Soll das Handyverbot an bayerischen Schulen künftig gelockert werden? Seit Januar gibt es dazu eine Umfrage unter Schülern, Eltern und Lehrern, die die Meinungen und Erfahrungen zum Handyverbot darlegen soll. Auch am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr läuft, wie berichtet, die Umfrage. Seit Montag gilt auch eine interne Handyregelung an der Schule.
Seit September läuft das Projekt "Handy-Versuchsschule", in dem es mehrere Befragungen und Neunutzungskonzepte für die Schulen geben soll. Die erste Befragung durch das Ministerium bzw. das beauftragte Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) lief im Januar an, die letzte soll im Mai 2020 stattfinden.
Am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium ist zudem seit Montag die neue Nutzungsordnung inkraft. Die neuen Regelungen, die in einem Arbeitskreis aus Lehrern, Eltern und Schülern erarbeitet wurden, sehen demnach Folgendes vor: Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen Q11 und Q12 dürfen ihr Handy jederzeit in beiden Kollegstufenzimmern, wo es auch einen WLAN-Zugang gibt, im Sofa-Raum (Lichthof) sowie in einem weiteren Raum privat benutzen. Lediglich Video-, Foto- sowie Audioaufnahmen sind nicht erlaubt.
Der Schulversuch soll laut Schulleiter Bernd Rottenbacher in drei Phasen ablaufen. Zunächst gibt es eine Lockerung der Handyregelung für die Elft- und Zwölftklässler, dann eventuell weitere Lockerungen mit einer Ausweitung in "zeitlicher, räumlicher und altersmäßiger Hinsicht". Voraussetzung dafür ist, dass sich alle an die derzeit geltende Regel halten. Rottenbacher stellt klar: "Alles andere als oben beschrieben ist und bleibt verboten."

Die Umfragen fürs Ministerium wurden derweil bis 1. März verlängert: "Wir rechnen mit einem Ergebnis frühestens Anfang April", sagte Schulleiter Rottenbacher auf Nachfrage. Es habe technische Komplikationen gegeben, die die Umfrage in Verzug gestellt hätten, so Rottenbacher. Hartmut Beck, Schulleiter des Balthasar-Neumann-Gymnasiums in Marktheidenfeld, bestätigt die Probleme: "Es gab die Mitteilung, dass es Serverprobleme in München gab."
Bei einer schulinternen Umfrage am Lohrer Gymnasium im Dezember kam laut Rottenbacher heraus, dass viele Schüler gar nichts von einem bislang geltenden Handyverbot gewusst und munter das Handy in der Schule verwendet hätten. Wenn ein Lehrer ein Handy einkassiert hat, habe es von offenbar verdutzten Schülern oft geheißen: "Das dürfen wir doch."
Vier Handyversuchsschulen im Landkreis
Neben Lohr sind die Gymnasien in Karlstadt und Marktheidenfeld sowie die Realschule Karlstadt vom Kultusministerium für zwei Jahre als "Handy-Versuchsschulen" auserkoren. Vom Kultusministerium wurden von insgesamt 135 weiterführenden bayerischen Schulen 16 in Unterfranken ausgewählt.
Diese sollen die derzeitigen Regeln bewerten und neue Nutzungskonzepte austesten. Bisher sind "Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien" laut bayerischem Erziehungs- und Unterrichtsgesetz auf dem Schulgelände auszuschalten beziehungsweise nicht zu privaten Zwecken zu verwenden. Lehrkräfte können jedoch eine Ausnahme erlauben.
Die Marktheidenfelder Schule hat in der Lehrerkonferenz letzten Donnerstag ein Nutzungskonzept beschlossen, so Beck. Den Schülern wird für ein Halbjahr erlaubt, das Smartphone vor acht Uhr und nach 13 Uhr privat zu nutzen – zumindest in bestimmten Bereichen der Schule. Den unteren Jahrgängen werde die Nutzung nur in der Aula erlaubt, die älteren bekommen mehr Freiheiten.
"Wir wollen schauen, wie tragfähig das neue Konzept ist", sagt Beck und behält sich vor, die Regel je nach Situation noch einmal anzupassen.
Die Johann-Rudolph-Glauber-Realschule in Karlstadt hat ihre Nutzungsordnung für die private Handynutzung an der Schule, die seit dem 15. Februar inkraft ist, bereits vor einem Monat im Schulforum beschlossen. Vorgesehen ist, dass Schüler ihre Handys vor und nach dem Unterricht in einem Gang des Schulgebäudes verwenden dürfen. Der Karlstadter Realschulrektor Thorsten Stöhr stellt jedoch klar: "Fotos und Videos von Mitschülern sind verboten."