japan und Lateinamerika. Geschäftsführerin Kirsten Zodtner und ihr Mann Philipp waren im vergangenen Jahr auf Geschäftsreisen in China, Indien und Dubai, um bestehende Geschäftsverbindungen zu vertiefen und neue Kunden zu gewinnen.
Dabei kommt den beiden ihre Sprachbegabung zu gute. Beide sprechen neben Englisch und Französisch noch Spanisch und Italienisch. „Der Kontakt zu Menschen anderer Länder ist für uns das Salz in der Suppe. Somit konnten wir auch bei Besuchen bei uns in Gräfendorf aus Argentinien, Frankreich, Brasilien und Spanien punkten und die Handelsbeziehungen stärken“, bemerkt Kirsten Zodtner nebenbei. Die Firma erhielt 2009 den Bayerischen Exportpreis, eine Urkunde oder eine Art Gütesiegel für vorbildlichen Exporthandel mit versierter Bearbeitung aller Themen rund um den Zoll und den Außenhandel. Die ist für die Kunden eine Form von Sicherheit, ähnlich wie für Verbraucher der Umweltengel.
Vielseitig einsetzbar
Modellhubschrauber sind nicht nur Freizeitgeräte, sondern werden verstärkt auch industriell genutzt. Das in der Flugschau vorgestellte Modell „Quadrocopter“ mit vier getrennten Rotoren wurde speziell für Foto- und Filmaufnahmen entwickelt. Er wird dann eingesetzt, wenn Großhubschrauber zu teuer oder eben zu groß sind. Mit ihm können Luftbildaufnahmen in der Archäologie, Ortbildaufnahmen, von zu restaurierenden Türmen, Kontrollaufnahmen von Pipelines oder Video-, Fernseh- oder Kinofilmsequenzen gedreht werden.
Die Zukunft des Unternehmens, sagt die Geschäftsführerin, liege im Chinageschäft und in einer erweiterten Produktpalette, so zum Beispiel in Funktionsmodellen wie dem von Frank Preisendörfer entwickelten funkferngesteuerten Bagger und andere Handhabungsmaschinen.
Zur Flugschau drängten sich etwa 500 Personen. Doch nach Gräfendorf kamen nicht nur Modellhubschrauberbegeisterte: Während der Flugvorführungen, die oft der neue Mitarbeiter Dave Hollins aus England zeigte, paddelte eine Gruppe von 15 Kanuten unten auf der Saale abwärts, zogen die Sendelbacher Wallfahrer auf ihrem Weg die Saale entlang dem Kreuzberg entgegen und radelten die unzählige Triathleten saaletalaufwärts. An Gräfendorf führt einfach kein Weg vorbei, auch wenn es beschaulich und verschlafen im Saaletal zu liegen scheint.
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