In der jüngsten Sitzung des Hafenlohrer Gemeinderats wurde der Haushalt 2024 mit einer Gegenstimme von Anya Pauli verabschiedet. Der Gesamthaushalt umfasst 6,01 Millionen und steigt gegenüber dem Vorjahr um knapp 300.000 Euro. Auf den Verwaltungshaushalt entfallen 4,65 Millionen Euro und auf den Vermögenshaushalt 1,36 Millionen Euro. Im vergangenen Haushaltsjahr war eine Kreditaufnahme von 683.505 Euro geplant, um die Investitionsausgaben decken zu können. Hiervon wurden 360.000 Euro als Förderkredit in Anspruch genommen. Die verbleibende Summe wurde in das Haushaltsjahr 2024 übertragen und wird in Kürze in Anspruch genommen. Zusätzlich wird nach jetzigem Stand eine weitere Kreditaufnahme in Höhe von 888.058 Euro notwendig sein. Außerdem wurde eine Bedarfszuweisung beim Freistaat Bayern beantragt, damit die signifikanten Ausfälle im Bereich der Einnahmen der Gewerbesteuer kompensiert werden können. Weiter wird versucht Ausfälle durch eine moderate Erhöhung des Hebesatzes abzumildern.
Die schwankenden Einnahmen der Gewerbesteuer führen auch zu einer extrem schwankenden Kreisumlage und Schlüsselzuweisung. Beides errechnet sich stets aus den Steuerkraftzahlen, welche auf den Steuereinnahmen aus dem vorletzten Haushaltsjahr beruhen. So muss die Gemeinde in 2024 mehr Kreisumlage entrichten, da sie in 2022 gute Steuereinnahmen erwirtschaftet hatte. Demgegenüber ist in 2024 auch eine geringere Schlüsselzuweisung zu erwarten. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde Hafenlohr liegt mit 2580 Euro weit über dem Landesdurchschnitt, der bei 728 Euro liegt. "Der Fokus der Gemeinde Hafenlohr liegt weiterhin auf der Erfüllung der gemeindlichen Pflichtaufgaben", so Kämmerer Heiko Müller, der das Zahlenwerk vortrug.
Sanierungsmaßnahmen belasten die Kasse
Einige Ortsstraßen weisen teilweise starke Beschädigungen auf und müssen einer Sanierung unterzogen werden. Die Spielgeräte auf dem Kindergartenspielplatz wurden bei der letzten Überprüfung beanstandet und müssen aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden. Die Heizung im Ankersaal muss zwingend ersetzt werden und auch die Ölheizungsanlage im Feuerwehrhaus Hafenlohr muss ausgetauscht werden. Die Ausweisung von Bauland für junge Familien ist eine wichtige Aufgabe. So sollen künftig stets unbebaute Grundstücke aus privater Hand erworben werden, um diese wiederum jungen Familien anbieten zu können. Auf der Einnahmenseite steht der Verkauf eines Bauhoffahrzeuges, Förderung von Heizung und Umrüstung der Straßenbeleuchtung sowie die Investitionspauschale.
Die Hebesätze der Grundsteuer A und B sowie der Gewerbesteuer wurden einheitlich auf 370 angehoben, was voraussichtlich Mehreinnahmen von rund 70.000 Euro bringt. "Das deckt noch nicht mal die tariflichen Lohnerhöhungen, die rund 100.000 Euro betragen", meinte Bürgermeister Thorsten Schwab. Und während Anya Pauli die Meinung vertritt: "Das wird uns nur Ärger und Konsequenzen bringen", meinte Manuel Fischer: "Ich hab auch mit Leuten mit Verständnis gesprochen".
Forstschule soll langfristigen Plan erstellen
Weiteres Thema im Gemeinderat war die Erneuerung des langfristigen Forstwirtschaftsplanes. Der aktuelle Plan würde nach Regellaufzeit noch bis 2032 laufen und jetzt wäre eine Zwischenüberprüfung notwendig. Da sich seit der letzten Prüfung im Jahr 2013 aber viel im Wald geändert hat, schlug Forstwirt Wolfgang Grimm bereits jetzt eine Neuauflage vor. Besonders seit 2018 hat der Wald stark gelitten. Sei es durch Sturm, Hitze, Dürre oder den Käfer. Es wurde viel Holzeinschlag nötig, der so nicht planbar war. "Wir würden jetzt auch mit anderen Baumarten planen als 2013", so Grimm.
Außerdem trug er ein Angebot der Forstschule vor, die den neuen Plan für rund 5000 Euro statt den normerweise anfallenden 14.000 Euro erstellen würden. Für die Forstschule ist das eine Übung, die fahren raus, schauen sich den Wald genau an und es fallen nur die Fahrtkosten an. "Es besteht kein gesetzlicher Zwang das zu tun. Aber es ist eine Chance und ein gutes Angebot", erklärte Grimm.
Auch Förster Matthias Huckle würde eine Änderung des Planes begrüßen. "Jetzt muss ich mich grundsätzlich an den alten Plan halten und vieles hat man 2013 noch nicht gewusst". Bürgermeister Thorsten Schwab findet es schon richtig die Bewirtschaftung anzupassen. "Und wir zahlen ja nur die Fahrtkosten". Johannes Ritter meinte: "Das ist eine gute Investition in die Zukunft. Auch wenn der Zeitpunkt wegen des Haushaltes ungünstig ist".
Am Ende beschloss der Gemeinderat mit einer Gegenstimme von Anya Pauli das AELF Karlstadt (Untere Forstbehörde) zu beauftragen, für den Gemeindewald Hafenlohr im Rahmen einer Zwischenrevision des laufenden Planes eine neue, langfristige Planung mit zehnjähriger Laufzeit von der bayerischen Forstschule Lohr erstellen zu lassen.